Warum Oma in den Knast kam

von Joan Wile

Veröffentlicht am 16. Januar, 2006 durch CommonDreams.org

Am 17. Oktober wurden achtzehn Großmütter am Anwerbungskiosk in der Times Square verhaftet und eingesperrt. Uns wurde Störung der öffentlichen Ordnung vorgeworfen, weil wir versucht haben, uns zum Militärdienst zu melden, und als wir nicht hereingelassen wurden, sich vor der Tür hingesetzt haben.

Warum haben wir das gemacht? Manche fragen uns, ob wir Enkel haben, die im Irak kämpfen. Tatsächlich hat keine von uns solche, aber darum geht es nicht. Wir sorgen uns um die Enkelgeneration allgemein. Sie sind alle unsere Enkel, und wir trauern um jeden Jugendlichen, der infolge unserer tragisch schlecht durchdachten, illegalen Besetzung des Iraks. "Ill" [englisch "krank"] ist eine sehr passende Vorsilbe, denn die gefühllosen Ungeheuer, welche dieses Verbrechen begangen haben, sind bis ins Innerste krank. Wie hätten sie sonst diese ganzen tapferen Jugendliche in den Tod schicken können für etwas, von dem sie unserer Überzeugung wußten, daß es eine Lüge war. Wie hätten sie Bomben abschießen können, die tausende von unschuldigen Irakis, viele von ihnen Kinder, getötet haben? Wir glauben keinen Augenblick lang, und haben es nie getan, daß sie durch fehlerhafte Informationen der Nachrichtendienste überzeugt waren, daß es im Waffenarsenal Saddams Massenvernichtungswaffen gäbe. WIR waren diejenigen mit solchen Waffen, die Massenvernichtung über das unglückselige irakische Volk brachten.

Wir haben beschlossen, uns zum Militär zu melden, damit wir junge Menschen ersetzen, sodaß sie nach Hause kommen könnten. Schließlich haben wir alle schon ein langes Leben geführt, also besser wir als sie. Und wenn man es danach beurteilt, wie die Werbeoffiziere im Büro sich hinter ihren Schreibtischen versteckt haben, als sie uns an der Tür sahen, kann man sich vorstellen, wie die Aufständischen davon laufen würden, wenn sie uns kommen sähen.

Falls man uns nicht anwerben wollte, was ja, wie wir wußten, keine realisierbare Möglichkeit war, haben wir gehofft, mit unseren Handlungen für unsere großmütterliche Weisheit, daß dieser Krieg sofort beendet werden muß, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wir sind uns sicher daß unserer weiterer Verbleib in jenem heimgesuchten Land nichts bringt. Das Argument, daß man uns zur Bekämpfung der Revolte ist einfach nicht stichhaltig, da die Revolte sich immer mehr ausdehnt, je länger wir dort bleiben. Es ist eigentlich ganz einfach. Warum soll man immer weiter eine verlorene Schlacht auskämpfen, und dabei immer mehr unserer Jugendlichen verlieren?

Mir scheint es ironisch, daß wir alten Weiber schon immer gewußt haben, daß dieser Krieg völlig ungerechtfertigt sei und eine Katastrophe werden müsse, aber unsere ganzen großen Staatsmänner und Politiker beginnen erst jetzt zu erkennen, daß es vielleicht ein Fehler. In Zukunft rate ich daher "Höre auf Deine Oma!"; Oma weiß es besser.

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Joan Wile ist Gründerin/Leiterin der "Großmütter Gegen den Krieg", und eine der Oma-Knastvögel. E-Mail: Joanwile263@aol.com