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Flugblatt des Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg zum
Antikriegstag 2017
Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen, Mali …
In keinem der Länder wurden die dabei entfachten Konflikte beendet,
stattdessen breiten sich die Kriegsschauplätze immer mehr aus. Ausgebreitet
haben sich parallel dadurch auch exakt die radikalen, islamistischen
Terrormilizen, gegen die sich offiziell die Kriege richten ‒ allen voran der
„islamische Staat“ (IS). Gleichzeitig verschärfen die Nato-Staaten ihre
Drohkulisse gegen Russland und droht Washington mit Militärschlägen gegen
Nordkorea. Auf Terroranschläge in Europa, wie jüngst in Barcelona, reagiert die
westliche Öffentlichkeit mit großer Betroffenheit. Umso beschämender wirkt das
Schweigen über die fürchterlichen Verbrechen im Nahen Osten, wie zuletzt beim
Sturm auf Mossul. In einer neun Monate langen verheerenden Schlacht, die
US-Kommandeure als die tödlichste seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnen, wurde
die Millionen-Stadt zwar der Kontrolle des IS entrissen, dabei jedoch zum großen
Teil zerstört. „Befreiung“ durch Zerstörung stoppen Auch nach dem Verlust seiner größten Bastion ist der IS noch lange nicht
besiegt, die Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen wurden durch den
rücksichtlosen Krieg gegen ihn jedoch noch verschärft. „Die zerbombten Städte,
die Folter- und Vernichtungslager des irakischen Regimes, das Flüchtlingselend
und die Hoffnungslosigkeit tragen dazu bei, dass extremen Islamistengruppen
nicht so schnell die Rekruten ausgehen werden“, warnt zu Recht Kurt Pelda im
Deutschlandfunk. Krieg in und gegen Syrien beenden! Der seit drei Jahren über Syrien geführte, völkerrechtswidrige Luftkrieg der US-geführten Allianz aus Nato-Staaten und Golfmonarchien wird ebenso rücksichtslos geführt. Während sie auf der einen Seite den IS bekämpft, fördern ihre Mitglieder nach wie vor andere islamistische und dschihadistische Gruppen, die dem IS ideologisch verwandt und kaum weniger brutal sind. Auf diese Weise wird der seit sechs Jahre andauernde Krieg gegen die syrische Regierung und das Gros der Bevölkerung stets aufs Neue angeheizt. Obwohl der Westen am Ziel des „Regime Change“ festhält, gelingt es der syrischen Armee und ihren Verbündeten, immer mehr Gebiete von den islamistischen Milizen zurückzuerobern. Im Unterschied zum Irak, wo ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung Städte „befreit“ werden, indem man sie zerstört, können die syrischen Regierung und russische Vermittler meist durch Verhandlungen über einen Abzug eingeschlossener Gegner, Entscheidungsschlachten vermeiden. Rückkehr und Wiederaufbau unterstützen Über 600.000 syrische Flüchtlinge konnten so 2017 wieder in die von
Dschihadisten befreiten Gebiete zurückkehren, zwei Drittel von ihnen nach
Aleppo. Da die Zerstörungen wesentlich geringer sind als im Irak – auch in
Aleppo – können nach Angaben der UNO fast alle in ihre alten Wohnungen zurück –
davon können die Flüchtlinge aus den irakischen Großstädten Mossul, Ramadi und
Falludscha nur träumen. Hilfe für den Jemen statt Unterstützung des Krieges Weitgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit, aber ebenfalls mit westlicher
Unterstützung und angeheizt u.a. auch durch Waffenlieferungen aus Deutschland,
führt Saudi Arabien Krieg gegen den Jemen. Die humanitäre Situation in dem zuvor
schon bitterarmen arabischen Land ist katastrophal. 20 von 27 Millionen sind
völlig auf Hilfe von außen angewiesen, Millionen hungern, alle 10 Minuten stirbt
laut UNICEF ein Kind einen vermeidbaren Tod, über 3.000 jeden Monat. Der NATO-Krieg gegen Libyen führte zum völligen Zusammenbruch des Landes, das
einst seinen Bürgern den höchsten Lebensstandard in Afrika bot. Nun ist es
zwischen rivalisierenden Milizen aufgeteilt, herrscht Willkür und Gewalt.
Hunderttausende Flüchtlinge sitzen unter unmenschlichen Bedingungen fest.
Folter, Vergewaltigung und Zwangsarbeit in den Lagern sind alltäglich. Selbst
das deutsche Außenministerium spricht von „allerschwersten, systematischen
Menschenrechtsverletzungen“ und „KZ-ähnlichen Verhältnissen.“ Durch die Abriegelung der „Balkanroute“ hat die Zahl der Kriegsflüchtlinge
aus dem Nahen Osten, die nun über Libyen nach Europa zu kommen suchen, massiv
zugenommen und damit auch die Zahl derer, die bei der Überfahrt ertrinken. 2016
stieg die Zahl der registrierten Toten von 3770 auf über 5.000. Im ersten
Halbjahr 2017 waren es erneut rund 2.500. Nordkorea: Verhandlungen statt Drohungen Nach neuen Raketentests durch Nordkorea spitzt sich die Auseinandersetzung um
dessen Atomwaffenprogramm gefährlich zu. US-Präsident Donald Trump droht offen
mit militärischen Angriffen, d.h. mit einem Krieg, der neben den beiden
koreanischen auch benachbarte Länder verwüsten könnte. Unabhängig davon, wie
einsatzfähig Nordkoreas Atomwaffen tatsächlich sind, da sie offensichtlich nur
zur Abschreckung bestimmt sind, bedrohen sie keineswegs die Sicherheit der USA,
sondern nur deren militärische Überlegenheit. Umgekehrt hat Nordkorea –
besonders nach den Kriegen gegen Jugoslawien, Irak und Libyen – gute Gründe sich
bedroht zu fühlen: noch verweigern die USA einen Friedensvertrag, stehen mit
über 20.000 Soldaten an seiner Grenze, üben jährlich mit südkoreanischen Truppen
den Angriff, und streben offen einen Umsturz an. NATO-Expansion gegen Russland schürt die Gefahr Statt nach dem Kalten Krieg ein kollektives Sicherheitssystem in Europa aufzubauen, das auch die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands berücksichtigt und auf Kooperation, statt auf Konfrontation aufbaut, haben die NATO-Staaten ihren gigantischen Militärapparat ständig weiter Richtung Russland vorgeschoben. Das ist ein wesentlicher Faktor für die Konflikte in der Ukraine. Mit dem Bau eines „Raketenschildes“, dem Ausbau einer „Schnellen
Eingreiftruppe“ von bis zu 40.000 Soldaten und ständigen Militärmanövern an der
russischen Grenze, weitet die NATO ihre Drohkulisse auf gefährliche Weise weiter
aus.
Schluss mit den Krieg und Interventionen im Nahen- und
Mittleren Osten Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg
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