Von Holger Buchwald
"Spenden für den Terror - Deutsche unterstützen Attentäter im Irak", lautet der Titel eines Beitrags für das ARD-Magazin "Panorama" vom 11. Dezember, der bei der Heidelberger Friedensbewegung derzeit für große Aufregung sorgt. Vor laufender Kamera bezeichnet der Wortführer des hiesigen Antikriegsforums, Joachim Guilliard, den bewaffneten Widerstand gegen die US-amerikanischen "Besatzer" im Irak als "legitim". Für ihn habe das "mit Terrorismus im engeren Sinn nichts zu tun". Außerdem ruft der Autor der linken Zeitschrift "Junge Welt" dazu auf, den Widerstand im Irak zu unterstützen.
Bei der Heidelberger Staatsanwaltschaft hat eine Privatperson Strafanzeige gegen Guilliard gestellt. Das bestätigte ein Sprecher der Behörde. Die Ermittlungen stünden am Anfang, bisher sei noch kein Straftatbestand ersichtlich, der Guilliard vorgeworfen werden könnte.
Joachim Guilliard selbst gibt auf Anfrage der RNZ zu, dass er einen Aufruf der "Antiimperialistischen Koordination" mit dem Titel "Spendet 10 Euro für den irakischen Widerstand" unterschrieben hat, als dieser bei der "Jungen Welt" kursierte. Er habe aber nie für die Kampagne gesammelt. "Wir rufen auf, den irakischen Widerstand zu unterstützen", heißt es in dem Spendenaufruf der Antiimperialistischen Koordination. Im Text ist aber nicht von militärischem sondern vielmehr von zivilem Widerstand die Rede. Ansprechpartner für die Kampagne sei die "Irakische Patriotische Allianz" (IPA). "Die IPA steht für den Aufbau einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaftsordnung, in der die verschiedenen Religionen und Völker des Irak die Möglichkeit der gleichberechtigten politischen und sozialen Beteiligung haben", heißt es in dem Appell.
"Mit dem Aufruf hatte ich nie viel am Hut. Das war für mich nur so eine symbolische Aktion", meint Guilliard. Er habe geglaubt, dass die IPA nichts mit der irakischen Guerilla zu tun habe. In dem Panorama-Beitrag wird dagegen behauptet, dass die Aktivisten der Patriotischen Allianz mit Anhängern des ehemaligen Saddam-Regimes zusammen arbeiten und Attentate durchführen.Guilliard fühlt sich vom Autor des Beitrages, John Goetz, vorgeführt. Das Interview habe 90 Minuten gedauert, für die Panorama-Sendung seien zwei Sätze völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er will nun den Presserat informieren und zudem eine Gegendarstellung erwirken.
Wie steht nun aber Guilliard zum bewaffneten Widerstand im Irak? - Er gibt zu, dass er kein reiner Pazifist ist und früher schon die Kampagne "Waffen für El Salvador" unterstützte. Im Internet kursiert übrigens eine zweite Variante des Spendenaufrufs für den irakischen Widerstand: "Geführt von hunderten Kämpfern, ist dieser Widerstand dazu bestimmt zu wachsen und stärker zu werden." Der Text eines Autors mit dem Pseudonym "Moloch", der den US-Soldaten ein "zweites Vietnam" prophezeit, endet mit der gleichen Konto-Nummer wie der scheinbar harmlose Aufruf, den Guilliard unterzeichnete.
"Die weitere Entwicklung des zivilen wie militärischen Widerstands im Irak wird entscheidend für die Zukunft des Landes sein", sagte Guilliard auf einer Kundgebung am 25. Oktober. Ein Aktivist der Friedensbewegung meint dementsprechend: "Sicherlich wurde Guilliard von Panorama vorgeführt."