Hände weg von Iran und Syrien
Friedensbewegung macht mobil gegen Kriegsdrohungen
Bundesausschuss
Friedensratschlag, 30.01.12
Im Anschluss an eine bundesweite friedenspolitischen
Aktionsberatung, zu der der Friedensratschlag am Sonntag nach
Kassel eingeladen hatte, erklärte der Sprecher des Bündnisses:
In dramatischer Weise haben die USA, die EU und mit ihr die
Bundesrepublik Deutschland die Drohkulisse gegenüber Syrien und
Iran ständig erhöht. In beiden Fällen geht es aber - entgegen den
offiziellen Bekundungen - nicht um Menschenrechte und Atompolitik,
sondern um die Vorherrschaft in einer der geostrategisch
bedeutendsten Regionen.
Libyen, darin waren sich die Teilnehmer/innen der Beratung einig,
dürfe nicht zur Blaupause einer Militärintervention in Syrien
werden. Innergesellschaftliche Auseinandersetzungen - so
unversöhnlich sie momentan auch geführt werden mögen - dürfen
keinen Vorwand für ein militärisches Eingreifen Dritter bieten.
Libyen hat doch gerade gezeigt, dass der angebliche "Schutz" der
Bevölkerung vor den Angriffen des Regimes nicht funktioniert hat:
Selbst nach Angaben der "Rebellen" starben in dem NATO-Krieg 40-
bis 50 Tausend Menschen. Die Friedenskonferenz stellt fest: "Die
Gestaltung der politischen und gesellschaftlichen Ordnung eines
Landes ist ausschließlich Angelegenheit seiner Bevölkerung. Sich
mit ihr zu solidarisieren heißt vor allem, die Gewaltspirale zu
beenden und sich jeglicher Intervention von außen zu widersetzen.
Die Überwindung autoritärer Herrschaftsstrukturen und Ausbeutung
ist nur in Abwesenheit äußerer Einmischung möglich."
Zudem ist es blauäugig zu meinen, in Syrien stünden sich
unbewaffnete Demonstranten und eine martialisch ausgerüstete Armee
Al-Assads gegenüber. Längst sind Teile der Opposition bewaffnet,
haben Armeeangehörige samt Waffen die Seiten gewechselt und
kämpfen nun im Rahmen der "Freien Syrischen Armee" gegen das
Regime in Damaskus. Alle bewaffneten Kräfte müssen ihre Kämpfe
einstellen und in Waffenstillstandsverhandlungen einwilligen.
Alles andere, vor allem aber ein Angriff von Außen, kann leicht zu
einem Flächenbrand werden.
Von bürgerkriegsähnlichen Zuständen ist der Iran weit entfernt.
Aus anderen Gründen ist das öl- und erdgasreiche Land im Visier
der Westmächte. Ihm wird vorgeworfen, an der Atombombe zu basteln.
Dabei enthält der im November 2011 veröffentlichte Bericht der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) keine belastbaren Belege
für ein aktuelles iranisches Atomwaffenprogramm. Der Iran besteht
aber auf seinem Recht auf ein "ziviles" Atomenergieprogramm. Dazu
ist grundsätzlich festzustellen: Teheran nimmt tatsächlich nur das
allen Staaten im Atomwaffensperrvertrag garantierte Recht für sich
in Anspruch, den kompletten Kreislauf der Atomenergieproduktion
nutzen zu können. Das muss uns als Friedensbewegung nicht gefallen
– zumal wir spätestens seit Fukushima wissen, dass auch die zivile
Nutzung der Kernkraft lebensbedrohend und letztlich eben nicht
beherrschbar ist. Niemandem in der Welt wird es aber einfallen,
die Länder, die auf Kernenergie setzen, mit Sanktionen zu
bestrafen und militärisch zu bedrohen.
Dennoch haben die USA und die EU die "Strafmaßnahmen" gegen Iran
in einer Weise verschärft, die immer näher an einen Krieg
heranführt. Das jüngst beschlossene totale Embargo gegen Ölimporte
aus dem Iran und die Sanktionen gegen die iranische Zentralbank
verfolgen das Ziel, den internationalen Ölhandel mit Iran ganz zum
Erliegen zu bringen und stellen damit de facto einen
Wirtschaftskrieg dar, in dessen Folge das Land destabilisiert
werden soll.
Gegenmaßnahmen sind somit programmiert, die Spannungen und die
wechselseitige Kriegsrhetorik werden sich gefährlich
hochschaukeln. Verlierer ist wie immer in solchen Fällen die
Zivilgesellschaft, die jeglicher Möglichkeit beraubt wird,
demokratische und soziale Fortschritte gegen das herrschende
System durchzusetzen. Wer es also wirklich ehrlich meint mit dem
Wunsch nach mehr Demokratie und Partizipation der Menschen im
Iran, muss sich jeglichem gewaltsamen Einmischungsversuch von
Außen widersetzen.
Der von der Friedensberatung am Sonntag einstimmig verabschiedete
Aufruf "Hände
weg von Iran und Syrien" enthält als Alternative zur Eskalation u.a.
folgende Forderungen, die sich vor allem an die eigene Regierung,
aber auch an NATO und EU richten:
- Verbot jeglicher
Waffenexporte
- Beendigung der
konfliktverschärfenden Sanktionen
- Keine Abschiebung
von Deserteuren und Flüchtlingen
- Gesprächsangebote
an den Iran über Kooperation und gemeinsame Sicherheit
- Aufnahme von
Verhandlungen zur Einrichtung einer atomwaffenfreien Zone im
Nahen/Mittleren Osten.
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Aufruf: "Hände
weg von Iran und Syrien"
Er kann (und soll) von Friedensorganisationen und -initiativen
unterzeichnet werden.
Rückmeldungen hierzu über e-mail an: Bundesausschuss.Friedensratschlag@gmx.net.