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bis heute hielt ich "kulturzeit" für eine rühmliche Ausnahme im deutsche
Fernsehen, was engagierte, kritische journalistische Arbeit betrifft. Aber
die Übernahme des böswilligen, mit allen journalistischen Stilmitteln der
Verfälschung und Hetze hergestellten Beitrags aus "Panorama" von gestern ist
ein arger Fehlgriff. Haben die US Armee und ihre Verbündeten jetzt doch zu
Recht den Irak besetzt? Oder hatte z.b. die Résistance in Frankreich kein
Recht, sich gegen die Besetzung durch Nazi-Deutschland auch mit
militärischen Mitteln zu wehren?
Aber von dieser grundsätzlichen Frage mal abgesehen: Der Beitrag bringt zwei
völlig verschiedene Aktionen zwei völlig verschiedener Gruppen zusammen,
stellt die Mahnwache in Heidelberg, die seit dem 11. September 2001 dort
jeden Montag gegen Krieg demonstriert, in Zusammenhang mit einer Gruppe, die
bundesweit für den irakischen Widerstand Geld sammelt. Alle Zitate scheinen
zu belegen, dass auch in Heidelberg für den irakischen Widerstand geworben
würde. Dies ist nicht der Fall. Als Mitglied des Antikriegsforums Heidelberg
kenne ich unsere Aktivitäten und kann nur sagen: wir halten den Widerstand
des iraktischen Volkes für berechtigt, aber unsre Forderung lautet: USA und
Verbündete raus aus dem Irak! Nicht: Tötet die Amerikaner! wir haben bei
unseren Aktionen vor dem Headquarter immer auch der amerikanischen Opfer
dieses verbrecherischen Überfalls gedacht, den die Regierung Bush zu
verantworten hat. Auf deren Konto gehen auch die Opfer des irakischen
Widerstands. Viele Kriegsgegner haben vor dem Einmarsch darauf hingewiesen,
dass die Gefahr von Terror steigen wird mit der Besetzung des Iraks, und
zwar weltweit. Es ist schon nicht schön, so recht zu behalten, aber wenn
jetzt die Gegner des Kriegs für die Opfer verantwortlich gemacht werden, ist
dies eine Umkehrung der Wahrheit.
Der Film zeigt zwar außerdem Opfer dieses Widerstands, aber keine Opfer des
Einmarschs der US-Truppen und ihres Bombardements. Schon vergessen? Wie
rührend der kleine amerikanische Junge am Sarg seines Vaters! Warum hat
dieser Vater seine Familie verlassen und ist im Irak in den Tod marschiert?
Wurde er vielleicht von den Irakern eingeladen?
Und auf einmal ist ein Mitglied einer kommunistischen Partei ein Vertreter
"der" irakischen Linken und verurteilt den Widerstand. "Die" irakische Linke
verurteilt allerdings eher diese kommunistische Partei, die mit der
Besatzungsmacht zusammenarbeitet.
Dieser "Bericht" ist einseitig, verlogen und verleumderisch. Von "Panorama"
ist man ja nichts anderes gewöhnt (deshalb haben die Herren Journalisten
auch bei der Kontaktaufnahme mit dem Antikriegsforum Heidelberg wohl lieber
von "Monitor" als Auftraggeber gesprochen), dass aber "kulturzeit" so etwas
ausstrahlt, das erschreckt mich.
Also werde ich zukünftige Berichte in "kulturzeit" auch nicht mehr unbesehen
glauben können. Schade, ich hatte gedacht, wenigstens 40 Minuten am Abend
mal um Wahrhaftigkeit bemühte Information zu bekommen. Das ist jetzt vorbei.
Mit traurigen Grüßen
Jane Zahn