JUGOSLAWIEN
Zwei Jahre nach
dem Krieg
 
Lügen
Zerstörung
Vertreibungen
Umweltvergiftung

"Sind Deutschland und die rot-grüne Bundesregierung in den Kosovo-Krieg mehr oder weniger »gutwillig, überfordert, am Ende machtlos« hineingeschliddert, wie »Die Zeit« formuliert? War dies »ein amerikanischer Krieg«, der nach 78 Tagen »durch einen deutschen Frieden« beendet wurde, wie der »Spiegel« suggeriert? ... Wer die Wahrheit in den Tatsachen sucht, kommt unweigerlich zu einem anderen Schluß." (Matthias Küntzel *) beim 2. Internationalen Hearing des Europäischen Trbunals über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien am 16. April 2000 in Hamburg)

Es begann mit einer Lüge
"wenn ermordeten Schwangeren der Bauch aufgeschlitzt wird und der Fötus erst gegrillt und dann in den Bauch zurückgelegt wird..." Scharping

In den beiden Jahren nach dem Krieg wurde nach und nach eine Behauptung nach der anderen widerlegt, mit der die Verantwortlichen Deutschlands und die der anderen NATO-Staaten den Krieg gegen Jugoslawien zu rechtfertigen versucht hatten. Insbesondere Kriegsminister Scharping hatte sich dabei mit serbischen KZs und sonstigen Horrorgeschichten hervorgetan. Spätestens mit dem WDR Film »Es begann mit einer Lüge« von Jo Angerer und Mathias Werth sind er und seine Mitstreiter öffentlich als Lügner entlarvt.

Die »Rambouillet-Verhandlungen« waren eine Farce, von einer »humanitäre Katastrophe« konnte nach Einschätzung der OSZE vor Kriegsbeginn keine Rede sein und der »Hufeisenplan«, der eine gezielte jugoslawische Vertreibungspolitik belegen sollte, war eine deutsche Fälschung. Einen »Völkermord an mehr als 100.000 Albanern« hat es glücklicherweise nie gegeben und die Geschichten von »gegrillten Föten« belegen nur die kranken Hirne ihrer Urheber.

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer und Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE mußte im März letzten Jahres feststellen, daß "noch nie so wenige so viele so gründlich belogen haben wie im Zusammenhang mit dem Kosovokrieg".

Vertreibungen unter dem Schutz der NATO

Veranstaltungen:

21.3. 20 Uhr
Deutschland als treibende Kraft
mit Matthias Küntzel, Buchautor
è Saal der Albert-Gemeinde, Bergheimerstr. 108, HD

24.3. 14 Uhr
Kundgebung zum Jahrestag
è Anatomiegarten, Hauptstraße, Heidelberg

30.3. 20 Uhr
Krieg als letzes Mittel?
Dr. theol. Hannelis Schulte
zur Stellung der Kirchen zum Jugoslawienkrieg, eingeleitet mit der WDR-Dokumentation
"Es begann mit einer Lüge"
è Volkshochschule, Bergheimer Str. 76, Heidelberg

25.4. 20 Uhr
Jugoslawien – Muster für den
nächsten Krieg

Tobias Pflüger, IMI, Tübingen
über Bundeswehrreform, "Einsatzkräfte" und zivil-militärische Zusammenarbeit
è Theatersaal, Karlstorbahnhof, Heidelberg

Nicht nur die Lügen, auch die Folgen des Krieges offenbarten sich rasch. Während die gesamte industrielles Basis Jugoslawiens, einschließlich des Kosovos schwer beschädigt worden war und dadurch fast eine Million Menschen ihre Erwerbsmöglichkeiten verloren, nahmen die bewaffneten albanischen Kräfte den Kosovo unter dem Schutz der einziehenden NATO-Kontingente unter ihre Kontrolle: der größte Teil der nicht-albanischen Bevölkerung, vor allem Serben und Roma wurde vertrieben.

Umweltzerstörungen, chemische und
radioaktive Verseuchung

Nach dem einige im Kosovo eingesetzten NATO-Soldaten an für radioaktive Verstrahlung typischen Krankheiten erkrankten, war plötzlich die Aufregung um die gegen Jugoslawien eingesetzte Uranmunition groß. Auch wenn hier Scharping und Co. eifrig abwiegeln, ist unter Experten unumstritten, daß der beim Einschlag der Munition entstehende feine Staub aus sogenanntem "abgereicherten Uran" extrem giftig für Mensch und Umwelt ist. Nicht von der – auf größere Entfernung tatsächlich relativ niedrigen – allgemeine Strahlung geht dabei die hauptsächliche Gefährdung aus, sondern von den beim Zerfall frei werdenden energiereichen atomaren Teilchen, den "Alphastrahlen". Diese haben zwar nur sehr kurze Reichweiten, können aber, wenn sich das Uran in Organen, Rückenmark etc. angereichert hat, verheerende – Krebs und andere Krankheiten auslösende – Schäden in ihrer unmittelbaren Umgebung verursachen. Darüber hinaus ist Uran auch chemisch um ein vielfaches giftiger als beispielsweise Arsen oder Quecksilber.

Wenn auch die Langzeitwirkung des über Jugoslawien abgeschossenen Urans auf die Bevölkerung noch gar nicht abzuschätzen ist, dürfen die anderen Umweltfolgen der Bombardierungen nicht außer acht gelassen werden. Bei der Zerstörung von Raffinerien und chemischen Fabriken sind eine Vielzahl hochgiftiger Chemikalien freigesetzt worden und in den Boden und das Grundwasser gelangt. Auch hier sind erhöhte Krankheitsraten, Fehlgeburten und Mißbildungen die Folge.

Die Erfahrungen im Irak, der acht Jahre zuvor ebenso radioaktiv und chemisch verseucht wurde, läßt für die Zukunft noch schlimmes befürchten.

Deutschland als treibende Kraft

Vor allem die ehemals pazifistischen Grünen und die liberalen unter den Medien, die sich für den Krieg eingesetzt hatten, pflegen gerne den Mythos, daß Deutschland in diesen Krieg »hineingeschliddert« sei. Tatsächlich aber hat – wie u.a. Matthias Küntzel in seinem Buch "Der Weg in den Krieg" mit vielen Details belegt, kein anderes Land den Kosovo-Konflikt so angeheizt wie Deutschland. Keine andere Macht hat sich so unverhohlen als Schutzmacht der »Kosovo-Befreiungsarmee« (UCK) profiliert wie die deutsche und zwischen dem März 1998 und dem März 1999 den Konflikt im Kosovo angestachelt und auf einen NATO-Krieg gegen Jugoslawien gedrängt.

Dies in Fortsetzung einer bereits Anfang des Jahrzehnts begonnenen Politik, die ihren Ausdruck u.a. in der im Alleingang durchgeführten Anerkennung Kroatiens und Sloweniens fand. Wie man heute weiß, hat dies den späteren Bosnien-Krieg maßgeblich provoziert.

Insofern trifft auch für den "Kosovo-Krieg" zu, was der norwegische Publizist und Friedensforscher Johan Galtung über den Kontext der deutschen Anerkennungspolitik von 1991 einmal formulierte: "Ich sage, daß Deutschland hier ein Verbrechen begangen hat." Und doch sei nicht die Regierung das Hauptproblem. Weitaus bedrückender sei, "daß man das nicht diskutiert hat. Das Schlimmste hat eigentlich mit der Öffentlichkeit in Deutschland zu tun."


*) Matthias Küntzel ist Autor des Buches: Der Weg in den Krieg. Deutschland, die NATO und das Kosovo. Elefantenpress, Berlin 2000.


Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg · DGB·Rhein-Neckar-Heidelberg · Antifaschistische Initiative HD · VVN/Bund der AntifaschistInnen HD

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