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UNO soll Massaker in Beit Hanun untersuchen

Menschenrechtsrat will Kommission nach Gaza schicken. Israel droht nach Raketenangriff mit neuer Offensive
Von Rüdiger Göbel
junge Welt, 16.11.2006 / Ausland / Seite 1

Eine Woche nach dem Massaker der israelischen Armee in Beit Hanun, bei dem 19 Palästinenser getötet worden waren, haben islamische und arabische Staaten den UN-Menschenrechtsrat aufgefordert, in der Sache tätig zu werden. Der Rat müsse eine Untersuchungskommission nach Gaza schicken, heißt es in einem am Mittwoch in Genf eingebrachten Resolutionsentwurf. In dem von Bahrain und Pakistan im Namen von 23 weiteren Staaten vorgelegten Text ist von »grausamen und systematischen Verletzungen der Menschenrechte des palästinensischen Volkes« durch Israel die Rede. In der Entschließung wird ein »dringendes internationales Vorgehen« gefordert.

UN-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour präzisierte ihre Ankündigung, Israel und die palästinensischen Gebiete besuchen zu wollen. Sie werde sich ab Sonntag vor Ort ein Bild von der Lage machen, sagte Arbour vor dem UN-Menschenrechtsrat. Nach dem Angriff in Beit Hanun hatte sie sich »sehr schockiert und erschüttert« gezeigt und ihre Reise bereits ohne genaues Datum angekündigt.

Militante Palästinenser reagierten am Mittwoch mit einem Vergeltungs­angriff auf das Haus des israelischen Verteidigungsministers Amir Peretz. Der Islamische Dschihad und die Essedin-Al-Qassam-Brigaden der Hamas bekannten sich zu dem Beschuß. Der Angriff sei »unsere Antwort auf die Massaker der Besatzung und das, was in Beit Hanun geschehen ist«, hieß es in einer Erklärung. Das in der israelischen Stadt Sderot gelegene Ziel wurde allerdings um etwa 150 Meter verfehlt. Bei dem Angriff mit selbstgebastelten Raketen wurde eine Frau getötet, schwere Verletzungen erlitt ein Wachmann von Peretz. Der Minister berief nach dem Angriff aus Gaza eine Sondersitzung des Sicherheitskabinetts ein und erklärte: »Terrororganisationen werden einen hohen Preis zahlen.« »Sicherheitsminister« Avi Dichter plädierte im Rundfunk für eine Ausweitung der Militäroffenisve im Gazastreifen.

Der Abschuß der Qassam-Raketen aus dem Gazastreifen hat seit 2001 neun Israelis das Leben gekostet. Allein bei der Ende Juni begonnenen israelischen Offensive »Sommerregen« wurden seit Ende Juni mehr als 600 Palästinenser getötet.