Besatzung ist keine Befreiung! Schluss mit der Kriegspolitik! Keine deutsche Beihilfe!
Mit dem Zerfall der staatlichen Macht begannen die Plün-derungen. Für die US-Medien symbolisierten sie den Volkszorn, doch die Plünderer machten auch vor Kran-kenhäuser und anderen lebenswichtigen Einrichtungen nicht halt. Augenzeugen berichten, dass US-Einheiten die Plünderungen selbst einleiteten, indem sie mit Panzern Türen einbrachen und Slumbewohner per Lautsprecher zur Selbstbedienung aufforderten. Auch zwei Wochen nach dem Zusammenbruch des al-ten Regimes fehlt es überall am Nötigsten, die Situation in den Krankenhäusern ist katastrophal. Die Besatzungsarmee wird ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung zur Versorgung der Bevölkerung nicht gerecht – im Gegenteil: tagelang ließ sie Plünderungen freien Lauf, Nahezu alle Ministerien und öffentliche Einrichtungen wurden niedergebrannt, allein die irakischen Ölanlagen und das Ölministerium werden von den Besatzern bewacht. In den Städten fehlt immer noch Trinkwasser, Krankheiten wegen verseuchtem Flusswasser nehmen dramatisch zu, besonders gefährdet sind Kinder. Die Ölförderung hingegen ist bereits wieder angelaufen. Angesichts des verhältnismäßig leicht errungenen Siegs, werden auch die Drohungen gegen andere missliebige Länder immer lauter. Über einen Angriff auf Syrien wird in den USA bereits offen diskutiert.
"Die Vereinigten Staaten und Großbritannien sind und bleiben unsere Verbündeten; Ihnen wünschen wir Erfolg." SPD-Generalsekretär Olaf Scholz nach Kriegsbeginn: „Die Vereinigten Staaten sind befreundet ... Wenn Freundschaft bestehen bleiben soll, dann darf man ihnen nicht noch zusätzlich Steine in den Weg räumen." Rainer Arnold, Verteidigungspolitischer Sprecher der SPD zu Rüstungsexporten in die USA nach Kriegsbeginn. Wir dagegen sagen weiterhin Nein zu diesem Krieg und Nein auch zur Besatzung! Auch angesichts der allgemeinen Freude über den Sturz des irakischen Regimes weisen wir entschieden daraufhin: Dieser Krieg ist eine klare völkerrechtswidrige Aggression – er ist ein Verbrechen! Das Verbrechen der Aggression ist – gemäß den Prinzipien des Nürnberger Tribunals – das größte aller Menschheitsverbrechen, das sich, "von allen anderen Kriegsverbrechen allein dadurch unterscheidet, dass es in sich alle anderen beinhaltet". Alle Beteiligten sind auch individuell dafür strafrechtlich verantwortlich. Das von den USA nun angestrebte Besatzungsregime ist die direkte Fortsetzung dieses Krieges und deshalb genauso Unrecht wie der Angriffskrieg selbst.
Die USA haben sehr deutlich gemacht, dass sie die Zukunft des Iraks allein bestimmen wollen. Wichtige Weichen wurden mit der Berufung des Ex-Generals Jay Garner als Leiter einer Militärverwaltung, gestellt. Garner war bisher Manager eines US-amerikanischen Rüstungskonzerns und ist ein vehementer Befürworter eines harten militärischen Vorgehens Israels gegen die Palästinenser. An seiner Seite soll der ehemalige Manager des Öl-Multis Royal Dutch/Shell Philip Carroll sich um den Wiederaufbau der Ölindustrie kümmern. Eine Milliarde US-$ wurden von der US-Regierung schon für den Wiederaufbau ausgelobt, zig weitere werden folgen, die mit dem irakischen Öl bezahlt werden sollen. In den USA herrscht Goldgräberstimmung. Auch die Forderung, dass die UNO eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Nachkriegsordnung erhalten soll, ist nicht unproblematisch. Selbstverständlich haben die UN-Hilfsorganisationen die größte Kompetenz für humanitäre Hilfe und die den Wiederaufbau. Sie können dabei auf eine zwölfjährige Erfahrung und Mitarbeiter vor Ort zurückgreifen. Auch könnte die UNO den organisatorischen Rahmen stellen, innerhalb dessen eine schnelle Rückgabe der Kontrolle über das Land an eine irakische Verwaltung möglich würde. Auf der anderen Seite konnte die UNO von der USA und Großbritannien zwölf Jahre lang für deren Irakpolitik instrumentalisiert werden und trägt dadurch u.a. Mitverantwortung für das verheerende Embargo. Die USA haben zudem sehr deutlich gemacht, dass sie die Zukunft des Iraks im wesentlich allein bestimmen wollen. Die zukünftige von einem Ex-General und späteren Manager eines US-Rüstungskonzerns geleitete Militärverwaltung zeigt schon durch ihre Zusammensetzung den Charakter eines Kolonialregimes. Wir fordern daher die deutsche Regierung und die Mitgliedsstaaten der UNO auf, eine britisch-amerikanische Militärregierung in Bagdad nicht anzuerkennen. Eine aktive Mitarbeit der UNO beim Wiederaufbau des Landes – über die Nothilfe hinaus – darf erst nach Ende der Besatzung aufgenommen werden. Sie müsste sich auf eine Vermittlertätigkeit zwischen den irakischen Gruppierungen beschränken. Federführend sollte dabei die arabische Liga, als die zuständige regionale Unterorganisation der UNO, sein.
Auch nach Kriegsbeginn wurden den USA völkerrechts- und verfassungswidrig Überflugrechte und die Nutzung ihrer Basen hier gewährt. ... und eine seltsame Logik
Wir fordern von der Bundesregierung
Wir lehnen zugleich auch den Ausbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee ab. Auch eine Militarisierung der EU ist keine Alternative zur US-Hegemonialpolitik! – Schluss mit Krieg als Mittel der Politik! Heidelberger Bündnis gegen den Irakkrieg
Fr, 23.5.03: Der lange Krieg gegen den Irak – ein geduldetes Verbrechen? : |