Mussolinis
Überfall auf Äthiopien
Gerhard Feldbauer: Vortrag und Lesung aus seinem gleichnamigen Buch
Der Zweite Weltkrieg begann - genau genommen
- bereits am 3. Oktober 1935, als eine 400.000 Mann starke italienische
Kolonialarmee von Italienisch-Eritrea und -Somalia aus Äthiopien
überfiel. Das unabhängige Äthiopien sollte zu einer
weiteren italienischen Kolonie unterjocht werden.
Der Völkerbund in Genf
beschloss praktisch unwirksame Sanktionen gegen Italien, während die
Großmächte
England und Frankreich die Politik Mussolinis zur Stärkung des
faschistischen
Systems insgeheim unterstützten. Trotz
waffentechnischer Unterlegenheit brachten die Äthiopier die Offensive
der
Italiener zum Stehen und gingen zum Gegenangriff über.
Da die Invasion zu
scheitern drohte, setzte Mussolini das Giftgas Yperit ein. Die
meisten der 275.000 Toten des Feldzuges
waren Opfer des Giftgases. Bis zum
Einmarsch der Alliierten im Mai 1941 fielen dem faschistischen Terror
insgesamt
750.000 Äthiopier zum Opfer. Nach einem erfolglosen Attentat gegen den
Generalgouverneur Mussolinis, Marschall Graziani, ließ dieser am 19.
Februar
1937 zur Vergeltung allein in der Hauptstadt Addis Abeba 30.000
Menschen
umbringen.
Der Autor zieht Parallelen zur Gegenwart. Die
Beschwichtigung der Öffentlichkeit, die Großbritannien und Frankreich
1935
angesichts der Aggressionsvorbereitungen Italiens wie auch
Nazideutschlands
betrieben, ging als Politik des Appeasements in die Geschichte ein. Die
Ereignisse, die vor 70 Jahren in den Abgrund des Zweiten Weltkrieges
führten,
haben in der Gegenwart erstaunlich wenig Aufmerksamkeit gefunden,
schreibt
Feldbauer. Dabei müssten aktuelle Parallelen dazu geradezu
herausfordern. Nach
Jugoslawien und Afghanistan ist das der USA-Überfall auf Irak.
Heute beruhigen
die deutsche wie andere europäische Regierungen die Bevölkerung über
den
Charakter des Überfalls auf Irak als eines völkerrechtswidrigen
Aggressionskrieges, verharmlosen oder verschweigen die begangenen
Kriegsverbrechen.