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Massaker in Gaza geht weiter - einige traurige Updates
2. Rundmail des Antikriegsforum Heidelbergs zur Bombardierung Gazas, 30.12.2008

Die anhaltenden, heftigem Bombardierungen haben westl. Medienberichten zufolge bereits über 350 PalästinenserInnen getötet und über 1600 weitere z.T. schwer verletzt. Die Zahl der Toten steigt rasch weiter. "US taxpayers money in Action", wie der linke  amerikanisch-irakische Blogger Raed Jarrar seine Hinweise v. Samstag überschrieb (http://raedinthemiddle.blogspot.com/).

Doch auch die dt. Regierung ist mitveratnwortlich: Nach Steinmeier hat sich nun auch Merkel hinter die israelische Offensive mit dem zynischen Namen "Operation Gegossenes Blei" gestellt und macht allein die Hamas für den Massenmord verantwortlich.

Anbei ein paar Infos und Links - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Da die Angriffe auf alle Fälle absolut unverhältnismäßig sind, werden die Berichte in den Medien zunehmend differenzierter, wobei auch sie in der Regel das Ganze auf die Aufkündigung des Waffenruhe durch die Hamas zurückführen.

Immerhin werden - anders als bei ähnlichen Angriffen von US-Truppen auf irakische Städte - Bilder der Zerstörungen und der Opfer gebracht. Angesichts der eindeutigen internationalen Stimmung sind daher im Moment die Chancen, durch Leserbriefe etwas bewirken relativ groß. (s.u. Leserbrief an die ARD-Tagesschau)

Man muß vor allem klarstellen, dass Israel die „Waffenruhe“ ständig gebrochen hat. Bei insg. 193 Angriffen auf Ziele im Gaza-Streifen hat die israelische Armee 22 Palästinenser getötet und 62 verwundet. Statt der vereinbarten Öffnung der Grenzübergänge wurde die Blockade sogar noch verschärft. (s. Generaldelegation Palästinas, 21.12.2008
http://www.palaestina.org/news/nachrichten/zeigeNachricht.php?ID=6523)

Skandalös ist auch, wie ohne kritische Distanz die Behauptungen der israelischen Armee über die getroffenen Ziele übernommen werden und der Eindruck vermittelt wird, Verwaltungseinrichtungen, Moscheen, Fernsehsender, Parteibüros etc. wären legitime mitlitärische Ziele sind. Nach so einer Logik, dürften sich deutsche Polizisten, CDU- oder SPD-Mitglieder nicht beschweren, wenn sie Ziel von Angriffen afghanischer oder irakischer Widerstandskämpfer würden.

Dabei haben auch führende UNO-Menschenrechtsvertreter klargestellt, dass die Bombardierungen eindeutig gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen, d.h. auf deutsch Kriegsverbrechen darstellen. (UNO-Menschenrechtsbeauftragte kritisieren Israels Gaza-Operation)
Sie unterscheiden sich in nichts von den „Strafaktionen“ europäischer Kolonialtruppen, die Angriffe mit selbstgefertigten Speeren mit Kartätschen und Maschinengewehr „beantworteten“.

Wie der britischer Schriftsteller u. Maler John Berger in einer E-Mail die vorgestern zirkulierte, feststellte, zeigen die Reaktionen im Westen, dass aus hiesiger Sicht
"Der Tod eines israelischen Opfers die Ermordung von hundert Palästinensern rechtfertigt. Ein israelisches Leben hundert palästinensische rechtfertigt. Dies ist, was der israelische Staat und die weltweiten Medien mehr oder weniger - mit geringfüger Infragestellung - unbekümmert wiederholen. Und dieser Anspruch, der die längste Besatzung in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts begleitet und gerechtfertigt hat, ist zu tiefst rassistisch (viscerally racist)."
Viele Grüße,
Joachim

P.S.: Da es auch im neuen Jahr offensichtlich viel zu tun gibt, hier unsere Kontonummer:

Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg
Kto: 9081828, BLZ: 67250020 (Sparkasse Heidelberg)

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Einige Infos und Links - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Zur Situation im Gaza Streifen

Berichte von Medico International: http://www.medico.de/
Hier gibt es auch einen Spendenaufruf für medizinische Hilfe

Berichte des Internationalen "Free Gaza movement": http://freegaza.org/index.php
(Heute morgen hat die israelische Marine das "Free-Gaza" Boot Dignity gerammt.)

Von Sami Abdel-Shafi in Gaza-Stadt, THE INDEPENDENT, 28.12.08
Gaza: Die Leichenhallen der Krankenhäuser sind voll, und davor liegen Stapel von Toten

Aktuelle Infos und Bilder gibt es u.a. auch unter : http://www.freunde-palaestinas.de/

Appelle / Stellungnahmen

Stellungnahme von Pax Christi zur Haltung der Bundesregierung zu den Angriffen gegen Gaza.

Offener Brief von Evelyn Hecht-Galinski: Aktion „gegossenes Blei“ - Aktion „vergossenes Blut

Gush Shalom, 27/12/08: The war in Gaza – vicious folly of a bankrupt government

Michael Warschawski, Alternatives Informationszentrum (AIC), 02.12.2008
Sanktionen jetzt! - Israel aufwerten? - zum Teufel nein!
Während Israel die Hilfslieferungen in den Gazastreifen zurückhält, unterstützte die EU Verbesserungen ihrer Beziehungen mit Israel

Neues Deutschland, 19.12.2008 / Ausland / Seite 2
»Eine übersteigerte Reaktion«
 Moshe Zuckermann zur Gewalteskalation und den israelischen Wahlkampf
Hierzulande sind laute »Bravo!«-Rufe und andere Kriegseuphorie aus dem »Israel-solidarischen« Lager zu vernehmen. Was empfinden Sie als Israeli angesichts dieses deutschen Freudentanzes?
Den Ekel, den ich schon immer empfunden habe, wenn sich der furor teutonicus aus der Ferne am Opferleid von anderen ergötzt hat. Mit Israel-Solidarität hat das gar nichts zu tun. Unter gewandelten historischen Umständen werden sich diese Tanzfreudigen am Untergang von Juden genauso delektieren. Sie verkörpern all das, was man sich klischierterweise als Deutsche vorstellt, sie sind eben die deutschesten aller Deutschen.
Nir Rosen Guardian (UK) 29.12.2008
Gaza: The Logic of Colonial Power
As so often, the term 'terrorism' has proved a rhetorical smokescreen under cover of which the strong crush the weak


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Massaker in Gaza erfordert von uns schnelles Handeln

von Ali Abunimah
The Electronic Intifada / ZNet, 27.12.2008
http://zmag.de/artikel/massaker-in-gaza-erfordert-von-uns-schnelles-handeln
Orginalartikel: Gaza Massacre Must Spur Us to Action
(27. Dez.). "Ich werde musizieren und feiern über das, was die israelische Luftwaffe tut". Dies sagte gestern Ofer Shmerling, ein israelischer Offizieller des zivilen Katastrophenschutzes von Sderot - während rund um den Globus die Bilder des jüngsten israselischen Massakers gesendet wurden. Die Region von Sderot grenzt an den Gazastreifen.

Kurze Zeit zuvor hatten israelische F-16 Kampfflugzeuge und Apache-Helikopter - geliefert von den USA - 100 Bomben auf mehrere Dutzend Ziele im israelisch besetzten Gazastreifen abgeworfen. Dabei starben mindestens 195 Personen, Hunderte wurden verletzt. Bei vielen Zielen handelte es sich um Polizeistationen. Wie überall auf der Welt liegen auch in Gaza Polizeistationen mitten in zivilen Vierteln. Amerika war eines der ersten Länder, das die israelischen Angriffe unterstützten. Weitere Länder werden folgen.
...
Der schreckliche Anschlag vom 27. Dezember ist jedoch nur eine andere Methode Israels, Palästinenser zu killen. In den vergangenen Monaten starben Palästinenser still und leise: in erster Linie starben die Alten und Kranken, weil ihnen Lebensmittel und die benötigte Medizin vorenthalten blieben. Zwei Jahre dauert die israelische Blockade nun schon. Ihr Ziel ist es, die 1,5 Millionen Palästinenser, die im Käfig 'Gazastreifen' gefangen sind (das meiste Flüchtlinge und Kinder) Leid und Entbehrung fühlen zu lassen. In Gaza sterben die Palästinenser einen leisen Tod. Es fehlt ihnen an medizinischer Basisversorgung: Insulin, Medikamente zur Behandlung von Krebs oder Dialyseeinrichtungen. Israel hat ein Verbot für die Einfuhr dieser Hilfsmittel verhängt.

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Bombenangriffe ich in nichts von den „Strafaktionen“ einstiger europäischer Kolonialtruppen

Leserbrief an ARD Tagesschau
zur Berichterstattung zur Bombardierung Gazas

Wie so oft dominiert in ihrer Berichterstattung die israelische Sichtweise. So übernehmen Sie ohne die gebotene kritische Distanz die Behauptungen der israelischen Armee über die getroffenen Ziele, wie z.B. die Universität. Selbstverständlich wird die israelische Seite jedes Ziel als Zentrum der Hamas darstellen. Tatsächlich sind es bestenfalls Vermutungen israelische Geheimdienste.
Das skandalöseste dabei ist aber, dass Ihre Berichte damit nahelegen, Polizeistationen, Moscheen, Fernsehsender  usw. wären legitime militärische Ziele und somit jeder Palästinenser der Hamas-Mitglied ist oder eine Funktion in der Hamas-regierten Enklave begleitet, ein todeswürdiger Kombattant. Angesichts des klaren Wahlsiegs der Hamas wird so die halbe Bevölkerung zum Abschuss freigegeben. Tatsächlich sind die meisten zerstörten Gebäude eindeutig zivil und die meisten Ermordeten wehrlose Zivilisten.

Die israelischen Bombenangriffe sind daher nicht nur unverhältnismäßig, angesichts der seltenen Schäden, die die aus dem Gaza abgefeuerten Raketen verursachen. Es sind, wie führende UNO-Menschenrechtsvertreter klarstellten, klare Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, d.h. auf Deutsch Kriegsverbrechen. Sie unterscheiden sich in nichts von den „Strafaktionen“ einstiger europäischer Kolonialtruppen, die Angriffe mit selbstgefertigten Speeren mit Kartätschen und Maschinengewehr „beantworteten“.

Wer, wie Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier, der Hamas die alleinige Verantwortung zuschreibt, macht sich zum Komplizen dieses Staatsterrors. Tatsache ist doch, dass Israel die Waffenstillstandsvereinbarungen nie einhielt: weder hat es die Blockade aufgehoben, noch militärische Angriffe auf Ziele im Gaza-Streifens eingestellt. In über hundert Angriffen hat die israelische Armee während der „Waffenruhe“ 22 Palästinenser getötet und 62 verwundet.

Auch wenn das nicht Raketenangriffe der Hamas auf zivile Ziele rechtfertigt. Der israelischen Regierung war klar, dass ihre Strangulationspolitik über kurz oder lang Gegengewalt provozieren würde. Offensichtlich war dies gewollt – als Vorwand für einen umfassenden Angriff, mit dem die widerspenstige Bevölkerung des umzäunten Reservats gezwungen werden soll, ihre elende Lage endlich zu akzeptieren. Solange Israel dabei von den Regierungen der USA und der EU und durch eine einseitige Medienberichterstattung unterstützt wird, wird es keinen Frieden im Nahen Osten geben.

Joachim Guilliard,
Heidelberg, 30.12.2008