Frankfurt a. M. - Von Mitte 2005 und bis Ende 2006
nahmen die Forscher
um Professor Kai Hafez 37 Talk- und Magazinsendungen unter die Lupe,
darunter so renommierte Programme wie "Report", "Frontal 21", "37
Grad", und Dokumentationen sowie die Talk-Flaggschiffe "Sabine
Christiansen", "Berlin Mitte", "Beckmann" und "Kerner". Gefragt wurde,
aus welchem Anlass die Sendungen über Islam und Muslime berichten.
Das
jetzt veröffentlichte Ergebnis ist niederschmetternd: In vier von fünf
Fällen greifen die Redakteure das Thema Islam erst dann auf, wenn es um
Gewalt oder Konflikte geht, zum Beispiel um Terror, Benachteiligung von
Frauen, Ehrenmorde, Integrationsprobleme oder religiöse Intoleranz.
Neutrale oder positive Berichte machen nur 19 Prozent der Sendungen zum
Islam aus. Der Studie zufolge ist die Zeit längst vorbei, in der Islam
ein "Minderheitentopos" war, dem durch engagierten Journalismus mehr
Aufmerksamkeit verschafft werden musste. Sie warnt vielmehr vor einer
"übertriebenen Islamisierung der Medienagenda".
So werde für
Probleme wie innerfamiliäre Gewalt gegen Frauen oder auch den
nahöstlichen Terrorismus oft zu pauschal "der Islam" verantwortlich
gemacht, obwohl sie viel komplexere Ursachen hätten - etwa patriarchale
Familientraditionen und autoritäre Staatsstrukturen. Auf der anderen
Seite werde über extremistische Auswüchse in anderen Religionen viel
weniger berichtet.