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Erklärung von Irakerinnen und Irakern im Exil 
zum Dritten Jahrestag der Besetzung des Irak

18. März 2006 

Wir, die Unterzeichner dieser Erklärung, sind irakische Arbeiter, Angestellte, Studenten, Wissenschaftler, Akademiker, Schriftsteller, Künstler, Freiberufler und Geschäftsleute. Wir sehen mit Schrecken das schreckliche Leid der Bevölkerung unseres Landes unter einer illegalen fremden Besatzung und stehen mit der Friedensbewegung auf der ganzen Welt, die heute an drei Jahre brutaler militärischer Besatzung erinnert. Durch diese Besatzung wurden Hunderttausende von Menschen getötet und verletzt und Millionen aus ihren Wohnorten vertrieben; sie hat das Leben einer ganzen Bevölkerung erstickt und ihre Umwelt vergiftet, die physische Infrastruktur, die Zivilinstitutionen und die für das Überleben notwendigen Netzwerke unseres Landes zerstört, unsere Kultur angegriffen und Heiligtümer entweiht, unsere Menschen mit perverser Grausamkeit und in rassistischer Absicht entwürdigt, Söldner und Todesschwadronen ins Land gebracht und unser Land mit einer Korruption und gegenseitigen Aufhetzung überzogen, die unser ganzes Volk bedroht.
 
Wir unterstützen den Aufruf zu weltweiten Demonstrationen am 18. März und die Forderung nach Abzug sämtlicher fremder Truppen aus dem Irak, der Auflösung aller US-Stützpunkte und einem Ende der US-Herrschaft über die wirtschaftliche und soziale Politik des Irak und der Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten des Irak.
 
Wir sind überzeugt, dass die Besatzung der Hauptgrund für die heutige unsichere Lage im Irak ist, da sie das gegenseitige Misstrauen unter den Irakern fördert und die Saat der religiösen Zwietracht und des ethnischen Konflikts sät. Die Besatzung hat die Korruption genährt, zu einem kriminelles Bandentum geführt and ist hauptverantwortlich für das Treiben mörderischer, sektiererischer Terroristen und Verbrecher. Die US-Besatzung hindert die Iraker an der Überwindung der Hinterlassenschaft von 35 Jahren einer korrupten, bösartigen Diktatur und Jahrzehnten von Sanktionen und Krieg. Sie verheißt nichts außer noch mehr Krieg der ein oder anderen Form für eine ganze Generation. Wir glauben nicht, dass die Besatzung unser Land vor einem Bürgerkrieg schützt, sondern dass im Gegenteil sektiererische Angriffe und die Drohung mit dem Bürgerkrieg als Vorwand dienen, die Besatzung zu verlängern.
 
Nach dem internationalen Recht hat die Bevölkerung des Irak ein legitimes, unveräußerliches Recht auf Widerstand gegen die Besatzung. Wir fordern alle Teile der irakischen Zivilgesellschaft, sämtliche politische Aktivisten und alle sozialen und religiösen Führungspersönlichkeiten auf, fortan jegliche Treffen und jegliche Kommunikation mit US-amerikanischen, britischen und sonstigen Besatzungsvertretern und Militärkommandeuren im Irak und stattdessen einen echten nationalen irakischen Dialog in die Wege zu leiten, der den genuinen patriotischen Widerstand mit einschließt. Wir dürfen den Vereinigten Staaten nicht erlauben, ihren Krieg durch irakische Stellvertreter zu führen, und die irakischen Sicherheitskräfte werden nur dann Legitimität gewinnen, wenn sie mit der US-Besatzung brechen und ihre Tätigkeit dem Dienst an der irakischen Bevölkerung widmen. Wir rufen die Mitglieder der neuen irakischen Armee und Polizei und die zivilen Beamten und Angestellten in Regierung, örtlichen Behörden, öffentlichen Institutionen und staatlichen Unternehmen auf, die Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen und britischen Besatzungsstreitkräften einzustellen und jeden Kontakt mit offiziellen Vertretern der USA oder Großbritanniens außer zum Zweck von Verhandlungen über einen sofortigen Abzug zu boykottieren.
 
Unser Ziel muss die Beendigung der abnormen Beziehungen zwischen dem Irak und den Vereinigten Staaten und die Herstellung gesunder zwischenstaatlicher Beziehungen sein, die auf der Unabhängigkeit und Souveränität des Irak, gegenseitiger Achtung und den Prinzipien des internationalen Rechts beruhen.
 
Der friedliche Widerstand, der Widerstand mit anderen Mitteln und die Verweigerung der Kooperation mit den Vertretern und Streitkräften der Besatzung im Irak müssen darauf hinarbeiten, dass das neue irakische Parlament sich weigert, als Feigenblatt der Besatzungsstreitkräfte zu fungieren. Nur so können die neuen staatlichen Institutionen und politischen Prozesse die Achtung und Akzeptanz der Bevölkerung gewinnen. Die Iraker wollen Einheit, Frieden und Stabilität, um ihr in Trümmer gegangenes Leben wieder aufzubauen und ein nationales Programm des Wiederaufbaus und der Entwicklung beginnen zu können.
 
Die amerikanische und englische Bevölkerung und die ganze Welt können dem Irak helfen, indem sie größtmöglichen Druck auf die US-amerikanische und britische Regierung ausüben, zusammen mit den Streitkräften der so genannten „Koalition der Willigen“ all ihre Truppen und Stützpunkte aus dem Irak abzuziehen, das mit Krieg und Besatzung gegen die Bevölkerung des Irak verübte Unrecht anzuerkennen und einen vereinten, demokratischen und vollständig unanhängigen Irak bei seinen Wiederaufbaubemühungen zu unterstützen.

Übersetzung: Michael Schiffmann 

 Professor Abbas Alnasrawi, Vermont, USA
 Professor Tareq Ismael, Alberta, Kanada
 Dr. Scheherazade Hassan, Paris, Frankreich
 Dr.Sami Albanna, Bethesda, Maryland, USA
 Dr. Kamil Mahdi, Exeter, Großbritannien (GB)
 Dr. Mohammed Alwan, Boston, USA
 Sami Ramadani, London, GB
 Professor Kamal Majid, London, GB
 Ghazi Sabir-Ali, Bath, GB
 Dr. Ahmed Al-Kawaz
 Dr. Haifa Jawad, Birmingham, GB
 Ja’far al-Samarrai, Toronto, Kanada
 Sabah Jawad, London, GB
 Hani Lazim, London, GB
 Fenik Adham, London, GB
 Mayada Akrawi, Genf, Schweiz
 Dr. Ali Al-Assam, London, GB
 Dr. Nada Shabout, Texas, USA
 Valerie Sabir-Ali, Bath, GB
 Dr. Nadje Al-Ali, Exeter, GB
 Rashad Salim, London, GB
 Zaid Albanna, San Francisco, Kalifornien, USA
 Ali Al-Shahwani, Neuseeland
 Badia Albanna, Takoma Park, Maryland, USA
  Nesreen Melek, Toronto, Kanada
 Mumtaz Kamala, GB
 Nadhim Al-Qazzaz, GB
 Dr. Jennan Ismael, Sydney, Australien
 Fay Mahdi, London, GB
 Dr. Adnan Aldaini, Exeter, GB

Original: http://www.idao.org/2006/03/statement-by-iraqi-expatriates-on.xml