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Global Research, 1.10.2006.
Original: The
March to War: Naval build-up in the Persian Gulf and the Eastern
Mediterranean.
Auszüge übersetzt v. Zeit-Fragen,
5.10.2006
Auszüge
[…]
Ein Konflikt gegen den Iran und
Syrien, nähme er konkrete Formen an, würde sich von den bisherigen von
Anglo-Amerika unterstützten Konflikten unterscheiden. Er würde sich
über ein grösseres Gebiet ausdehnen, würde mehr Todesopfer fordern und
wäre vorwiegend ein Luft- und Seekrieg.
Die Schlagkraft der
Meeresflotte hätte grössere Bedeutung als in Jugoslawien, Afghanistan,
im Irak und in Libanon. Die Vereinigten Staaten begehrten einen
schnellen Sieg, obschon die Chancen dafür nicht absehbar sind. Wenn ein
Konflikt mit dem Iran entstünde, dann wären die Vereinigten Staaten und
deren Partner bestrebt, die Strasse von Hormuz für internationale
Öltransporte offenzuhalten. Die Strasse von Hormuz ist die
«Energiepulsader für die Welt».
[…]
Während es heisst, dieser
Aufmarsch stünde in bezug zu den gerade stattfindenden militärischen
Operationen in Irak und Afghanistan, transportieren die Kriegsschiffe
Ausrüstungen mit sich, die nicht für diese beiden Schauplätze bestimmt
sind. Für Minensuchboote besteht absolut kein Bedarf im ausschliesslich
von Festland umgebenen Afghanistan, und sie sind auch im Irak unnötig,
da dort der Meereskorridor und die Häfen vollständig unter der
Kontrolle der mit Anglo-Amerika Verbündeten stehen.
Weitere
Kampfschiffe in der Schlagtruppe dieses Unternehmens sind der Zerstörer
«U.S.S. McFaul», die Kriegsfregatte «U.S.S. Nicholas», der
Schlachtkreuzer «U.S.S. Leyte Gulf», das Angriffs-Unterseeboot «U.S.S.
Alexandria» und das «schnelle Kampfunterstützungsschiff» «U.S.N.S.
Supply».
[…]
«Als der Majorgeneral Axel Tüttelmann, der Kopf des
luftgestützten Nato-Frühwarnsystems und ihrer Kontrollbrigade, vor zwei
Wochen in Israel stolz einen AWACs-Frühwarn- und Überwachungsplan
vorzeigte, verursachte er damit eine Welle von Nervosität im Brüsseler
Nato-Hauptquartier. Es war aber nicht seine Demonstration, die für
Stirnrunzeln sorgte, sondern es war das, was er über das mögliche
Nato-Engagement bei jeglichem zuküftigem [anglo-amerikanischen]
Militärschlag gegen den Iran sagte: ‹Wir wären die ersten, die
einberufen würden, wenn der Nato-Rat so entscheiden würde›, sagte er.
Während die Nato es vorzöge, die Betonung auf das Verbleiben beim
‹wenn› zu legen, lassen Tüttelmanns Kommentare klar erkennen, dass das
militärische Bündnis, also die Nato, eine unterstützende Rolle spielen
könnte, wenn Amerika Luftschläge gegen iranische Nuklearziele
[einschliesslich Anlagen und Gebäude des Militärs, der Industrie und
der Infrastruktur] führte.“[1]
[…]
Iran verfügt über eine
Unterwasserflotte, die im Iran und in Russland gebaut wurde, über eine
Luftkissenbootflotte, die einst weltweit die grösste war, über ROVs
(ferngelenkte Vehikel), verschiedene Landfahrzeuge in unterschiedlichen
Grössen und mit unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und über see-
und luftgestützte Einheiten, zu denen Helikopterschwadronen,
Minensuchboote und ein umfangreiches Arsenal von Schiffsabwehrraketen
gehören. Die iranische Unterwasserflotte besteht auch aus
Miniunterseebooten, die in Eigenproduktion im Iran hergestellt wurden.[2]
Der
Iran hat im letzten Jahrzehnt die Marine aufgerüstet. Als ein Beispiel
zeigte das iranische Militär im Zusammenhang mit dem Kriegsgeplänkel im
August 2006 seine neusten Torpedo-Patrouillenboote (PT). Das sind
kleine Boote, die im Angriff gegen grössere Kriegsschiffe erfolgreich
eingesetzt wurden. Diese Boote könnten eine Bedrohung sein für die
US-Kampftruppen, die gerade im Persischen Golf und im grossarabischen
Meer stationiert werden. Der Marinekommandant Kouchaki sagte gegenüber
der Fars-News-Agentur (FNA): «‹Joshan› [ein neues iranisches PT-Boot]
steht im Genuss der weltneusten Technologie, besonders in Anbetracht
von seiner militärischen, elektrischen und elektronischen Ausrüstung,
sowohl was die Rahmenbauten als auch was die Fahrgestelle betrifft.
Zudem verfügt es über die erforderlichen Mittel, mächtige Raketen
abzufeuern.» «Wie das erste iranische PT-Boot ‹Peykan› erreicht auch
‹Joshan› eine Geschwindigkeit von mehr als 45 Knoten, was es sogar noch
schneller macht als die gesamte von anderen Ländern hergestellte
Generation von PT-Booten. Das Boot vermag verschiedene Raketen und
Geschosse mit einer Reichweite von über 100 Kilometern [62,14 Meilen]
zu verwenden, verfügt über sehr hohe Manövrierbarkeit, die dazu
verhilft, Torpedos auszuweichen, und es trägt die weltweit
fortschrittlichste Granate, die sich ‹Fajr› nennt.» Die
76-mm-Kaliber-Granate, welche nur der Iran, die USA und Italien
herstellen können und über welche das neue iranische PT-Boot ebenso wie
eine weitreichende Auswahl anderer militärischer Fähigkeiten verfügt,
vermag See- und Luftziele im Umkreis von 19 km bzw. 23 000 Fuss zu treffen.[3]
Der Iran hat während seiner Kriegsspiele im August 2006
ebenso eine Serie von «Untersee-Boden»-Anti-Schiffsraketen getestet.[4]
Der schliesslich denkbare Fall scheint an Bedeutung gewonnen zu haben,
nämlich dass der Iran während eines anglo-amerikanischen Angriffs den
Ölfluss durch den Persischen Golf unterbrechen könnte.[5]
Während der
Kriegsspiele im April 2006 testete der Iran eine Anti-Schiffsrakete,
die, so wurde berichtet, «die schnellste der Welt» sei. Sie erreichte
eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 362 Stundenkilometern oder 225
Meilen pro Stunde. Diese Anti-Schiffsrakete ist so konstruiert, dass
sie grosse Unterseeboote zu zerstören vermag, und sie wird als «zu
schnell für die meisten Boote, als dass sie davor noch fliehen
könnten», bezeichnet.[6]
[…]
Es gibt eine beträchtliche
militärische Verschiebung und einen Aufbau alliierter Streitkräfte im
östlichen Mittelmeer, ausdrücklich unter dem Deckmantel einer
friedenserhaltenden Operation in Übereinstimmung mit der Resolution
1701 des UN-Sicherheitsrates. […]
Deutsche Kriegsschiffe werden
ebenfalls zu den Kriegsschiffen der anderen Nato-Mitglieder stossen,
welche die Küsten im östlichen Mittelmeer patrouillieren. Deutschland
wird schlussendlich das Kommando von den italienischen Marine-Truppen
übernehmen. Die deutsche Regierung hat Kampf-Fregatten und
Patrouillen-Schnellboote nach Libanon geschickt, welches sich im
Nachkriegsbelagerungszustand befindet.[7]
«Die Mission der Marine, dem
ersten deutschen Einsatz im Mittleren Osten seit dem Ende des Zweiten
Weltkriegs, wurde von 442 Abgeordneten gebilligt, mit 152 Gegenstimmen
und 5 Enthaltungen. Nicht weniger als 2400 Mann deutsches
(Marine-)Personal wird in die Region entsendet, gestützt durch ein
1-Jahres-Mandat, welches im August 2007 ausläuft. Die Mission erhöht
die Anzahl deutscher Soldaten, welche im Ausland dienen, auf über 10
000, das erste Mal in der Nachkriegs- (das bedeutet nach dem Zweiten
Weltkrieg-) Geschichte.»[8]
[…]
Die Nato hat «inoffiziell» das
Vakuum gefüllt, welches der Krieg in Libanon hinterlassen hat, wie es
«offiziell» in Afghanistan der Fall war. Die Nato hat mit Israel im
Jahre 2005 ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit unterzeichnet.
Diese Nato-Truppen könnten eine Besatzungsmacht werden, genauso wie in
Afghanistan.[9]
Israelische Bodentruppen haben sich noch nicht
vollständig aus Südlibanon zurückgezogen, entsprechend der
UN-Sicherheitsratsresolution und dem Waffenstillstand.
In der
Zwischenzeit haben israelische Kriegsschiffe die Verantwortung für die
Durchsetzung des illegalen See-Embargos in Libanon an Marineschiffe und
Kriegsschiffe der Nato übergeben.
[…]
Israel ist eine
Verlängerung der anglo-amerikanischen Allianz und auch der Nato durch
einen Militärpakt mit der Türkei und dem «Nato-Mittelmeer-Dialog»,
welche die Istanbul Cooperation Initiative vom 29. Juni 2004 beinhaltet.[10]
[…]
Besteht eine Beziehung zwischen den
Bombardierungen in Libanon und der Einweihung der weltgrössten
strategischen Pipeline, welche pro Tag mehr als 1 Million Barrel Öl zu
den westlichen Märkten leiten wird?
Die Einweihung der Ölpipeline
Ceyhan-Tbilisi-Baku (BTC), welche das Kaspische Meer mit dem östlichen
Mittelmeerraum verbindet, fand praktisch unbemerkt am 13. Juli (2006)
statt, ganz zu Beginn der von Israel protegierten Bombardierungen
Libanons.
(...)
Die Bombardierungen Libanons sind Teil eines
sorgfältig geplanten und koordinierten militärischen Fahrplans (Road
map). Die Ausdehnung des Kriegs nach Syrien ist bereits von
Militärplanern der USA und Israels in Erwägung gezogen worden. Das
grössere militärische Programm ist eng mit dem strategischem Öl und den
Ölpipelines verknüpft. Es wird von westlichen Ölgiganten unterstützt,
welche die Pipeline-Korridore kontrollieren. Im Zusammenhang mit dem
Libanon-Krieg wird hier danach gestrebt, dass Israel territoriale
Kontrolle über die Küsten im östlichen Mittelmeerraum erhält.
(Michael Chossudovsky, The War on Lebanon and the Battle for Oil, 26.
Juli, 2006) […]
Nato-Sprecher
in Afghanistan haben berichtet, dass US-General McNeil bis Februar 2007
das Kommando der Nato-Truppen in Afghanistan, die sogenannte
International Security Assistance Force (ISAF), übernehmen wird. Das
bedeutet, dass amerikanische Truppen und Nato-Truppen, welche bisher
separaten Kommandostrukturen unterstellt waren, nun unter einer
Kommandostruktur in Afghanistan vereint werden. Die Medien haben darauf
hingewiesen, dass US-Truppen unter Nato-Kommando stehen würden. Aber
wirklich zur Debatte steht, dass ein US-General nun die Nato-Truppen
anführt.
«[General] O’Neils Kandidatur wurde [gemäss ISAF-Sprecher
Major Luke Knittig] am 22. September nach einer Konsultation mit
Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer genehmigt. (...) ‹Viele
dachten, es sehe so aus, als ob die Bush-Administration den Weg für
einen Rückzug bahnen würde›, sagte Antonio Giustozzi [Militärforscher
von der London School of Economics in Kabul]. ‹Vielleicht ist die
Entsendung eines Vier-Sterne-Generals eine Möglichkeit, um zu zeigen,
dass das Engagement immer noch da ist. Sie ist zudem billiger als die
Entsendung von noch mehr Truppen.›»
(Quelle: «Washington to send 4-star general to assume Afghanistan
command» (AP), International Herald Tribune, 26.9.2006)
Ungefähr
12 000 meistens amerikanische Kampftruppen in Afghanistan beginnen sich
im Oktober 2006 mit der Nato zusammenzuschliessen.[11] Der oberste
Nato-Kommandoposten in Afghanistan wird zurzeit von Generalleutnant
David Richards aus Grossbritannien geführt. Im Konfliktfall mit dem
Iran würden Nato-Truppen in Afghanistan den Iran angreifen.
Gleichermassen würden Nato-Truppen, welche in Libanon stationiert sind,
Syrien angreifen.
[…]
Es findet momentan ein
Militarisierungsprozess in der Levante und im östlichen Mittelmeerraum
statt, der weitgehend von Nato-Truppen geführt wird unter dem Vorwand
von Uno-Friedenserhaltung. •