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Demonstration gegen das Kriegstreiberforum 15.05.2009
Redebeitrag von Michael Csaszkoszy, Antifaschistische Initiative
Heidelberg
Liebe Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner, liebe Genossinnen und
Genossen,
Eigentlich müssen wir den Herren, die das sogenannte „Sicherheitsforum“
organisieren in einem Punkt dankbar sein: Sie nehmen in ihrem
Einladungsschreiben kein Blatt vor den Mund und benennen offen, worum
es sich in Wahrheit handelt, wenn sie von „Sicherheit“, „Innerer
Sicherheit“ oder „Sicherheitspolitik“ reden: Es geht um die Sicherheit
der Kapitalverwertung, es geht um die Absicherung und Vermehrung von
Profiten.
Auch Massenmord ist da nichts anderes als eine Möglichkeit,
Märkte zu verbreitern, neu zu erschließen und zu verteidigen.
Noch beim Sterben zählt für diese Herrschaften der Mensch nicht mehr
als der Profit, der sich aus ihm ziehen lässt. „Menschenrechtsfragen“
und – schlimmer noch - „Stimmungen in der Bevölkerung“ sind dabei nur
noch Hindernisse fürs Geschäftemachen.
Das Bündnis von Rüstungsindustrie, Militarismus und Obrigkeitsstaat ist
- in Deutschland zumal - nichts Neues. Seit jeher war die deutsche
Waffenindustrie ganz vorn mit dabei, wenn es darum ging, Kriege
anzuzetteln und anzuheizen, die Demokratie zu bekämpfen und den
Faschismus zu fördern. Das offene Bekenntnis zu dieser unheiligen
Allianz war in den letzten Jahren allerdings eher aus der Mode gekommen
und einer verlogenen Menschenrechts- und Humanitätsrhetorik gewichen.
Nun geht die Reise offenbar wieder rückwärts.
Dass sich selbst höchste Politiker wie der Bundeskriegsminister Franz
Josef Jung nicht schämen, ganz öffentlich ihren tatsächlichen
Auftraggebern in der Rüstungsindustrie eine liebedienerische Aufwartung
zu machen anstatt hinter wohlgehüteten Bürotüren devot deren Wünsche
entgegenzunehmen, zeigt allerdings, wie schnell und zynisch
mittlerweile alle demokratischen Sonntagsreden von der Politik ad acta
gelegt werden können, wenn es ans Eingemachte – sprich die
Verwertungsinteressen des Kapitals – geht. Offenherzig wird der
Rüstungsindustrie ans Herz gelegt, sich die Aufstandsbekämpfung im
Inneren als neuen Markt zu erschließen und dabei den Weg hin zu
Faschismus und Polizeistaat zu ebnen.
Es ist legitim und angebracht, diese Gestalten aus dem Gruselkabinett
des deutschen Militarismus, die sich heute zur exklusiven Konferenz im
Crowne Plaza Hotel treffen, als das zu bezeichnen, was sie sind:
kaltblütige und menschenverachtende Profiteure von Krieg und Mord.
Es führt aber in die Irre, dabei stehen zu bleiben: Es wird nicht am
Krieg verdient, weil die „Top-Entscheider aus der wehrtechnischen
Industrie, der Politik und dem Militär“, wie sie sich selbst
lächerlicherweise nennen, so skrupellos, machtgierig oder brutal wären
– sie sind so brutal, machtgierig und skrupellos, weil es die
kapitalistische Verwertungslogik von ihnen verlangt. Im Kapitalismus
haben sich alle gesellschaftlichen Verhältnisse den
Verwertungsinteressen des Kapitals unterzuordnen – ob es dabei um die
Produktion von Waschmittel, Arzneimitteln oder Massenvernichtungswaffen
handelt. „Der Krieg ist nichts als die Geschäfte und statt mit Käse
ist’s mit Blei“ – das wusste schon Mutter Courage in Brechts
Theaterstück. Wer einen unblutigen, gezähmten oder sauberen
Kapitalismus will, verlangt nach einem schwarzen Schimmel.
Wir setzen unsere Hoffnung nicht darauf, dass die Militärstrategen und
Kriegsprofiteure hier auf dieser Kriegstreiberkonferenz einsichtig
werden oder durch moralischeres oder weiseres Führungspersonal ersetzt
werden könnten – uns geht es darum, ihnen die Geschäftsgrundlage zu
entziehen. Wer diesen Anspruch fallen lässt mit dem (vermutlich
richtigen) Verweis darauf, dass wir wohl in nächster Zeit nicht in der
Lage sind, den Kapitalismus zu stürzen, macht sich nicht nur dümmer als
er ist. Er läuft auch Gefahr einen um seinen analytischen Gehalt
gebrachten personalisierten Antikapitalismus zu befördern, der all zu
leicht Gefahr läuft, reaktionär zu werden und Charaktermasken
auszutauschen, statt gesellschaftliche Strukturen zu verändern.
Krieg dem Faschismus und Krieg dem Krieg – das bedeutet für uns auch
heute noch den Kampf ums Ganze, es bedeutet den Bruch mit der
kapitalistischen Verwertungslogik. Wir wollen nicht nur ein größeres
Stück Torte, wir wollen endlich das Backrezept ändern.
Die Machenschaften dieser selbsternannten Herren der Welt – oder um in
ihrem dümmlichen Jargon zu bleiben „der Top-Entscheider“ – ans Licht
der Öffentlichkeit zu zerren und anzuprangern kann nur der Anfang sein.
Es geht darum, ihnen ihr blutiges Handwerk zu legen – und das bedeutet
eine Gesellschaftsordnung zu stürzen, in der der Mensch nicht mehr wert
ist als der Gegenwert der Arbeitskraft, die sich ihm abpressen lässt.
In diesem Sinne: Gegen Krieg und Kapitalismus!
Den Militärstrategen und Kriegsprofiteuren in die Hummersuppe spucken!