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Demonstration für eine "Sofortige und bedingungslose Waffenruhe!" am 5.8.2006 in Heidelberg
"Israelische Aggression hat sich wieder auf den Stufen der Abscheulichkeiten nach oben bewegt"
Redebeitrag von Harry Siegert
DGB Rhein-Neckar, Arbeitskreis für Friedens- und Entwicklungspolitik
Rhein-Neckar
Die israelische Aggression gegen seine Nachbarn hat sich in diesen
Tagen wiederum auf den Stufen der Abscheulichkeiten nach oben bewegt.
Was wir seit mehr als vier Wochen erleben müssen, ist ein Angriffs- und
Vernichtungskrieg, der mit nichts, aber auch gar nichts, zu
rechtfertigen ist.
Es ist ein Krieg, der jegliche internationalen Vereinbarungen und
Verträge verletzt und ignoriert.
Aber diese Gesetze der Völkergemeinschaft scheinen sowieso nur für
besondere Länder zu gelten, Israel, die USA und ihre Willigen genießen
offenbar politische Immunität.
Die Entführung israelischer Soldaten ist ganz offensichtlich nur ein
Vorwand für diesen Staatsterrorismus, denn die israelische Regierung,
ihr Geheimdienst und ihre Armee kidnappen ungeniert und vor aller Welt
seit Jahren, oder ermorden ihre Opfer sofort an Ort und Stelle.
SPD und Grüne haben die Verteidigung der Bundesrepublik am Hindukusch
und den Angriffskrieg gegen Jugoslawien als „Normalisierung der
Außenpolitik“ bezeichnet. Das militärische Präsens Deutschlands in
aller Welt und das führen von Krieg wieder „Normal“ sein sollen, damit
dürfen wir uns keinesfalls abfinden.
- Das man aber Kriegsverbrechen ein Verbrechen,
- das man das Umbringen von Kindern, Frauen und Männern, Mord,
- das man das zerstören von Stadtvierteln und lebenswichtiger Infrastruktur
mit Vernichtungskrieg benennt,
das sollte bei uns wieder normal werden.
Und da ist es dann vollkommen gleichgültig und egal, wer diese Taten
begeht.
Man stelle sich nur einmal vor, eine dem westlichen Kapitalismus nicht
genehme Regierung würde diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
die Genfer Flüchtlingskonvention begehen?
Man würde sie zu Recht eine Verbrecherbande nennen und, würde man ihrer
habhaft werden, ihre Mitglieder nach Den Haag vor das Tribunal bringen.
Lasst mich dazu an dieser Stelle ein Gedicht des jüdischen
Lyrikers Erich Fried zitieren:
Höre, Israel!
Als wir verfolgt wurden
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war
wie die anderen Nationen zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
Die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
„Zieht eure Schuhe aus“.
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand ist
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
Überdauert die Spur
eurer Bomben und Panzer
…..und die große jüdische Sozialistin Rosa Luxemburg hat einst gesagt:
Es ist und bleibt immer die revolutionärste Tat, zu sagen was die
Wahrheit ist.
In diesem Sinne,
Es gibt viel zu tun in Eurem Land.
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Zum Gedicht: Erich Fried wurde am 6. Mai 1921 in Wien geboren. Früh
begann er zu schreiben, bis der deutsche Einmarsch 1938 ihn "aus einem
österreichischen Oberschüler in einen verfolgten Juden verwandelte."
Der Vater wurde von der Gestapo ermordet, daraufhin floh Fried nach
London, von wo aus er seiner Mutter und 70 anderen Personen zur Flucht
verhalf.
Nach dem Krieg wurde Fried Mitarbeiter an zahlreichen neu gegründeten
Zeitschriften, später Kommentator deutschsprachiger Sendungen bei der
BBC. Diese Position gab er 1968 wegen der unveränderten
Kalten-Kriegs-Position der BBC auf.
Er machte sich mit verschiedenen Gedichtbänden, seinem einzigen Roman
("Ein Soldat und ein Mädchen" 1960) und Übersetzungen (u. a. übersetzte
er fast die kompletten Werke Shakespeares) einen Namen - geriet aber
auch oft in Konflikt mit der öffentlichen Meinung, wenn er offen
und kritisch Stellung zu politischen Themen nahm, was sich auch in
vielen seiner Gedichte widerspiegelt. Erst gegen Ende seines Lebens
wurde ihm die verdiente Anerkennung in Form von Auszeichnungen wie dem
Bremer Literaturpreis, dem Österreichischen Staatspreis und dem
Georg-Büchner-Preis zuteil.
Erich Fried starb nach langer und schwerer Krankheit am 22. November
1988 und wurde auf dem Kensal Green in London beerdigt.