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zum
Buch
Leseproben
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GAZA
Dezember
2008 - Juli 2009
Restiamo umani - MENSCH
BLEIBEN
Lesung
mit dem
Autor Vittorio Arrigoni
19:30
Uhr | Buchhandlung Himmelheber, Theaterstr. 16,
HD
Der
junge Italiener Vittorio Arrigoni
hat als Mitglied der Hilfsorganisation "International
Solidarity Movement ISM" in Gaza gearbeitet
und die Bombardierung der hilflos eingeschlossen
Bevölkerung zum Jahreswechsel hautnah miterlebt.
Aus seinen Berichten hat er ein Buch gemacht.
Es ist eines der wenigen Augenzeugenberichte, die es in
deutscher Sprache gibt.
Neben der Lesung von Auszügen aus dem Buch
wird auch noch ein kurzer Film über Gaza gezeigt (ca 7 Min).
Veranstalter:
Palästina/Nahost-Initiative Heidelberg und Heidelberger
Friedensratschlag und
Vittorio Arrigoni
GAZA
DEZEMBER 2008 - JULI 2009
Restiamo umani - Mensch
bleiben
mit einem Vorwort von Ilan Pappe
Übersetzung aus dem Italienischen von Felix Ballhaus
Zambon
Verlag - Frankfurt Am Main
Erhältlich über den Verlag
oder Buchhandel.de
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Auf dem Umschlag haben wir den italienischen Ausdruck
Restiamo umani mit “Mensch
bleiben!”
übersetzt. Der originale italienische Ausdruck enthält
jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten der Übersetzung,
wie „Wir bleiben Menschen“,
„Wir bleiben menschlich“,
„Wir bleiben trotz allem menschlich“,
und auch den auffordernden Charakter des „Lasst uns Menschen
bleiben“ und damit auch „…am
Leben…“. Auch die Israelis sind damit
inbegriffen und angesprochen und somit eingeladen, wieder menschlich
zu werden. Aus dem Text wird deutlich, dass Arrigoni
kein Feind der Israelis als solcher ist, sondern ein
entschiedener Gegner der unmenschlichen
Politik der israelischen Regierung. Im fortlaufenden Text
haben wir den italienischen Ausdruck beibehalten.
WARUM EIN SOLCHES BUCH?
Auch mit einem Buch wie diesem, einem Augenzeugenbericht
aus der Hölle-Gaza, können wir weder die Opfer der Gewalt
retten, noch die Welt verändern. Aber vielleicht trägt der
vorliegende Bericht des jungen Italieners Vittorio Arrigoni
dazu bei, dass die Wirklichkeit besser verstanden wird von
denjenigen, die - in gutem Glauben - den Tätern
applaudieren als seien diese die Opfer.
Arrigoni war
als Mitarbeiter der Hilfsorganisation International
Solidarity Movement ISM vor Ort in Gaza als Israel am 27.
Dezember durch ein Massenbombardement dort ein Inferno auslöste,
im Zuge dessen mehr als 1.400 Zivilisten, darunter viele
Frauen und Kinder starben.
Giuseppe Zambon, Verleger
„Die Zivilbevölkerung in Gaza hat täglich 3
Stunden Zeit zum Überleben, die restlichen 21 Stunden
stehen den israelischen Soldaten zur Verfügung, um sie
auszurotten“
John Ging, Leiter der UNRWA, Uno-Agentur für die
Palästinensichen Flüchtlinge
„Wenn die enormen Zerstörungen im
Gazastreifen bekannt werden, kann ich nicht mehr als
Tourist nach Amsterdam gehen, sondern nur noch um vor dem
Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu erscheinen“
Anonymer israelischer Minister
Leseproben
Vorwort
Es gibt eine unsichtbare Gruppe von Menschen, die
grundsätzlich unfähig zur Gleichgültigkeit ist, die von
sich aus zu seelischem Fühlen jenseits der Grenzen ihres
eigenen Daseins vorprogrammiert sind, fähig sich von
einem universellen Gefühl lenken zu lassen, das wie ein
innerer Kompass über alle Nebenstraßen des Lebens
leitet, die selten begangen werden, meist unbequem und
beschwerlich sind, manchmal sogar von den nahsten Freunden
und Verwandten nicht verstanden werden, immer nur bergauf
führen, immer in die Richtung der gegeißelten, hungrigen
und unterjochten Menschheit gehen, eine Menschheit, die
weder eine Wahl noch einen Raum noch eigene Zeit hat.
Keine Gerechtigkeit hat. Keinen Frieden. Diese Wege sind
oft kürzer, als man denkt und führen uns in unserem
eigenen Land zu der Entdeckung erschütternder Wahrheiten,
wie es mir und meinen Genossen von "Libera"
geschehen ist, die wir Tag für Tag versuchen diejenigen
zu unterstützen, die mutig und entschlossen ihre eigene
Existenz aufs Spiel setzen, um die Missetaten der Mafia
anzuzeigen.
Diese Wege können auch über das Mittelmeer führen
und uns bis nach Gaza bringen. Unterschiedliche Wege
beschreiten und sich dabei zu unterstützen, sich mit den
unterschiedlichen, sich gegenseitig spiegelnden
Erfahrungen zu bereichern. Schritt für Schritt dem
Erlebten Vittorios zu folgen. Ihn nicht allein lassen,
nie, in diesem Land mit dem kurzen Gedächtnis, denn ihm
eine Stimme zu verleihen, bedeutet ihn zu schützen. Das
war die Wahl von "Libera"; das ist auch meine
Wahl.
Die Wahl Vittorios ist die, sein eigenes Leben täglich
aufs Spiel zu setzen, und das seit mehr als einem Jahr, um
der Bevölkerung Gazas mit den bescheidenen ihm zur
Verfügung stehenden Mitteln Hilfe zu leisten. Vittorios
Wahl ist die, seine eigene Stimme denen zur Verfügung zu
stellen, die seit langer, zu langer Zeit keine Stimme mehr
haben. Und das trotz der extremen Unsicherheit und der
Gefahren.
Viele Seiten dieses Buches sind unter den Bombardements
verfasst worden, manchmal auf der Straße ohne jeden
Schutz, weil plötzlich die Aufforderung kam, aus einem
Gebäude, das von Bombardierung bedroht war, zu fliehen.
Ohne Licht, ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne je die Augen
zuzumachen oder sich ein paar Minuten ausruhen zu können,
vielleicht nach einer ganzen Nacht in einer Ambulanz als
menschliches Schutzschild auf der Fahrt in die Hölle der
Trümmer, der Leichen oder in einem Krankenhaus
verschanzt, wiederholt Ziel der Bomben und ohne andere
Handlungsoption als der des Ausharrens.
Die Wahl Vittorios fiel auf den gewaltlosen Widerstand,
aber hartnäckig, kompromisslos und unbesiegbar. Der sich
täglich wiederholt, der sich nicht zur Diskussion stellt,
und immer im Dienste der Unterstützung der Bevölkerung
in Gaza steht. Gefahren lauern dabei überall. Ob es nun
um das Begleiten der Bauern auf ihre Felder geht, oder die
Fischer auf offene See, immer in der Hoffnung, dass die
Begleitung durch internationale Freiwillige abschreckend
auf die israelischen Soldaten wirken würde. Aber jene
schießen regelmäßig und oft fügen sie der kein Ende
nehmenden Liste der unschuldigen Opfer neue Namen hinzu.
Eine radikale Entscheidung, die über die unsichtbare
Grenze führt, jenseits derer es eine bequeme Wohnung, die
Geliebten und die Sicherheit eines Gehaltes, kurz das, was
wir unser "tägliches Leben" nennen, gibt. Aber
unser "tägliches Leben" ist das Leben von
Allen, das Leben eines jeden Nächsten - jedenfalls für
diejenigen, die mit der genetischen Unfähigkeit zur
Gleichgültigkeit "gestraft" sind und in die
Ferne schauen können. So ist Vittorio in Gaza in
existenzielle Tiefen hinabgestiegen, die in Gänze zu
verstehen sogar für diejenigen schwierig ist, die jeden
Tag mit ihm in Kontakt stehen. Aus unserer bequemen
Beobachterperspektive heraus versuchen wir jede Minute,
auch wenn wir weit weg sind vom Ort des Geschehens und des
Elends, und dennoch immer tätig und solidarisch, mehr zu
verstehen und uns durch seine Augen zurechtzufinden in
diesem verworrenen Wespennest, das immer undurchschaubarer
und unwürdiger wird, von der internationalen Gemeinschaft
sträflich ignoriert und totgeschwiegen.
Diese Seiten stellen den einzigen direkten
Augenzeugenbericht dar, den die Welt über diese Wochen
des Massakers der Operation "Gegossenes Blei"
hatte, die einem leidenden und bereits zermürbten Volk
den Gnadenschuss verpasste. Vittorio war der einzige
Italiener in Gaza in jenen Tagen, er lehnte das Angebot
ab, das Land zu verlassen; ohne ihn hätten wir die
Wahrheit wahrscheinlich nie erfahren, zumindest nicht die
ganze Wahrheit.
Und gerade jetzt ist es die Wahrheit, in diesen dunklen
Zeiten von Propaganda und manipulativer Veränderung der
Realität, die ein um jeden Preis schützenswertes Gut
darstellt. Ein Gut, das ich dabei beobachten konnte, wie
es schon unwiederbringlich betäubt geglaubte Gewissen
wieder aufrüttelte, das dazu in der Lage war, in ganz
unterschiedlichen Regionen in Italien nach kulturellem und
sozialem Hintergrund sowie vom Alter her völlig
heterogene Personengruppen zusammenzubringen und dazu,
ihre Häuser zu verlassen, um sich eine Lesung von
Restiamo umani* anzuhören oder den Verkauf des Buches auf
den verschiedenartigsten und fantasievollsten Kanälen
voranzutreiben, immer in dem Bewusstsein, dass die Erlöse
des Verkaufs dem Gazastreifen zu Gute kommen würden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es für mich und
die Genossen von "Libera" ein Privileg ist,
Vittorio auf dieser Reise zu begleiten; eine Reise, auf
der er täglich mutig und begabt fortfährt schmerzhafte
Momente der Wahrheit aufzunehmen, um sie unverfälscht vor
unsere ungläubigen aber wahrheitsdurstigen Augen zu
stellen.
Maria Elena Delia Libera - Nomi e Numeri contro le
Mafie http://www.libera.it
Aus dem Tagebuch
30. Dezember 2008
Die Engelfabriken
Jabalia, Beit Hanun, Rafah, Gaza City, die Etappen
meiner persönlichen Landkarte der Hölle.
Was auch immer die Spitzen des israelischen Militärs
in ihren Kommunikees wiederholen werden, von den
europäischen Massenmedien auf allen Kanälen
ausgestrahlt, ich war Augenzeuge in jenen Tagen der
Bombardierungen auf Moscheen, Schulen, Universitäten,
Krankenhäuser, Märkte und Dutzende von Privathäusern.
Der medizinische Direktor des AL Shifa Krankenhauses
bestätigte mir, Telefonate von der IDF (das israelische
Heer AdÜ) erhalten zu haben, die ihn aufforderten, sofort
das Krankenhaus zu evakuieren, anderenfalls werde ein
Bombenhagel niedergehen. Er ließ sich nicht
einschüchtern. Der Hafen, dort wo ich schlafen müsste -
aber in Gaza bekommt man seit vier Tagen kein Auge zu -
liegt beständig unter nächtlichem Beschuss. Man hört
keine Sirenen sich gegenseitig überholender Krankenwagen
mehr, schlicht weil am Hafen und in der Umgebung niemand
mehr lebt, alle sind tot, es ist, als würde man seine
Füße auf einen Friedhof nach einem Erdbeben setzen.
Die Situation ist wirklich die einer
"unnatürlichen Katastrophe", eine
Überschwemmung der palästinensischen Bevölkerung mit
Hass und Zynismus wie aus "Gegossenem Blei", das
menschliche Körper zerstört und die Palästinenser,
anders als vorhergesagt, nur noch mehr zusammenschweißt:
Menschen, die sich vorher nicht einmal gegrüßt hätten,
da sie unterschiedlichen Fraktionen angehörten, finden
sich nun vereint als Opfer einer entsetzlichen Tragödie.
Wenn die Bomben aus 10km Höhe auf die Erde fallen,
seid beruhigt, sie unterscheiden nicht zwischen den
Flaggen der Hamas und der Fatah, die auf den
Fensterbänken stehen. Es gibt keine chirurgisch genauen
militärischen Operationen: wenn die Luftwaffe und die
Marineluftwaffe sich in Bewegung setzen, sind die einzigen
chirurgischen Eingriffe die der Ärzte, die den Opfern die
zerfetzen Gliedmaßen amputieren ohne einen Moment der
Überlegung, auch wenn die Arme und Beine oft erhalten
werden könnten.
Es herrscht Zeitmangel, alle sind in Eile, die notwendige
Behandlung eines ernsthaft verletzten Gliedmaßes könnte
das Todesurteil für den nächsten Verletzten bedeuten,
der auf eine Transfusion wartet. Im Al Shifa Krankenhaus
liegen 600 Schwerverletzte, sie haben aber nur 29
Atemgeräte. Es fehlt an Allem, am meisten an
ausgebildetem Personal.
Aus diesem Grund, aus der Erschöpfung über die
Untätigkeit und das Schweigen [omertà] der westlichen
Regierungen, die dadurch zu faktischen Mittätern bei den
Verbrechen Israels werden, haben wir beschlossen, ein
kleines Schiff aus Larnaca auslaufen zu lassen, an Bord
drei Tonnen Medikamente und medizinisches Personal.
Vergeblich wartete ich am Hafen auf sie, um acht Uhr
morgens hätten sie einlaufen sollen.
Sie wurden neunzig Meilen vor Gaza von elf israelischen
Kriegsschiffen abgefangen, welche wiederholt versucht
hatten, sie auf dem offenen Meer zu rammen und zu
versenken. Sie rammten das Boot drei Mal und verursachten
damit eine Havarie des Motors sowie ein Leck im
Schiffsrumpf. Aus purem Zufall überlebten die Mannschaft
und die Passagiere und es gelang ihnen, im Hafen von Tyrus
im Süden Libanon an Land zu kommen. Vom ohrenbetäubenden
Schweigen der "zivilisierten" Welt immer
stärker frustriert, werden meine Freunde bald den
nächsten Versuch starten; es ist ihnen gelungen, die
Ladung mit Medikamenten von der "Dignity" zu
bergen und sie auf ein anderes Boot zu verladen, das
bereit steht in Richtung Gaza auszulaufen.
Viele Journalisten bitten mich in Interviews um
Berichterstattung zur humanitären Situation der
Palästinenser in Gaza, als ob es um ein Problem der
Nahrungsmittelknappheit, des Wassermangels, die
Stromausfälle oder den Benzinmangel ginge und nicht um
die Frage, wer diese Probleme verursacht durch das
Schließen der Grenzübergänge und die Bombardierung von
Elektrizitäts- und Wasserwerken. Im Krankenhaus von Al
Awda in Jabalia habe ich gesehen, wie die Verletzten und
Getöteten nicht im Krankenwagen, sondern von Tieren
gezogen auf Holzwägelchen angeliefert wurden.
Mit Panzern, Jägern, Drohnen und Apache Hubschraubern
liegt die größte und stärkste Waffenmacht der Welt im
stürmischen Angriff auf eine Bevölkerung, die sich noch
auf Eseln fortbewegt wie zu Zeiten von Jesus. Das Zentrum
für Menschenrechte "Al Mizan" berichtet, dass
im Moment des Schreibens 55 Kinder in die Bombardierungen
verwickelt wurden, davon 20 getötet und die anderen 35
schwer verletzt worden sind.
Israel hat aus den palästinensischen Krankenhäusern
lauter Engelfabriken gemacht und übersieht dabei den
Hass, der dadurch in Palästina und der ganzen Welt
geschürt wird. Die Engelfabrikanten sind im Dauereinsatz,
auch heute Abend, das spüre ich durch das Getöse der
Bomben hindurch vor meinem Fenster. Diese zerstückelten
und amputierten kleinen Körper, noch vor dem ersten
Aufblühen geerntet, werden für den Rest meines Lebens in
meinen Albträumen sein und wenn ich noch die Kraft zum
Aufschreiben ihres Endes habe, dann nur, um nach
Gerechtigkeit zu suchen sowohl für die, die nun keine
Stimme mehr haben, als auch für die, die niemals hören
wollten. Restiamo umani. 3. Januar 2009
Gespenster bitten um Gerechtigkeit
Während ich schreibe, sind die israelischen Panzer in
den Gazastreifen eingedrungen. Der Tag begann so, wie der
vorangegangene aufgehört hatte, mit der Erde, die
kontinuierlich unter unseren Füßen bebt, Himmel und Meer
weben ohne Unterlass am Schicksal von mehr als 1,5
Millionen Menschen am Übergang von der Tragödie der
Blockade zur Katastrophe der Bombardierungen, die aus der
Zivilbevölkerung eine prädestinierte Zielscheibe machen.
Mein Blickfeld ist von Flammen eingeschlossen,
Kanonenschläge vom Meer aus und Bomben vom Himmel den
ganzen Morgen hindurch. Die Fischerboote, die wir noch bis
vor wenigen Tagen aufs offene Meer eskortierten (weit
jenseits der von den verbrecherischen und illegalen
Besatzern Israels festgesetzten Sechs-Seemeilengrenze),
sind zu kleinen glühenden Holzkohlehaufen reduziert
worden. Sollte die Feuerwehr einen Löschversuch wagen,
wird sie zum Ziel der Maschinengewehre der F-16: das ist
gestern schon passiert. … Restiamo umani.
5 Januar 2009
"An die unschuldigen Menschen in Gaza: unser Krieg
ist nicht gegen Euch gerichtet, sondern gegen die Hamas:
wenn sie nicht damit aufhören, uns mit Raketen zu
beschießen, seid Ihr in Gefahr".
Das ist die Telefonansage, die man zu hören bekommt,
wenn man in Gaza in diesen Stunden einen Anruf
entgegennimmt. Das israelische Militär verbreitet sie in
der irrigen Annahme, dass die Palästinenser weder Augen
noch Ohren haben. Keine Augen, um zu sehen, dass die
Bomben fast ausschließlich zivile Ziele treffen, Moscheen
(15, die letzte heute war die Omar Bin Abd Al Azeez in
Beit Hanoun), Schulen, die Universität, Märkte,
Krankenhäuser. Und keine Ohren, um die Schmerzensschreie
der Kinder zu hören, unschuldige Opfer auch sie, dennoch
ausgemachtes Ziel eines jedes Bombenangriffs. …
Restiamo umani.
6 Januar 2009
al-Nakba
Ängstlich laufen sie umher mit dem Blick nach oben,
fixieren einen Himmel, der Angst und Schrecken über sie
ausschüttet, auf einer unter jedem Schritt bebenden Erde,
die plötzlich Krater bereit hält, wo vorher Häuser,
Schulen, Universität, Märkte und Krankenhäuser waren
und für immer alles Leben begräbt. Ich habe Karawanen
von verzweifelten Palästinensern auf der Flucht aus
Jabalia gesehen, auch aus Beit Hanoun und den anderen
Flüchtlingslagern im Gazastreifen, die nun Zuflucht in
den überfüllten Schulen der UN suchen, wie
Erdbebenopfer.
Wie die Opfer eines Tsunami, der täglich aufs Neue
über den Gazastreifen und seine Zivilbevölkerung
hereinstürzt: ohne Mitleid, ohne irgendeine Rücksicht
auf die Menschenrechte, die Genfer Konventionen sind nur
noch Altpapier. Und vor allem ohne dass irgendeine der
westlichen Regierungen einen Finger krümmt, um dieses
Massaker aufzuhalten, medizinisches Personal herzuschicken
und diesem Genozid, dessen sich Israel schuldig macht, ein
Ende zu bereiten. … Restiamo umani
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