Leserbrief

Zum Artikel "Friedensmarsch von Streit überschattet", RNZ v. 4. 4.

Warum nur kommt es mir so vor, als berichte die Heidelberger Presse einseitig und befangen?

Vielleicht, weil die RNZ zwar jede der beiden Regierungsparteien, die nun mit uns streiten, als gäbe es in diesen Zeiten nichts wichtigeres zu tun, ausführlich befragt und zu Wort kommen lässt, aus dem Bündnis, das immerhin von über 50 Einrichtungen getragen wird, aber nur Dekan Bauer zitiert, und auch ihn nur mit der Hälfte seiner Aussagen, während der Vertreter der Veranstalter nicht einmal erwähnt wird?

Vielleicht, weil sie unser Interview-Angebot mit Rafik Schami und mehreren anderen UnterstützeInnen weder wahrnimmt noch es wichtig findet, deren Meinung zu erfahren?

Vielleicht, weil sie nicht mehr erwähnt, dass Dorothea Paschen als Grünenvertreterin auf der ersten Demonstration gesprochen hat?

Vielleicht, weil sie mit keinem Wort berichtet, dass Lothar Binding sich schon bei der letzten Demonstration entgegen aller Konventionen bürgerlicher und von uns ebenfalls geschätzter Höflichkeit einfach als Redner in die Zeitung setzen ließ, ohne das Bündnis auch nur informiert, geschweige denn gefragt zu haben?

Vielleicht, weil sie nirgends erwähnt, dass die SPD gar nicht und die Grünen nur ein einziges Mal vor den "Redeverboten" an den Treffen des Bündnisses teilgenommen hatten - obwohl sie ausdrücklich eingeladen waren und diese Treffen als öffentliche überall angekündigt waren?

Vielleicht, weil sie mit keinem Wort erwähnt, dass wir von uns aus die Grünen und die SPD auch nach dem Streit ausdrücklich eingeladen haben mitzumachen und zu sprechen - mit der einzigen Ausnahme von Mandatsträgern?

Vielleicht, weil sie Formulierungen findet wie: die SPD wird keinen Redner aufs Pult schicken - gerade so, als hätte die Partei ein verbrieftes Recht darauf, sprechen zu lassen, wo immer ihr das einfällt?

Vielleicht, weil sie noch nie in den 30 Jahren, seit ich in Heidelberg lebe, darüber geschrieben hat, auf welchen Parteiveranstaltungen wir als VertreterInnen der Friedensbewegung nicht sprechen durften, obwohl wir diesen Wunsch mit guten Gründen angemeldet hatten?

Vielleicht, weil sie ihre politische Meinung, auf die sie selbstverständlich jedes Recht hat, unverhohlen in den Vordergrund stellt, statt zu berichten, was die andern denken?

Annette Schiffmann