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Staatsfernsehen
EMail an die SWR-Redaktion BW.Aktuell@swr.de
zum Bericht über das "Heidelberger Sicherheitsforum" in BaWü Aktuell v. 15.5.2009
16.05.2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
angesichts solcher Berichte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wie
dem über das "Heidelberger Sicherheitsforum" gestern, brauchen Sie sich
nicht zu wundern, dass zur sog. "Politikmüdigkeit" auch eine
"Medienmüdigkeit" kommt, d.h. sich immer mehr Leute lieber im Internet
über die wenigen etablierten Medien informieren, die noch kritischen
Journalismus bieten, oder gleich auf alternative Medien zurückgreifen.
Der gestrige Bericht, der im wesentlichen nur ein paar Statements von
Verteidigungsminister Jung unkritisch wiedergab, hatte den Charakter
eines amtlichen Staatsfernsehen.
Statt mit kritischer Distanz auch Sinn und Zweck einer solchen
Konferenz anzusprechen, wurde aus einer Bemerkung ohne größeren
nachrichtlichen Wert eine Schlagzeile, die alles anderen dominierte:
Jung hat in Washingtons nichts von einer Änderung der Abzugspläne der
US-Army aus Heidelberg gehört. Mit anderen Worten, es hat sich an der
Informationslage nichts geändert. Denn der Abzug kann in drei Jahren
erfolgen, in fünf oder in acht. Falls die Militärführung aber bereits
darüber nachdenkt, zu bleiben, so hätten sie das auch dem Minister
nicht auf die Nase gebunden.
Der Zweck der Konferenz und die Proteste dagegen gingen bei diesem
Fokus völlig unter - und das war offensichtlich auch so gewollt.
(Dagegen hat selbst BILD.de die Proteste erwähnt
.)
Auch wer kein grundsätzlicher Kritiker der deutschen Militär- und
Außenpolitik ist, müßte doch den Klüngel zwischen Politk, Militär und
Industrie mißtrauisch beobachen, der zu Rüstungsprojekten führt, deren
Kosten stets exponentiell anwachsen und die am Ende nicht leisten, was
sie sollen. So wie der Schützenpanzer Puma, der in Serienproduktion
geht (Kosten mind. 3,7 Mrd vorrausichtlich eher 5 Mrd. Euro), obwohl er
bei allen Tests durchfiel und zu schwer für den Transport an den
Hindukusch ist. Oder der Eurofighter, der Ende der 90er Jahre noch mit
13 Mrd. Euro veranschlagt war, nun rund 22 Mrd. verschlingt. Oder der
Militärtransporter Airbus A400M, der nach wie vor nicht flugfähig ist
und dessen vereinter "Festpreis" von 20 Milliarden Euro sicherlich
ebenfalls noch stark ansteigen wird.
Mißtrauisch sollte doch auch machen, dass ausgerechnet die mit am Tisch
sitzen, wenn über "neue Sicherheitsrisiken" und neue Konzepte zur
"Stabilisierung" besetzter und anderer Länder beraten wird, deren
Umsätze direkt von dem dabei entdeckten Bedarf an Waffensystemen
abhängen.
Ist eine solche kritische Herangehensweise in der ARD nur noch in
Nischensendungen möglich?
Mit besorgten Grüßen,
Joachim Guilliard,
Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg