Für eine »Besatzung light« im Irak: Barack Obama Foto: AP |
Polk und Exsenator McGovern sind
überzeugt, daß keine Besatzungsmacht über eine Widerstandsbewegung
siegen kann, die von breiten Teilen der Bevölkerung getragen wird. Je
härter man sie bekämpft, desto stärker werde sie. Sie überlegten daher,
wie ein Rückzug mit dem geringstmöglichen Schaden für amerikanische
Interessen und für das irakische Volk vollzogen werden kann. Zentraler
Punkt ihres Planes, mit dem sie eine demütigende Niederlage der
US-Truppen wie in Vietnam vermeiden wollen, ist deren Ersetzung durch
eine zahlenmäßig starke »multinationale Stabilisierungstruppe«. Diese
soll keinesfalls versuchen, die »Aufständischen niederzukämpfen«,
sondern dazu dienen, »ein annehmbares Maß an Stabilität« zu schaffen.
Wenn die breite Bevölkerung den Eindruck gewinne, »daß ihre Ziele in
ausreichendem Maße erreicht« seien, so würde sie aufhören, den Aufstand
zu unterstützen. Der Widerstand verlöre Legitimität und Rückhalt.
Entscheidend dafür seien Maßnahmen, die die irakische Bevölkerung
überzeugen, daß die US-Amerikaner ihr Land tatsächlich verlassen und
keine Ambitionen in bezug auf die Ölressourcen des Landes mehr hätten.
Insbesondere müßten unverzüglich der Bau an den permanenten
Militärbasen beendet und die gigantische Botschaft aufgegeben werden.
Der
demokratische Abgeordnete und Kriegsgegner Dennis Kucinich brachte
bereits im Januar 2007 im Repräsentantenhaus einen Vorschlag zur
Beendigung des Irak-Krieges ein. Er geht davon aus, daß allein die
Ankündigung eines verbindlichen Rückzugsplans die Lage im Zweistromland
entscheidend beruhigen würde. Der Widerstand ziele allein darauf, eine
»Kolonisierung zu verhindern, sowie die Invasoren und die, die die
US-Politik unterstützen, zu bekämpfen«. Ein absehbarer Rückzug würde
daher Raum schaffen für Verhandlungen aller maßgeblichen irakischen
Parteien, inklusive der Widerstandsgruppen, die »nichts mit Al-Qaida zu
tun haben«. Kucinich fordert ebenfalls eine starke »Friedenstruppe«.
Diese soll auf Basis eines breiten politischen Konsenses im Irak von
der UNO aufgestellt werden. Wie die Vorschläge des schwedischen
Friedensinstituts TFF und des früheren UN-Irak-Koordinators Hans von
Sponeck (siehe junge Welt vom 27.2.) sieht auch Kucinich die Zahlung
angemessener Reparationen durch die USA und ihre Verbündeten vor. Der
Wiederaufbau müßte endlich in die Hände der Iraker gelegt werden, die –
wie Kucinich betont – nach dem ersten US-Angriff 1991 die meisten
Schäden trotz Sanktionen in drei Monaten behoben hatten.
[2]
William R. Polk und Hans von Sponeck werden ihre Pläne auf der Internationalen Irak-Konferenz »Alternativen zu Krieg und Besatzung« vom 7. bis 9. März 2008 in der Humboldt-Universität zu Berlin vorstellen. irakkonferenz2008.de
[1] McGovern, George S; Polk, William R, „Out of Iraq: A Practical Plan for Withdrawal Now“, Simon & Schuster, Oktober 2006. Eine Zusammenfassung auf findet man bei: William R. Polk, „Wie Volksaufstände entstehen und wie sie enden – Von der Amerikanischen Revolution bis zum Irak“, Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 1/2008
[2] siehe z.B. „After Baker-Hamilton ..“, a.a.O. und Dennis Kucinich 12-Punkte-Plan, “HR 1234 - The Plan to End the Iraq War”, der im Januar 2007 dem US-Repräsentantenhaus vorgelegt wurde
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