[Demo gegen Libanonkrieg 5.8.06] | [home] |
Demonstration für eine "Sofortige und bedingungslose Waffenruhe!" am 5.8.2006 in Heidelberg
"Die drei Kriege im Nahen und Mittleren Osten gehören nicht nur geografisch zusammen, sondern werden von den gleichen Akteuren geführt und unterstützt."
Joachim Guilliard, Heidelberg Forum gegen Militarismus und Krieg
Einleitender Beitrag bei der Demonstration
Hauptanliegen der heutigen Protestaktion ist der israelische Angriff
auf den Gaza-Streifen und der Krieg Israels gegen den Libanon. Ein
Krieg der bereits über 900 Opfer forderte, ein Drittel davon Kinder und
eine Million Libanesen, über ein Viertel der Bevölkerung zur Flucht
zwang.
Wir sind besonders empört über die Reaktion der deutschen Regierung,
die gemeinsam mit GB und den USA Forderungen der UNO und der EU nach
eine sofortigen Waffenruhe bisher torpedierte und somit Israel volle
Rückendeckung gewährt. Wer Bedingungen für eine Waffenruhe nennt, macht
sich die Kriegsziele des Aggressors zu eigen.
Wir lehnen auch die geplante internationale Truppe unter Führung von
Nato-Staaten ab. Sie wäre nichts weiter als eine Intervention zur
Unterstützung der israelischen Armee und würde von der Hisbollah wie
auch von anderen patriotischen Kräften zurecht als solche bekämpft.
Wie die vorangegangenen Kriege werden auch die aktuellen Angriffe in
einen Nebel von Halbwahrheiten und Lügen eingewickelt. Wir sind auch
hier, um dieser, den Krieg rechtfertigenden, Propaganda unserer
regierenden Politiker und dem Gros der Medien entgegenzutreten.
Der erste Trick ist, die Eskalation mit den Entführungen der Soldaten
im Gazastreifen und an der libanesischen Grenze beginnen zu lassen und
sowohl die Vorgeschichte, d.h. die vorangegangenen israelischen
Terrorakte, als auch den gesamten Hintergrund auszublenden.
Als könnte die Gefangennahme von Soldaten einen Krieg rechtfertigen.
Zum einen hat Israel selbst Tausende Libanesen und Palästinenser nach
Israel verschleppt und hält sie dort z.T. seit 20 Jahren gefangen. Zum
anderen wäre dies dann wohl der erste Krieg wegen der Gefangennahme
zweier Soldaten.
Ganz offensichtlich diente diese nur als Vorwand für längst geplante
Angriffe. Britische und amerikanische Zeitungen haben ausführlich
darüber berichtet, dass der Krieg gegen den Libanon bereits vor einem
Jahr beschlossen und mit Washington abgestimmt worden waren.
Falsch ist auch die Behauptung, mit dem Angriff sollen die
Raketenangriffe der Hisbollah auf Nordisrael unterbunden werden. Solche
Angriffe gab es seit dem Abzug Israels aus dem Libanon nicht mehr, mit
Ausnahme sporadischer Angriffe auf israelische Militärstellungen auf
dem noch besetzten libanesischen Gebiet um die Shebah-Farmen.
Unabhängig davon kann nichts einen solchen verheerenden Krieg
rechtfertigen gegen die gesamte Bevölkerung rechtfertigen, der die
Infrastruktur weitgehend zerstört und das Land wieder 20 Jahre in der
Entwicklung zurückwirft; kann nichts den Einsatz geächteter Waffen, wie
Streu- und Phosphorbomben sowie abgereichertes Uran in Wohngebieten
rechtfertigen, die das Land wie den Irak dauerhaft verseuchen.
Der Krieg hat auch nichts zu tun mit mehr Sicherheit für die
israelische Bevölkerung, wie viele trotz Kritik an der
„Unverhältnismäßigkeit“ einwenden. Im Gegenteil: wie zu erwarten, kam
es durch Vergeltungsaktionen auch über zwanzig zivilen Opfern auf
israelischer Seite.
Ein Ziel Israels ist, mit der Hisbollah eine Kraft auszuschalten, die
Israels Dominanz in der Region in Frage stellen kann, die gefährlich am
Nimbus der Unbesiegbarkeit kratzte, als sie Israel zum Rückzug aus dem
Libanon zwang.
Doch die Hisbollah ist keine isolierbare Guerillaarmee, sondern vor
allem eine politische und soziale Bewegung, mit starkem Rückhalt in der
Bevölkerung, vor allem aber nicht nur im Süden des Landes. Stärke und
Popularität dieser Bewegung und nicht die religiöse Orientierung ist
den USA und den europäischen Staaten, sowie den verbündeten,
reaktionären arabischen Regimes ein Dorn im Auge. Wenn in den
Nachbarländern Organisationen ihrem Beispiel folgen, käme die
herrschende Ordnung ins Wanken.
Wer Hisbollah vernichten will, muss aber einen Krieg gegen die sie
unterstützende Bevölkerung führen – das ist einer der Gründe für die
vielen zivilen Opfer.
Der Krieg gegen den Libanon ist nach den Überfällen auf Afghanistan und
Irak der dritte Krieg im Nahen und Mittleren Osten; Kriege die nicht
nur geografisch zusammengehören, sondern von den gleichen Akteuren
geführt und unterstützt werden, jeweils nur mit unterschiedlicher
Rollenverteilung. Während Israel nach GB der wichtigste Partner der USA
im Irak ist, ist die USA unmittelbar im Krieg gegen den Libanon
beteiligt. Deutschland unterstützt beide bei der Führung ihrer Kriege,
in Afghanistan auch direkt mit eigenen Truppen.
Wir fordern daher nach wie vor auch das sofortige Ende der verheerenden
Besatzung des Iraks und Afghanistans.
Der zionistischen Führung Israels geht es darum, ihr annektiertes
Territorium zu sichern und auszuweiten (z.B. bis zum Litani-Fluß im
Südlibanon, 20 –30 km von der Grenze entfernt, der als
zusätzliche Wasserversorgung begehrt wird) Die USA wollen im Verein mit
ihren Verbündeten, die uneingeschränkte Kontrolle dieser
rohstoffreichen Region erringen – wirtschaftlich, politisch und
militärisch. Die neokonservativen Wortführer, die mit Bush an die
Regierung kamen, haben dies unter dem Namen Strategie für den „größeren
Mittleren Osten“ ausführlich beschrieben.
Die Kriege gegen den Irak und den Libanon bergen daher die massive
Gefahr durch eine Ausdehnung auf Syrien und Iran zum gewaltigen
Flächenbrand zu werden. Als Vorwand wird die Unterstützung des
libanesischen und irakischen Widerstands und die angebliche Einmischung
im Irak und Libanon propagandistisch aufgebaut.
Besonders gegen den Iran als militärisch stärkster Gegner droht auch
der Einsatz atomarer Waffen – 61 Jahre nach dem Abwurf auf Hiroshima,
der sich morgen zum 61. Mal jährt, ist die Gefahr einer atomaren
Katastrophe so nah, wie lange nicht mehr. Wir rufen daher auch dringend
dazu auf, sich verstärkt für die Ächtung von Kernwaffen und ihre
weltweite Abrüstung einzusetzen.
Wir fordern: