Betreff: Panorama Nr.
635 vom 11.12.2003
Vor dem 11.12. hatten wir von der angeblich vorgesehenen
„Monitor-Sendung“ zum angeb-lich vorgesehenen Thema
„Friedensbewegung nach dem Irak-Krieg“ gehört, konnten die Sendung
aber wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht sehen und stehen
nun fassungslos vor der Textwiedergabe, die im Internet
veröffentlicht wurde, fassungslos, weil hier Zusagen nicht
eingehalten und Sachverhalte in einer Weise verfälscht werden, die
mit redlichem Journalismus nichts mehr zu tun hat:
- Gelockt hatte John
Goetz mit der falschen Behauptung, einen Monitor-Beitrag
vorzu-bereiten, wohl wissend, dass diejenigen, die er
interviewen wollte, für einen Panora-ma-Beitrag nicht zur
Verfügung stehen würden, eine Einschätzung von Panorama, die
sich inzwischen als nur allzu berechtigt herausgestellt hat.
- Angekündigt hatte
John Goetz einen Beitrag zum Thema „Friedensbewegung nach dem
Irak-Krieg.“ Verwirklicht wurde der Panorama-Beitrag unter dem
Titel „Spenden für den Terror“. Damit wird ein Begriff
verwendet, der im Zuschauer/Zuhörer Schre-cken und Ängste
wecken soll.
- Schon die
Anmoderation macht keinen Hehl daraus, was präsentiert werden
soll: „deutsche Pazifisten, die äußerst kriegerische Ansichten
haben“. Das Programm des Beitrags ist damit unmissverständlich
genannt. Alles, was nicht in dieses Programm hineinpasst,
wird ausgelassen.
- In dem gesamten
Beitrag findet sich kaum eine Frage, die dem Interviewten
nicht Sympathien für „Anschläge“, „Widerstand“, „Angriffe“ und
„bewaffneten Kampf“ unter-stellt, und kaum ein Kommentar, der
nicht genüsslich die gleichen Begriffe aufgreift.
- Die Antworten der
Interviewten werden auf knappe Aussagen verkürzt. Nicht
zuge-lassen, weil nicht in das Konzept passend, sind
Erklärungen, Begründungen, Ein-schränkungen, die es
zugegebenermaßen gab: vgl. den nichtssagenden Kommentar: „Die
Friedensaktivisten nennen verschiedene Argumente.“
- Nirgends wird
erwähnt, dass das Heidelberger Antikriegsforum und sein
Vorsitzender Joachim Guilliard sich seit Jahren gegen Krieg
und Embargo, für die irakische Bevöl-kerung, die unter Krieg
und Kriegsfolgen leidet, und für ein selbstbestimmtes,
men-schenwürdiges und friedvolles Leben im Irak einsetzen.
Denn das würde nicht in die Vorstellung vom „deutschen
Pazifisten“ mit „äußerst kriegerischen Ansichten“ passen.
- Vorgetäuscht wird
eine tiefe Kluft zwischen „Friedensaktivisten“, wie zum
Beispiel Joachim Guilliard, einerseits und Gruppen wie IPPNW
andererseits. Verschwiegen wird, dass Joachim Guilliard seit
Jahren eng mit Mitarbeitern von IPPNW zusammen-arbeitet und
publiziert.
- Es fehlt jegliches
behutsame, verantwortungsbewusste Herangehen an die Frage, die
auch in der Friedensbewegung kontrovers diskutiert wird: Gibt
es Situationen, in de-nen gewaltsamer Widerstand legitim ist?
Große Teile der Friedensbewegung werden diese Frage verneinen,
so auch der Heidelberger Friedensratschlag, in dem wir
mit-arbeiten. Aber unabhängig davon, wo jede/r von uns
innerhalb der Friedensbewegung steht, für uns alle ist die Art
und Weise, wie in dem Panorama-Beitrag die Interviewten ins
Abseits von Terroristen-Zuträgern gedrängt und als solche
diffamiert werden, unerträglich.
Der gesamte Beitrag ist
ein einziger Versuch, die Friedensbewegung und ihre Kritik an
Krieg und US-Besatzung im Irak in der Öffentlichkeit zu
diffamieren.
Wir wiederholen: Mit redlichem Journalismus hat das nichts mehr zu
tun.
Agnes Bennhold und Heidi Flassak (Mitglieder des Heidelberger
Friedensratschlag)
Heidelberg, 17.12.2003