Fünf Leichen wohlauf

Saudischer Außenminister bestreitet Verwicklung Riads in Anschläge vom 11. September

Jürgen Elsässer, junge Welt vom 30.07.2003
 
Der Besuch des saudischen Außenministers in Washington droht für die US-Regierung ungemütlich zu werden. Beim gestrigen Zusammentreffen mit Präsident George W. Bush forderte Saud a-Faisal die Veröffentlichung der geschwärzten Seiten im offiziellen US-Bericht zum 11. September. Diese sollen angeblich eine Verwicklung des Königreichs in die Terroranschläge belegen. Prinz Bandar ibn Sultan, der saudische Botschafter in den USA, hatte sich bereits im Vorfeld verärgert gezeigt: »Saudi-Arabien hat nichts zu verbergen.« Gegen sein Land würden »von einigen aus politischen Gründen falsche Anschuldigungen erhoben«.

Der insgesamt über 800 Seiten umfassende Bericht des US-Kongresses war am Donnerstag letzter Woche veröffentlicht worden (http://news.findlaw. com/hdocs/docs/911rpt/index.html), allerdings unter Aussparung von 28 Seiten, die »sensible Fragen der nationalen Sicherheit« beträfen. »Weithin wird angenommen«, so die Nachrichtenagentur AP gestern, daß die zensierten Passagen die Rolle Saudi-Arabiens behandeln. Senator Bob Graham, Mitglied im Geheimdienstausschuß, hatte den Vermutungen am Sonntag erneut Auftrieb gegeben. Ein ausländischer Staat habe »zwei der Terroristen substantiell unterstützt und ihnen die Planung, Vorbereitung und Durchführung der Tragödie des 11. September ermöglicht«. Allerdings wollte Graham mit Verweis auf die Wahrung von Staatsgeheimnissen den Namen dieses Staates nicht preisgeben. Nun fordert auch er die Freigabe der 28 Seiten. Das würde »der saudischen Regierung erlauben, auf alle kritischen Fragen einzugehen«.

Der saudische Außenminister hatte bereits vor fast zwei Jahren, am 20. September 2001, nach einem Treffen mit Bush gesagt: »Es ist erwiesen, daß fünf der Namen auf der FBI-Fahndungsliste nichts mit dem zu tun hatten, was geschehen ist.« Diese Aussage wird durch Recherchen renommierter westlicher Medien bestätigt, ohne daß die fraglichen Personen bis heute von der Liste der 19 Tatverdächtigen gestrichen wurden. Im einzelnen handelt es sich um folgende saudische Staatsbürger:

Achmed Al-Nami: Ging zur Tatzeit seiner Tätigkeit in der Verwaltung der Saudi Arabian Airlines in Riad nach. Dem Reporter des Daily Telegraph sagte er: »Ich lebe noch, wie Sie sehen. Ich war geschockt, meinen Namen durch die amerikanischen Justizbehörden erwähnt zu sehen.« (DT, 23. September 2001)

Abdulaziz Al-Omari: Befand sich zur Tatzeit an seinem Schreibtisch bei der Saudi Telecomunication Society in Riad. »Ich konnte es nicht glauben, daß mich das FBI auf seine Liste setzte ... Ich bin hier. Ich lebe. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Flugzeug fliegt.« (ebenda)

Salem Al-Hazmi »war, als die Hijacker zuschlugen, gerade an seinen Arbeitsplatz in einem petrochemischen Komplex in der östlichen Industriestadt Janbo zurückgekehrt« (ebenda).

Said Al-Ghamdi: Der Pilot wurde nach dem 11. September zunächst von der arabischen Tageszeitung Aharq Al Awsat interviewt, was auch der britische Sender BBC am 23. September meldete. Zum Tatzeitpunkt befand er sich mit 22 anderen Piloten in Tunesien, um am Airbus ausgebildet zu werden.

Walid Al-Sheri: Ist ebenfalls Pilot und war zur Tatzeit in Marokko auf einer Fortbildung. Er »protestiert jetzt in Casablanca (Marokko), er sei unschuldig. Er erklärte Journalisten, daß er nichts mit den Attacken in New York und Washington zu tun habe«, meldete BBC am 23. September 2001. Darüber hinaus meldete sich Al-Sheri auch im Fernsehsen AlDschasira zu Wort. Dort sah er quicklebendig, aber im übrigen genauso aus wie auf der FBI-Fahndungsliste, wo doch eigentlich eine Galerie toter Entführer versammelt ist.

»Fünf der Flugzeugentführer benutzten gestohlene Identitäten, und die Untersuchungsbeamten gehen der Möglichkeit nach, daß die ganze Selbstmörder-Truppe aus Betrügern bestand«, faßte die Londoner Times am 20. September 2001 die Zweifel zusammen. Doch seither hat kein einziger der Fahnder bei den von den Toten Auferstandenen nachgefragt.

»Die saudische Spur ist Quatsch. Und gerade durch die Schwärzungen im Kongreßbericht sollen Gutgläubige auf diese falsche Fährte gelockt werden«, bestätigt auch Andreas Hauß. Er hat in seinem zusammen mit Mathias Bröckers verfaßten Buch »Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.«, das diese Woche im Verlag 2001 erschienen ist, alle Dokumente über die quicklebendigen Selbstmordattentäter zusammengestellt.

* Siehe auch Interview mit Nafeez M. Ahmed

 
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