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60 Jahre
Hiroshima und Nagasaki - für eine Welt ohne
Atomwaffen
Erklärung zum 60.
Jahrestag der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte
Am 6. und 9. August jähren sich zum 60. mal die
Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki. Beide Städte wurden
weitgehend
zerstört und mehr als 200.000 Menschen sofort getötet, weit mehr noch
starben
an den Spätfolgen der radioaktiven Verseuchung.
Keiner der politischen und militärischen Verantwortlichen
musste sich je für diese Verbrechen gegen die Menschheit verantworten.
In Heidelberg werden wie überall in der Welt zum Gedenken
daran Veranstaltungen stattfinden, beginnend mit einer Mahnwache mit
Infostand
von 18.00 bis 22.00 Uhr beim Anatomiegarten in der Hauptstraße und
endend mit
einer Kerzenaktion von 22.30-0.15 Uhr vor dem US-Hauptquartier im
Rahmen der
bundesweiten Aktion »Nacht der 100.000 Kerzen«, zeitgleich mit den
Gedenkfeiern
in Japan. Zur Teilnahme laden das
Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg, Die Bunte Linke, der
Heidelberger Friedensratschlag, der DGB Rhein-Neckar, Die Linkspartei
Heidelberg und Aktion Völkerrecht / Schüler-Friedensbüro ein.
Es geht dabei aber nicht nur um Erinnern. Noch immer
schwebt die Gefahr großflächiger Zerstörung und radioaktiver
Verseuchung durch
Kernwaffen als tödliche Gefahr über der Menschheit. Nach wie vor
bedrohen uns
28.000 Atomwaffen, die meisten (96%) im Besitz der USA und Russland.
Wir fordern die vollständige Abrüstung all dieser Waffen.
Wir fordern die USA – als militärisch stärkste Macht –
auf, damit zu beginnen. Wir verlangen von der deutschen Regierung,
dieser
Forderung Nachdruck zu verleihen und insbesondere die Stationierung von
Nuklearwaffen auf deutschem Boden und die Teilhabe daran umgehend zu
beenden.
Noch immer lagern auch in Deutschland US-amerikanische
Atombomben, vermutlich 130 in Ramstein und 20 in Büchel, jede davon
mit der
fünffachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Sie gewähren der Bundeswehr
eine
„nukleare Teilhabe“ am Kernwaffenpotential der USA, mit eigenen
Kampfflugzeugen
und speziell dafür ausgebildeten Piloten.
Auch die Regierung von SPD und Grüne hat die
grundgesetz- und völkerrechtswidrige Praxis nicht beendet. Die
Ablehnung
von Atomwaffen durch beide Parteien entpuppte sich als
Lippenbekenntnis. Im Mai
hatte Militärminister Peter Struck Hoffnungen geweckt, als er eine
Debatte um
den Abzug US-amerikanischer Atomwaffen aus Deutschland und Europa beim
Treffen
der Nukleare Planungsgruppe der NATO Anfang Juni ankündigte. –
Geschehen ist
nichts, obwohl Deutschland als souveränes Land jederzeit den
Abtransport
verlangen kann. Doch „wegen der 20 Dinger in Büchel, verkrache ich mich
doch
nicht mit den Amis,“ so Bundeskanzler Schröder laut TAZ vom 9. Juni
2005.
Dem rot-grünen Beharren auf der Hand an der Bombe liegen
aber gewichtigere Gründe zugrunde als das Verhältnis zum mächtigen
Partner.
„Die glaubwürdige Demonstration von Bündnissolidarität und das nukleare
Streitkräftepotenzial erfordern auch in Zukunft die deutsche Teilhabe
an den
kollektiven nuklearen Aufgaben“ so die Antwort des
Bundesverteidigungsministeriums im Februar 2004 auf eine schriftliche
Anfrage
zum Thema. „Dazu gehören die Stationierung von verbündeten
Nuklearstreitkräften
auf deutschem Boden, die Beteiligung an Planung, Konsultationen sowie
die
Bereitstellung von Trägermitteln.“
Mit der „nukleare Teilhabe“ an ihrem Nuklearwaffenpotential
hatten die USA den Verbündeten, die nicht zum Club der Atommächte
gehörten, die
Zustimmung zum Atomwaffensperrvertrag erleichtert. Nach Meinung der
meisten
anderen Unterzeichnerstaaten war dies schon der erste Verstoß der
Westmächte
gegen diesen Vertrag.
Mit dem Atomwaffensperrvertrag verpflichteten sich
die Atommächte zur sukzessiven Abrüstung ihrer Arsenale. Das war
die
Vorraussetzung, dass andere Staaten ihrerseits auf die Entwicklung von
Kernwaffen verzichten. Keine der Atommächte macht bisher Anstalten,
dieser
Verpflichtung nachzukommen, die USA haben sogar begonnen, ihr Arsenal
zu
modernisieren.
Ausgerechnet die Macht, die über das mächtigste Arsenal
dieser Massenvernichtungswaffen verfügt und diese Waffen bereits
eingesetzt
hat, bedroht andere Staaten, weil diese sich die Fähigkeiten zur
Atomwaffenherstellung verschaffen könnten.
Die aggressive US-Politik wiederum verstärkt bei den
Ländern, die sich im Visier Washingtons sehen, den Glauben, allein der
Besitz
wirksamer Abschreckungswaffen könne sie wirksam vor einem Angriff
schützen.
Die Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen ist in den
letzten Jahren massiv gestiegen. Die neuen Einsatzpläne des
Pentagons sehen
den Einsatz nuklearer Waffen auch gegen Gegner vor, die selbst nicht
über
Atomwaffen verfügen, unter Umständen schon dann, wenn gut verbunkerte
Ziele auf
andere Weise nicht zerstört werden können.
Die USA haben mit der Entwicklung spezieller Atomwaffen
hierfür bereits begonnen, sogenannter Mini-Nukes, deren
Zerstörungskraft
geringer sein soll, als die herkömmlicher Bomben. Dadurch wird die
Hemmschwelle
für ihren Einsatz gesenkt, obwohl sie kaum schwächer als die
Hiroshima-Bomben
sein werden.
Akut bedroht durch die USA und Israel ist aktuell der
Iran. Wie der ehemalige CIA-Mitarbeiter Philip Giraldi kürzlich
berichtete,
umfassen die Angriffspläne „massive US-Luftangriffe gegen Iran, sowohl
mit
konventionellen als auch mit taktischen Atomwaffen“.
Ohne die Gefahren einer weiteren Verbreitung von Atomwaffen,
vernachlässigen zu wollen, so geht die Hauptgefahr nicht von Ländern
aus, die
sich solche Waffen eventuell beschaffen wollen, sondern von der einzig
verbliebenen Supermacht und ihren Verbündeten, die alleine eine solche
Waffe
straflos einsetzen könnten.
Wir sind erbost über die Untätigkeit aller bisherigen
Bundesregierungen und fordern für die Zukunft eine klare Politik für
eine
nukleare Abrüstung, bei der die westlichen Staaten vorangehen sollten.
Wir fordern die Wählerinnen und Wähler auf, ihre
Wahlentscheidung von der Haltung und vom Engagement der Kandidaten
ihres
Wahlkreises in dieser Frage abhängig zu machen.