AKF-Rundbrief 19.12.2004
Wer mit einer Spende helfen möchte, der kann dies z.B. über die "Diakonie Katastrophenhilfe" tun. Diese unterstützt aktuell, wie der Projektleiter Kai M. Henning im Interview gegenüber der jungen Welt angab, im Irak u.a. Flüchtlinge aus Falludscha. "Über die Kirchen und Moscheen versuchen wir auch, Bedürftigen in anderen Landesteilen zu helfen. Das sind häufig nur kleine Aktionen, aber die Not ist ja aufs ganze Land verteilt."
Spendenkonto: Diakonie Katastrophenhilfe, Postbank Stuttgart, BLZ 60010070, Konto 502707, Kennwort: Irak
oder online www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/
Dringend auf Spenden angewiesen ist nach wie vor auch das Projekt "Aladins Wunderlampe - Hilfe für krebskranke Kinder in Basra" Nur darüber gelangte seit Kriegsbeginn überhaupt Medizin und Ausrüstung in das Mutter-Kind-Krankenhaus in Basra, wie die mutige Ärztin Eva Maria Hobiger von ihrer letzten Reise berichtete. DER KRIEG GEHT WEITER…" Reise in den Irak: 15. bis 28. Juni 2004
Spendenkonto: HypoVereinsbank AG München (BLZ 700 202 70)
Konto Nummer: 665 821 595
lautend auf "Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen - Kinder im Irak"
Beste Grüße,
Joachim Guilliard
"Es ist schwer zu glauben, daß in diesen Tagen und in diesem Zeitalter, wo
Leute bloggen (Internettagebücher führen), e-mailen und mit Lichtgeschwindigkeit
kommunizieren, eine ganze Stadt zerstört und Völkermord begangen wird - und
die ganze Welt sieht es und schweigt."
aus dem Internet-Tagebuch der jungen Irakerin mit dem Pseudonym Riverbend
(http://riverbendblog.blogspot.com/)
Falluja wurde ja unter dem Vorwand angegriffen, dort den Superterroristen Zarkawi unschädlich machen zu müssen und mit der Wiedereroberung die Grundlagen für demokratische Wahlen zu ermöglichen.
Zarkawi wurde nicht gefunden und die Einwohner Fallujahs werden - selbst wenn sie noch wollten - nicht an den Wahlen teilnehmen können. Die 200 bis 250 Tausend, die aus der Stadt geflohen sind, konnten da sie aus dem Nahrungsverteilsystem rausfielen, nicht mehr registriert werden. Für die in der immer noch umkämpften Stadt Verliebenen, ist an Registrierung nicht zu denken.
Die Wahlen sind allerdings das geringste Problem, es sind nach diversen Schätzungen in den Regionen, in denen sich der Widerstand nach dem Angriff auf Falluja ausgeweitet hat, ohnehin höchstens 10% der Bevölkerung, die sich daran beteiligen wollen.
Fallujah liegt in Trümmern, mindestens jedes dritte Gebäude ist unbewohnbar, die Infrastruktur ist zerstört. Noch immer wird Hilfsorganisationen der Zugang zur Stadt weitgehend verwehrt. Der Rotes Kreuz/Roter Halbmond konnten bisher nur einem kleinen Teil der verbliebenen Familien Hilfe bringen. Diese Verweigerung ist ein klarer Verstoß gegen die Genfer Konvention, also ein Kriegsverbrechen. In einer Erklärung wurden Sprecher des Roten Kreuzes ungewöhnlich deutlich: "Mit dem Fortschreiten der Kampfhandlungen in Fallujah und anderswo scheint jeder Tag eine weitere Mißachtung der fundamentalsten Grundsätze der Menschlichkeit zu bringen. (siehe Rotes Kreuz wird deutlich und auch Red Cross neutrality jeopardised by US action in Iraq, British chief says)
Die Helfer und die wenigen Journalisten berichten von einem Bild des Grauens, in den Mainstream-Medien fand das keinen Widerhall, hier beschränkte man sich bei der Berichterstattung im wesentlichen auf die Wiedergabe der US-amerikanischen Erfolgsmeldungen. In den USA will man noch einen Schritt weiter gehen, geplant ist Die Schlacht um Falludscha als Hollywoodfilm
Internationale Kriegskritiker heben dagegen hervor, daß die großflächige Zerstörung der Stadt eindeutig den Charakter einer Vergeltungsaktion hatte und erinnern dabei vor allem an Guernica (so z.B. in Counterpunch, Where's the New Picasso? - Fallujah, the 21st Century Guernica oder der international renommierte Journalist Pepe Escobar From Guernica to Fallujah in der Asia Times)
Während die US-Armee in ihren Erfolgsmeldungen von bis zu 1600 geöteten Widerstandskämpfern reden, schätzt der Rote Halbmond laut Al Jazeera die Zahl der unmittelbar bei Kämpfen getöteten Einwohner auf bis zu 6.000. Die Zahl der Verwundeten (die kaum behandelt werden können) dürfte mindestens das dreifache betragen. Die Liste der von den US-Truppen begangenen Kriegsverbrechen wird immer länger. Sie beginnt mit der Unterbrechung der Versorgung mit Nahrung, Wasser, Medikamenten und Energie, und den Angriffen auf Krankenhäuser (Bomben auf Klinik), führt über die breitflächige Bombardierung und dem Einsatz verbotener bzw. besonders grausamer Waffen, wie Brandbomben aus Napalm und weißem Phosphor Streubomben und Uranmunitium („Unübliche Waffen” in Falluja verwendet, ZNet, "USA setzen Phosphor ein") , bis zur Exekution verwundeter und gefangener Gegner (»Erschießt sie einfach!«, junge Welt vom 09.12.04, Vier Verwundete erschossen, Freace, 17.11.04 ) und einfachen Flüchtlingen (US-Soldaten erschießen Flüchtlinge)
Der Angriff auf die Stadt ist damit, wie ein arab. Journalist zurecht bemerkte, der bisher größte terroristische Akt dieses Jahrhunderts. Wenn nun Ali Hassan al-Majid wegen dem Befehl zum Einsatz von Giftgas in Hallabja angeklagt wird, dem 2.000 bis 3.000 Kurden zum Opfer fielen, so gehören die US-Verantwortlichen und ihr Marionetten-Premier noch dringlicher auf die Anklagebank.
Usrprünglich sollten ab 24.12. (!) die ersten Flüchtlinge in die zerstörte Stadt zurückkehren können - allerdings unter extremen demütigenden Bedingungen. Es sollten nur wenige Straßen geöffnet werden, und die Rückkehrer müssten sich an mehreren Checkpoints strengen Kontrollen unterziehen lassen. Sie sollen fotografiert, und ihnen sollen die Fingerabdrücke abgenommen und die Iris gescannt werden. Sie sollen anschließend eine Identitätskarte erhalten, die stets sichtbar getragen werden muß. Private Autos sind verboten. Zuunächst sollen nur die Männer zurückkehren und sich einem Arbeitsdienst für erste Aufräumarbeiten zuweisen lassen. (siehe Modell Falludscha: Überwachung, Rassismus, Tollwut und Bomben) "Die Stadt wird auf diese Weise zum Gefängnis. (In der US-amerik. Antikriegsbewegung wird bereits an die Ghettos der Nazis erinnert, z.B. in Ghetto on the Euphrates und A Phoenix Program for Iraq, Counterpunch)
Doch noch sind die Kämpfe in Falluja nicht zu Ende, nach wie vor halten Widerstandsgruppen Teile der Stadt und greifen auch immer wieder in den anderen an. Auch heute wieder warf die US-Luftwaffe schwere Bomben auf östlichen und südlichen Bezirke ab (s. Neue Bomben auf Fallujah)
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Quellen zu Falluja und Irak allgemein
Zu den zuverlässigstens Berichten aus dem Irak gehören die des US-amerikanischen Journalisten Dahr Jamail. Dieser ist mit finanzieller Unterstützung von Organisation der Friedensbwegung im Irak und berichtet für eine größere Zahl von Zeitungen.
Diese und unveröffentlichte Berichte findet man auf seiner Internetseite "Iraq Dispatches". http://dahrjamailiraq.com/weblog/
Darunter sind auch Bilder aus Fallujah
Auf deutsch gibt es von ihm:
„Unübliche Waffen” in Falluja verwendet, Iraq Dispatches / ZNet 27.11.2004
Falludscha-Flüchtlinge von Dahr Jamail, ZNet 23.11.2004
In Zerfetzen und verbrennen kann man anhand von ein paar Einzelschicksalen eine Anhnung vom Wüten der US-amerikanischen Soldateska bekommen, Freace, 19.11.2004
- Selbstverständlich informiert auch die junge Welt gut und ausführlich über das Geschehen im Irak.
- Ein für dt. Medien recht guter Artikel, über Falluja erschien auch in DIE WELT. Der Schluß läßt einem aber wieder die Haare zu Berge stehen: "Andersherum gesehen, ohne die Offensive wäre es auch nicht besser geworden. Die Rebellen sind nicht zu Kompromissen bereit und wollen die Wahlen mit allen Mitteln verhindern."
Falludscha ist frei, aber zerstört
Wo sollen im Januar die Wahlurnen stehen? - Die Kämpfe gehen in anderen Orten weiter
DIE WELT, 16. November 2004, http://www.welt.de/data/2004/11/16/360947.html
Bilder aus Fallujah gibt es auch auf der Homepage Falluja in Pictures, http://fallujahinpictures.com/
Da diese schwer verdaulichen Bilder wohl kaum in den USA zur Kenntnis genommen werden, Wird zunehmen in den USA versucht, mit Bildern der vielen schwer verwundeten und verstümmelten US-Soldaten den US-Amerikanern die grausame Realität des US-Krieges im Irak nahezubringen
u.a. unter: http://cryptome.org/im01/iraq-maim01.htm
In the rubble of Falluja
Nermeen Al-Mufti begleitete einen Hilfskonvoi des Roten Halbmonds nach Falluja
http://weekly.ahram.org.eg/2004/719/fr2.htm
Letter from a GI in Falluja:“This wasn’t a war, it was a massacre”
http://www.socialistworker.org/2004-2/522/522_07_FromFalluja.shtml
U.S. uses napalm in Fallujah – Witnesses
Al Jazeera, 28.11.04 http://www.aljazeera.com/cgi-bin/news_service/middle_east_full_story.asp?service_id=5875#
Weitere Informationen über die Situation im gesamten Irak:
Medakt, die englische Sektion der IPPNW hat erneut einen Untersuchung übder verheerende die Gesundheitssituation im Land veröffenticht (Enduring effects of war health in Iraq 2004), die junge Welt berichtete darüber:
38 Dollar für verletzte Iraker
Britische Ärztestudie dokumentiert die anhaltende Zerstörung des Gesundheitssystems im Irak
Eine weitere Studie zur Gesundheitssituation ermittelte erschreckende Zahlen zur weiteren Verschlechterung der Situation für die Kinder. Der Anteil der akut unterernährten Kinder ist von 4% auf 7,7% gestiegen, 400,000 Kinder leiden mittleweile unter Auszehrung schweren Formen der Abmagerung
200 Children Die Every Day - Iraq's Health Care Under the Occupation
Counterpunch, December 1, 2004
URL: http://www.counterpunch.org/hassan12012004.html