„Alles menschliche Leben ist wertvoll.
Das humanitäre Recht gilt für alle.”
Interview mit Rashid Khalidi,
palästinensisch-amerikanischer
Historiker für den Nahen Osten, In den
1990er-Jahren Berater der
palästinensischen Vertreter bei den
Friedensverhandlungen
NachDenkSeiten, 18. November 2023
Alain Gresh
Gaza-Palestine: The Right to Resist
Oppression
Orient XXI, 13.10.2023
Kritik von Juden in Deutschland: „Wir
verzweifeln an Israels Politik“
Nirit Sommerfeld,
jüdisch-israelische Künstlerin „Jüdische
Stimme für gerechten Frieden in
Nahost”“
Berliner Zeitung, 23.11.2023
Gaza: UN experts call on international
community to prevent genocide against
the Palestinian people
OHCHR, 16.11.2023
Gaza: UN-Experten fordern
internationale Gemeinschaft auf,
Völkermord an der palästinensischen
Bevölkerung zu verhindern
Die schwerwiegenden Verstöße
Israels gegen die Palästinenser nach dem
7. Oktober, insbesondere im
Gazastreifen, deuten auf einen
bevorstehenden Völkermord hin, so
UN-Experten heute. Sie erläuterten
Beweise für die zunehmende Aufstachelung
zum Völkermord, die offenkundige
Absicht, "das palästinensische Volk
unter der Besatzung zu vernichten", den
lautstarken Ruf nach einer "zweiten
Nakba" in Gaza und den übrigen besetzten
palästinensischen Gebieten sowie den
Einsatz mächtiger Waffen, die von Natur
aus wahllos eingesetzt werden und zu
einer kolossalen Zahl von Todesopfern
und der Zerstörung lebenswichtiger
Infrastruktur führen.
Rücktrittsschreiben von Craig Mokhiber,
Leiter des New Yorker Büros des
UN-Kommissars für Menschenrechtein (OHCHR),
1.11.2023
Der UN-Menschenrechtsexperte geht mit
der internationalen Gemeinschaft,
insbes. der westl., hart ins Gericht und
bezeichnet Israels Vorgehen in Gaza als
"Völkermord wie aus dem Lehrbuch"
Er steht mit dieser
Sicht nicht allein:
Norman Paech,
„Schwerter aus Eisen“ – ein Völkermord
in Gaza
NachDenkSeiten, 3. November 2023
Bereits am 12.10.
rief eine Reihe von
Sonderberichterstatter des
UN-Menschenrechtsrates
dringend dazu auf, "den drohenden
Völkermord zu verhindern"
Desgleichen die
US-amerikanische Philosophin Judith
Butler, Beiratsmitglied der Jewish
Voice for Peace:
Jüdische Wissenschaftlerin Judith Butler
verurteilt Israels "Völkermord" in Gaza
Democracy Now! / Telepolis, 30. Oktober
2023
Und in Israel werden
von Ministerien und Denkfabriken auch
konkrete Pläne zur vollständigen
Vertreibung der Palästinenser aus dem
Gazastreifen präsentiert.
Säuberungspläne in Israel: "Einzigartige
Chance, Gaza komplett zu evakuieren",
Telepolis, 31. Oktober 2023
Erklärung des UN-Hochkommissars für
Menschenrechte, Volker Türk, zu
Israel und zum besetzten
palästinensischen Gebiet
Zeitgeschehen im Fokus, 17. November
2023
"Beenden Sie die Gewalt. Garantieren
Sie die Sicherheit der humanitären
Helfer. Gewährleistung eines sicheren
Zugangs, damit die humanitäre Hilfe alle
Bedürftigen erreicht ... Die Lösung für
diese Situation ist die Beendigung der
Besatzung und die uneingeschränkte
Achtung des Selbstbestimmungsrechts der
Palästinenser. Wie ich immer wieder
gesagt habe, muss die Besatzung beendet
werden, um die Gewalt zu beenden."
Shir Hever,
Deutschland geht mit der Unterstützung
von Kriegsverbrechen ein rechtliches
Risiko ein.
NachDenkSeiten, 14. Oktober 2023
Chris Hedges,
Brief an die Kinder in Gaza, 9.
November 2023
Save the Children,
29.10.2023
GAZA: 3,195 Children Killed in Three
Weeks Surpasses Annual Number of
Children Killed in Conflict Zones since
2019
dDe internat. Hilfsorganisation "Save
the Children" meldet: "Die Zahl der in
Gaza bereits in drei Wochen getöteten
Kinder hat die jährliche Zahl, der seit
2019 in allen Konfliktgebieten der Welt
getöteten Kinder übertroffen"
In Lateinamerika wächst die Kritik an
Israels militärischem Vorgehen in Gaza
Bolivien bricht Beziehungen ab,
Chile und Kolumbien rufen Botschafter
zurück. Argentinien und Mexiko prangern
Verletzungen des humanitären
Völkerrechts an
Vilma Guzmán, amerika21, 03.11.2023
Gaza, Völkerrecht und Staatsräson:
Deutschland steht tief im Abseits
von Peter Vonnahme, ehem. Richter am
Bayerischen Verwaltungsgerichtshof
NachDenkSeiten, 9. November 2023
Westliche Heuchelei:
Wollen wir wirklich den „Big Bang“ in
Nahost?
Die Propagandalinie heißt: Wir sind
die „Guten“, sie die „Bösen“. Das ist
nicht nur falsch, sondern könnte die
Region in den Abgrund reißen. Was jetzt
klug wäre.
von Michael Lüders,
Telepolis, 17.10.
Das Risiko eines
regionalen Krieges
Wie die Bodeninvasion in Gaza über
Israel und Palästina hinaus eskalieren
kann
BIP-aktuell, 11.11.
Solidarität der sozialen
Bewegungen in Lateinamerika mit Opfern
von Gaza
Darunter Brasiliens
Landlosenbewegung, Mexikos EZLN,
Argentiniens Mai-Platz-Mütter. Auf
Demonstrationen hieß es: „Das ist kein
Krieg, das ist Völkermord“
Von Hans Weber,
amerika21, 10.11.
Die Glaubwürdigkeit des
Westens
842 EU-Mitarbeiter protestieren
gegen von der Leyens Gaza-Politik.
Diplomaten warnen, der Westen habe im
Globalen Süden wegen seiner Ignoranz
gegenüber Ziviltoten im Gazastreifen
jede Glaubwürdigkeit verloren.
German Foreign Policy,
25.10.
Belgien: Vize-Ministerpräsidentin
fordert Sanktionen gegen Israel
SZ, 8. November 2023
------------
Israels Aktion in Schifa-Krankenhaus in
Gaza: Neue Tote, wenig Klarheit
Telepolis, 17. November 2023
Haben israelische
Soldaten bei der Rückeroberung der
Ortschaften auch israelische Zivilisten
getötet?
Es gibt Berichte, dass bei den
Gefechten der IDF mit den
Hamas-Terroristen auch israelische
Bewohner umkamen. Auch mit Panzern wurde
auf die Häuser geschossen, in denen
Hamas Geiseln genommen hatten.
von
Florian Rötzer – Overton-Magazin |
26.10.
------------
Norman Paech,
Nahostkonflikt: Aufstand der
Verzweiflung
Kolonialer Hintergrund des Kriegs
zwischen Israel und der Hamas und ihren
Verbündeten wird in Politik und Medien
übersehen
junge Welt, 19.10.2023
Karin Leukefeld,
Wer ist die Hamas?
Wer den Konflikt in Nahost verstehen
will, muss seine Geschichte kennen
UZ vom 3. November 2023
Akram Belkaïd,
Wem nützt die Hamas?
Le Monde diplomatique, 09.11.2023
Die am 7. Oktober verübten Massaker an
israelischen Zivilisten haben weltweit
auch Menschen schockiert, die mit der
palästinensischen Sache sympathisieren.
Was wollte die Hamas mit ihrem Angriff
erreichen? Wie weit wird die israelische
Reaktion gehen? Und wer wird am Ende
verhandeln?
Eine Besatzungsmacht hat kein Recht auf
Selbstverteidigung gegen die Besetzten
Das Vorgehen Israels verstösst gegen das
Kriegsrecht
Interview mit Jacques Baud*
16. November 2023
Im Bewusstsein der
Israelis existieren die Palästinenser
nicht.
Prof. Dr. Nurit Peled im
Interview Frank Barat mit
7. November 2023
Dr. Nurit Peled-Elhanan ist eine
israelische Professorin für Sprache und
Bildung an der Uni Jerusalem,
Mitpreisträgerin des vom EU-Parlament
verliehenen Sacharow-Preises für
geistige Freiheit. Ihre Tochter Smadar
wurde bei einem palästinensischen
Selbstmordattentat getötet.
|
„Die Vernichtung der europäischen
Juden durch die Nazis und ihre
Verbündeten, die damalige
Unfähigkeit der Großmächte, die
Barbarei zu stoppen, haben ein
Schuldbewusstsein in der westlichen
Meinung geschaffen und eine positive
Haltung zugunsten derjenigen, die
als Erben der Geschichte und der
Erinnerung an den Juden auftreten.
Dieses Martyrium hat die Abstimmung
der UN-Vollversammlung vom 29.
November 1947 für eine Teilung
Palästinas und damit für die
Gründung des Staates Israel
begünstigt.
Die Palästinenser haben jedoch für
ein Verbrechen zahlen müssen, das
sie nicht begangen hatten und für
das sie in keiner Weise
verantwortlich waren." -
Alain Gresh,
französischer Nah-Ost-Experte mit
ägyptischen und jüdischen Wurzeln,
langjähriger Chefredakteur von Le
Monde diplomatique in "Palästina
und die Bewegung gegen die
neoliberale Globalisierung",
November 2002 (aus Sand im Getriebe,
31.5.2007)
Nahostkonflikt: Aufstand der
Verzweiflung
Kolonialer Hintergrund des Kriegs
zwischen Israel und der Hamas und ihren
Verbündeten wird in Politik und Medien
übersehen
von Norman Paech,
emeritierter Professor für
Politikwissenschaft und Öffentliches
Recht, junge Welt, 19.10.2023
Die politische
Klasse, ob in der Regierung, den
Parteien oder den Medien, hat
offensichtlich ihr Ceterum censeo:
Hamas muss vernichtet werden – um
welchen Preis auch immer. Lassen wir
die politische Fragwürdigkeit dieser
Devise einmal beiseite, so liegt in
ihr ein grundsätzlicher Fehler. Sie
reduziert den Überfall und den
Ausbruch der Gewalt auf die
Verantwortung einer einzigen
Organisation, der Hamas. Sie hat die
Geschichte der kolonialen
Befreiungskämpfe in Afrika
vergessen, deren militärische Spitze
immer von einer oder zwei
Organisationen gebildet wurde. Ob
die FLN in Algerien, der ANC in
Südafrika, die SWAPO in
Südwestafrika, die MPLA in Angola,
die PAIGC in Guinea-Bissau, die
Frelimo in Mosambik oder die PLO in
Palästina, sie wurden alle als
Terroristen bekämpft. Sie waren aber
nur der politisch-militärische Arm
eines Volkes, welches für seine
Befreiung kämpfte. In allen diesen
Befreiungskriegen hatte das
internationale Recht einen
verzweifelten Stand.
Politik und Medien wollen auch jetzt
nicht begreifen, dass es hier in
Gaza ebenso wie in der Westbank um
einen Befreiungskampf des ganzen
palästinensischen Volkes gegen
jahrzehntelange Unterdrückung,
Enteignung, Gewalt und Entwürdigung
geht. Wir dürfen nicht vergessen und
verdrängen, dass die
palästinensische Bevölkerung die
furchtbare Gewalt, die jetzt so
bild- und wortreich beklagt wird, in
mehr als 75 Jahren in Überfällen und
Massakern von Deir Jassin bis
Masafer Jatta immer wieder und
geradezu täglich erfahren hat. Sie
ist immer wieder dagegen
aufgestanden – vergeblich. Jetzt hat
die verzweifelte Situation wie bei
einer Revolte im Gefängnis zu einer
Explosion geführt.
Rache löst nichts
Wenn Israel mit
Unterstützung von USA und
NATO-Bündnis darauf besteht, Hamas
als Reaktion auszulöschen, zu
vernichten, und sei es um den Preis
Tausender ziviler Opfer Gaza in
Schutt und Asche zu legen, so begeht
es den zweiten Fehler: Dadurch würde
der Widerstand des palästinensischen
Volkes gegen die Gewalt der
Apartheid nicht gebrochen. Man kann
eine Organisation vernichten, aber
nicht ein Volk. Das würden heute die
UNO und ein immer noch vorhandenes
antikoloniales Gewissen in der Welt
verhindern. Man kann sein
Rachegefühl befriedigen, aber damit
nicht den Frieden sichern. Alle
klassischen Kolonialmächte mussten
sich aus ihren Kolonien
zurückziehen. Israel, eine
Siedlerkolonie, wird hier keine
Ausnahme machen.
,,,
Nein, diese Zeilen sind keine
Rechtfertigung der mörderischen
Orgie, die die Kämpfer der Hamas bei
ihrem Überfall anrichteten, keine
verschwiegene Zustimmung zu den
Siegesgesängen auf Europas Straßen.
Sie werden von der Furcht diktiert,
dass das »Terrorbild« der Hamas bei
aller Grausamkeit des Überfalls den
wahren Charakter dieser Gewalt als
Aufstand der palästinensischen
Gesellschaft verdeckt. Dass man sich
weiterhin weigert, das Elend der
palästinensischen Existenz sowohl in
Gaza wie in der Westbank
wahrzunehmen und die jahrzehntelange
koloniale Besatzung und Apartheid
als wahren Grund der plötzlichen
Gewalt zu erkennen. Sie hatte sich
seit langem angekündigt und wird
durch keinen Vernichtungskrieg
verschwinden.
Gaza-Palestine: The Right to Resist
Oppression, von Alain Gresh,
französischer Nah-Ost-Experte mit
ägyptischen und jüdischen Wurzeln,
langjähriger Chefredakteur von Le Monde
diplomatique, in
Orient XXI, 13.10.2023
Es war ebenfalls
im Oktober, vor genau 50 Jahren, im
Jahr 1973. Die ägyptische und die
syrische Armee überschritten die
Waffenstillstandslinien und fügten
der israelischen Armee schwere
Verluste zu.
... Damals prangerten zahlreiche
Kommentatoren in Europa und den
Vereinigten Staaten eine
"ungerechtfertigte, unmoralische und
unprovozierte ägyptisch-syrische
Aggression" an - ein Begriff, den
die israelische Führung besonders
gerne verwendet, da er es
ermöglicht, die Ursache dieser
Konflikte zu verschleiern: die
Besatzung. Michel Jobert, der
damalige französische Außenminister,
bewies eine Klarsicht, die seinem
Land zur Ehre gereichte: "Ist der
Versuch, das eigene Territorium zu
betreten, zwangsläufig eine
Aggression?"
Wenn 1973 die
Hoffnung, die Besetzung des
ägyptischen Sinai und der
syrischen Golanhöhen zu beenden,
legitim war, ist dann fünfzig
Jahre später die
Entschlossenheit der
Palästinenser, sich von der
israelischen Besatzung zu
befreien, illegitim? Wie schon
im Oktober 1973 wurde Tel Aviv
von der palästinensischen Aktion
überrumpelt und erlitt eine
außergewöhnlich schwere
militärische Niederlage.
Auch diesmal
trugen die Arroganz der
Besatzer, ihre Verachtung für
die Palästinenser und die
Überzeugung dieser jüdischen
Vormachtstellung, Gott sei auf
ihrer Seite, zu ihrer
Selbsttäuschung bei.
Der Angriff, der
von einem gemeinsamen
Militärkommando gestartet wurde,
in dem die meisten
palästinensischen Organisationen
unter der Führung der Ezzedine
Al-Qassam Brigaden
(militärischer Flügel der Hamas)
zusammengeschlossen sind, war
eine Überraschung, nicht nur
wegen des gewählten Zeitpunkts,
sondern auch wegen seines
Ausmaßes, seines
Organisationsgrades und der
militärischen Kapazitäten, die
es unter anderem ermöglichten,
die israelischen
Militärstützpunkte zu
überrennen.
Er vereinte alle
Palästinenser und fand breite
Unterstützung in der gesamten
arabischen Welt.
... Jedes Mal,
wenn die Palästinenser rebellieren,
spricht der Westen, der den
Widerstand der Ukrainer so gerne
verherrlicht, von Terrorismus. ...
Ich möchte noch einmal daran
erinnern, dass viele terroristische
Organisationen, die im Laufe der
jüngeren Geschichte als solche an
den Pranger gestellt wurden, keine
Parias mehr sind, sondern zu
legitimen Gesprächspartnern geworden
sind. Die Irisch-Republikanische
Armee (IRA), die Algerische
Nationale Befreiungsfront, der
Afrikanische Nationalkongress (ANC)
und viele andere sind abwechselnd
als "Terroristen" bezeichnet worden,
ein Wort, das dazu dient, ihren
Kampf zu entpolitisieren und ihn als
eine Konfrontation zwischen Gut und
Böse darzustellen.
...
Wie der
israelische Journalist Haggai
Matar beobachtet hat:
Im Gegensatz zu
dem, was viele Israelis
behaupten (...) ist dies kein
'einseitiger' und
'unprovozierter' Angriff. Der
Schrecken, den die Israelis,
mich eingeschlossen, gerade
jetzt erleben, ist nur ein
winziger Bruchteil dessen, was
die Palästinenser jeden Tag
unter dem Militärregime erleben,
das seit Jahrzehnten im
Westjordanland wütet, und unter
der Belagerung und den
wiederholten Angriffen auf Gaza
... Wie in jedem
Krieg kann man die zivilen Opfer
nur bedauern, aber gibt es "gute
Zivilisten", für die man eine
Träne vergießt, und "schlechte
Zivilisten" wie die
Palästinenser, die jeden Tag im
Westjordanland getötet werden
und deren Tod so wenig Empörung
hervorruft?
Rücktrittsschreiben von Craig Mokhiber,
Leiter des New Yorker Büros des
UN-Kommissars für Menschenrechtein (OHCHR),
1.11.2023
Als
Menschenrechtsanwalt mit mehr als
drei Jahrzehnten Erfahrung auf
diesem Gebiet weiss ich sehr wohl,
dass der Begriff Völkermord oft
politisch missbraucht wird. Doch der
gegenwärtige Massenmord am
palästinensischen Volk auf der
Grundlage einer
ethno-nationalistischen
Siedlerkolonialideologie, welche die
jahrzehntelange systematischen
Verfolgung und ethnische Säuberung
eines Volkes fortsetzt, nur weil die
Menschen Araber sind, und die mit
ausdrücklichen Absichtserklärungen
führender Vertreter der israelischen
Regierung und des Militärs
einhergehen, lässt keinen Raum für
Zweifel oder Debatten.
Im Gazastreifen
werden zivile Gebäude, Schulen,
Kirchen, Moscheen und medizinische
Einrichtungen mutwillig angegriffen
und Tausende von Zivilisten
massakriert. Im Westjordanland,
einschließlich dem besetzten
Jerusalem, werden Häuser
beschlagnahmt und neu zugeteilt, und
israelische Militäreinheiten
begleiten gewalttätige
Siedlerpogrome. Überall im Land
herrscht Apartheid. Dies ist
Völkermord wie aus dem Lehrbuch.
Craig Mokhiber betont, dass „wichtige
Teile der UNO vor der Macht der USA
und der Angst vor der Israel-Lobby
kapituliert“ und „sich vom
Völkerrecht selbst zurückgezogen“
hätten. Das größte Versagen der UNO
sei in Palästina zu beobachten .
Es ist eine
verblüffende historische Ironie,
dass die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte im selben Jahr
verabschiedet wurde, in dem die
Nakba am palästinensischen Volk
verübt wurde. … In gewissem Sinne
versprachen die Verfasser
Menschenrechte für alle, außer für
das palästinensische Volk. Und wir
sollten uns auch daran erinnern,
dass es die Vereinten Nationen
selbst waren, die die Erbsünde
begingen, die Enteignung des
palästinensischen Volkes zu
erleichtern, indem sie das
europäische Siedlerkolonialprojekt
ratifizierten, das sich
palästinensischen Landes bemächtigte
und es den Kolonisten überließ. Es
gibt viel, wofür wir büßen müssen.
Norman Paech,
„Schwerter aus Eisen“ – ein Völkermord
in Gaza
NachDenkSeiten, 3. November 2023
... Die
Abgeordneten des Auswärtigen
Ausschusses im Deutschen Bundestag
werden mit einem Papier „Schwerter
aus Eisen“ von Israels Botschafter
Ron Prosor gefüttert ...
Bundeskanzler Olaf Scholz hält an
der Fiktion fest, dass Israel „ein
demokratischer Staat mit sehr
humanitären Prinzipien“ sei und die
israelische Armee sich an die Regeln
des Völkerrechts halten werde. Da
ist es nur folgerichtig, einen
Waffenstillstand abzulehnen, um das
ohnehin nach Aussage der UNO schon
seit 2020 unbewohnbare Gaza
endgültig in Schutt und Asche zu
legen. In der
UNO-Generalversammlung, die mit 120
Stimmen einen Waffenstillstand
fordert, enthält sich die deutsche
Regierung, bekräftigt aber vor den
Türen ihre Ablehnung und besteht auf
dem Recht auf Selbstverteidigung
nach Art. 51 UN-Charta.
Was geht da vor? Welche Perversion
hat diese Politik ergriffen? Ist
dieser Krieg, der ununterbrochene
Bombenhagel, dieses ungehinderte
tägliche und nächtliche Massaker
überhaupt noch mit den allgemeinen
Kategorien der Genfer Konventionen
und ihrer beiden Zusatzprotokolle
erfassbar? Schutz der Zivilisten,
..., Schutz der Krankenhäuser und
des medizinischen Personals ...
Verbot unterschiedsloser Angriffe
und der Aushungerung als Mittel der
Kriegsführung, Verbot, die
Versorgung mit den notwendigsten
Lebensmitteln, Trinkwasser und
Medikamenten zu behindern.
Appelle, diese
Regeln zu beachten, sind seit dem 7.
Oktober vollkommen hilflos, ja
lächerlich.
Dieser Krieg ist schon lange nicht
mehr ein Verteidigungskrieg gegen
die Hamas. Er ist ein Krieg gegen
das Volk in Gaza, welches nach
jüngsten Plänen der Regierung
vollständig in die Sinai-Wüste nach
Ägypten vertrieben werden soll. Das
alte Siedlungskonzept „Land ohne
Volk“ lebt wieder auf. Dieser Krieg
hat alle Regeln hinweggefegt, mit
ihnen ist er nicht mehr zu
regulieren bzw. zu „humanisieren“.
Wir müssen uns eingestehen, das ist
Völkermord! Ein hässliches Wort, dem
man seine Hässlichkeit auch nicht
mit dem Begriff Genozid nehmen kann.
Gerade in der deutschen Geschichte
erinnert es an die äußersten
Verbrechen, die nie mehr geschehen
dürfen. Und ich zögere, es zu
gebrauchen.
... Das Internationale Recht ist
nüchtern und emotionslos. Es hat
seine Kriterien für den Völkermord
... Übereinstimmend heißt es da,
dass „Völkermord eine der folgenden
Handlungen (sei), die in der Absicht
begangen wird, eine nationale,
ethnische, rassische oder religiöse
Gruppe als solche ganz oder
teilweise zu zerstören“. Zu diesen
Handlungen gehören die „Tötung von
Mitgliedern dieser Gruppe“, wobei
die Anzahl nicht von Bedeutung ist.
Sodann heißt es, die „Verursachung
von schwerem körperlichen oder
seelischen Schaden an Mitgliedern
der Gruppe“ sowie „vorsätzliche
Auferlegung von Lebensbedingungen
für die Gruppe, die geeignet sind,
ihre körperliche Zerstörung ganz
oder teilweise herbeizuführen“.
Eine Sprache, die man noch nie gehört
hat
Aufrufe zum Völkermord sollten die
Alarmglocken schrillen lassen
BIP-Aktuell #277:
Das bekannteste
Zitat stammt von Israels
Verteidigungsminister Yoav Gallant:
„Ich habe eine vollständige
Belagerung des Gazastreifens
angeordnet. Es wird keinen Strom
geben, keine Lebensmittel, keinen
Treibstoff, alles ist geschlossen.
Wir kämpfen gegen menschliche Tiere,
und wir handeln entsprechend.“ ...
sowohl eine entmenschlichende
Sprache („menschliche Tiere“) als
auch die klare Absicht ... einen
Völkermord zu begehen ... „Ich
habe alle Fesseln gelöst“. Er sagte
weiter: „Der Gazastreifen wird nicht
mehr so sein wie vorher. Wir werden
alles liquidieren.“
...
Der israelische Premierminister
Netanjahu erklärte: „Ich sage den
Bewohnern des Gazastreifens:
Verschwindet jetzt von dort, denn
wir werden überall und mit aller
Kraft handeln […] Gaza ist die Stadt
des Bösen, wir werden alle Orte, an
denen sich die Hamas aufhält und
versteckt, in Trümmer verwandeln
... Israels Staatspräsident Isaac
Herzog sagte: „Es ist eine ganze
Nation da draußen, die
verantwortlich ist."
... sagte May Golan, die israelische
Ministerin für die Förderung der
Stellung der Frau, dass „alle
Infrastrukturen im Gazastreifen
zerstört und der Strom sofort
abgeschaltet werden müssen … Die
gesamte Infrastruktur des
Gazastreifens muss bis auf die
Grundmauern zerstört werden ...
Der Krieg richtet sich nicht gegen
die Hamas, sondern gegen den Staat
Gaza“. ...
Doron Ben David, ein berühmter
Schauspieler: „Gaza muss ausgelöscht
werden!!!, ausgelöscht!!! Mit allem,
ohne auch nur ein Staubkorn von dem
Ort zu hinterlassen, aus dem solche
humanoiden Tiere kommen. Punkt.“
... Prof. Dr. Michael Barnett, ein
Wissenschaftler auf dem Gebiet des
Völkermords, stellte die Frage:
„Steht Israel am Rande eines
Völkermords?“. Die Antwort kam von
Prof. Dr. Raz Segal, einem
Holocaust-Forscher, in einem Artikel
in den Jewish Currents: „a textbook
case of genocide“. Sowohl Barnett
als auch Segal, jüdische Gelehrte
auf dem Gebiet des Völkermords,
haben diesen Begriff nie
leichtfertig verwendet.... In seinem
Interview für Democracy Now!
erklärte Segal, dass eine
Kombination aus der Entmenschlichung
der anderen Seite, Rassismus,
Gewalteifer, dem Wunsch nach Rache
und dem Gefühl der Straffreiheit,
keine internationale Kritik fürchten
zu müssen, eine tödliche Kombination
ist, die zum Völkermord führe.
Gaza-Streifen, aus
Wem nützt die Hamas?, Le Monde
diplomatique, 09.11.2023
|