Ausbau der Frontstadt Heidelberg?

US-Militärs wollen wegen künftiger Kriege ganzen Stadtteil in Hochsicherheitsgebiet umbauen

Joachim Guilliard, 14.10.2002
(Erschien in ähnlicher Form auch in der jungen Welt v. 16.02, s. http://www.jungewelt.de/2002/10-16/012.php)

Wer dabei ist Land für Land mit Krieg zu überziehen – George W. Bush sprach von bis zu 60 Ländern in und gegen die der "Krieg gegen den Terror" geführt werden soll – muß weltweit mit wachsenden Protesten rechnen, die Gefahr terroristischer Angriffe auf US-Einrichtungen steigt.

Folgerichtig planen die US-Militärs in Heidelberg die Wohnsiedlungen im Stadtgebiet aufzugeben, die bereits seit dem 11.9.2001 durch Absperrungen und schwerbewaffneten Soldaten vom Rest der Stadt abgetrennt wurden. Die Patrick-Henry-Village soll nach ihren Wünschen sukzessive auf das vierfache ihrer jetzigen Größe ausgeweitet werden. Ein Stadtteil im "Hochsicherheitsstil" soll, umgeben von einem breiten "Sicherheitsstreifen", zwischen Pfaffengrund und Kirchheim auf einer Fläche von mehr als vier Quadratkilometer entstehen – größer als die drei Stadteile Altstadt, Bergheim und Weststadt zusammen.

Ein solcher Ausbau stößt zwar auch im Stadtrat auf Ablehnung. Die Verantwortlichen der Stadt sind aber nach wie vor bemüht, die US-Verantwortlichen nicht zu verärgern und das US-Militär in der Stadt zu halten. Sie hoffen auf einen Kompromiss.

Der Ausbau bedroht die wirtschaftlichen Existenz einer großen Zahl von Landwirten und wäre mit seinem Verlust von Freiflächen ein verheerender Eingriff in die Städteplanung.

Doch unabhängig davon, inwieweit diese Pläne umgesetzt werden, ist in diesem Zusammenhang ein anderer Gesichtspunkt wichtig: Die Heidelberger Hauptquartiere der US-Streitkräfte waren schon während des Vietnamkriegs Teil der US-Kriegsmaschinerie und sind auch aktuell an den Kriegsvorbereitungen gegen den Irak beteiligt. So schickt das hier stationierte Hauptquartier des V. Korps gerade Truppen nach Kuwait, um die Verlegung größerer Truppenverbände zu organisieren. Das V. Korps umfaßt ca. 40.000 Soldaten, die in Europa stationiert und hier u.a. für Einsätze im Nahen Osten trainiert werden.

Die Baupläne weisen auch darauf hin, daß die USA ihre Kriegspolitik über den geplanten Krieg gegen den Irak hinaus fortsetzen wollen und ihren Heidelberger Einrichtungen eine maßgebliche Rolle dabei zukommt.

Die Anwesenheit von NATO-Streitkräften in Deutschland kann ohnehin schon lange nicht mehr mit einer äußeren Bedrohung gerechtfertigt werden.
Wir fordern daher den vollständigen Abzug der US-Streitkräfte und NATO-Einrichtungen aus der Stadt und dem ganzen Land.
Wir fordern die Oberbürgermeisterin auf, deutlich zu machen, daß Heidelberg nicht länger Frontstadt in verbrecherischen Kriegen sein will, sondern Partnerstadt für den Frieden.

Selbstverständlich heißen wir weiterhin alle zivilen US-Bürgerinnen und Bürger sowie alle Soldaten die den Streitkräften den Rücken kehrten, herzlich willkommen.

siehe auch: