Die Räuber von Bagdad
Über die Folgen von Krieg und Besatzung
Fassungslos verfolgten im April Fachwelt und internationale Öffentlichkeit die Bilder der Verwüstung aus dem Irak-Museum in Bagdad, wo einzigartige Hinterlassenschaften der vorchristlichen Hochkulturen im alten Mesopotamien aufbewahrt waren: das Erbe der Sumerer, Akkader, Assyrer und Babylonier – geplündert, zerstört, verscherbelt.
Zerstört wurden aber auch zahlreiche andere Einrichtungen, wie das Ottomanische, das Königlichen und das Staatsarchiv oder die Koranbibliothek, die weitere Teile des kulturellen Erbes des Zweistromlandes enthielten. Eine Katastrophe, die unser Wissen, um die Ursprünge der Zivilisation im Kern trifft
Augenzeugenberichten zu Folge, haben die US-Truppen die Plünderungen nicht nur nicht verhindert, sondern teilweise selbst eingeleitet, indem sie mit Panzern Türen einbrachen und Slumbewohner per Lautsprecher zur Selbstbedienung aufforderten.
Die Brandstiftungen in den Museen, Ministerien und den anderen staatlichen Einrichtungen waren nicht das Resultat blindem Vandalismus, sondern, wie u.a. ein Reporter des britischen "Independent" beobachtete, systematisch von organisierten Trupps durchgeführt worden. 158 Regierungsgebäude "die Basis einer neuen Regierung und der kulturellen Identität des Iraks" wurden ein Raub der Flammen.. Die Brände wurden teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Besatzungstruppen gelegt, die auch auf Aufforderung nicht eingriffen. – Wenig plausibel daher, dass hier "Getreue Saddams" am Werk gewesen sein sollen.
Auch noch Wochen nach Beginn der Besatzung herrscht in den Städten offene kriminelle Gewalt. Während die Ölquellen wieder sprudeln, funktioniert die Strom- und Wasserversorgung nur stundenweise. Stand das Land anfangs noch unter Schock, wächst die Wut der irakischen Bevölkerung auf die selbsternannten "Befreier".
Diesen und anderen Fragen ging Prof. Walter Sommerfeld, der den Irak seit vielen Jahren kennt, auf seiner Reise nach Kriegsende nach und wird berichten, welche Antworten und Eindrücke er bei seinen Recherchen vor Ort erhalten hat.
Reisebericht und Analyse
von Prof. Walter Sommerfeld, Altorientalist, Uni Marburg
Fr. 18.Juli 2003·
19.30 Uhr ·• Dt.-amerik. Institut (dai), Sofienstr.12 Heidelberg
Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg
mit Unterstützung von DGB Rhein-Neckar, GEW HD, ver.di Rhein-Neckar
siehe auch:
Prof. Walter Sommerfeld (Süddt.- Z., 10. 05. 2003)
Museen-Plünderungen in Bagdad P
sowie Walter Sommerfelds ausührlichen Bericht
"Land unter Schock - Der Irak nach dem Krieg"
Eindrücke und Ermittlungen über die katastrophale Situation nach der Okkupation, die Beihilfe der US-Truppen beim Plündern, die irreprablen Schäden am kulturellen Erbe Mesopotamiens und die Stimmung in der Bevölkerung.
Joachim Guilliard (24.4.03)
Die Diebe von Bagdad - Die Kolonisierung des Iraks im Geiste der Conquista
Schnäppchen der Archäologie - Antiquitäten-Plünderung im Irak
Nach der militärischen Zerstörung droht dem Irak der Kulturraub durch die USA.
(Süddeutsche Zeitung vom 04.04.2003)
Robert Fisk (ZNet, 17.4.2003)
Anti-Colonial War
Ole Rothenborg (Dagens Nyheter, April 11, 2003)
US Forces Encourage Looting