»» Aufruf,
Infos zum Heidelberger Kriegstreiberforum
"Werbeflyer":
Das
Geschäft mit dem Töten macht reich und glücklich
Reden
-
Michael Csaszkoszy
Antifaschistischen Initiative HD
-
Joachim Guilliard Heidelberger Forum gegen Militarismus und
Krieg
Medien
Bleibt
die Stadt heute ruhig? - RNZ, 15.05.2009
Die
Stadt blieb ruhig - RNZ, 16.5.2009
BaWü-Aktuell
(ab 4:40min) - SWR, 15.5.2009
US-Headquarter
zieht nach Wiesbaden um - SWR, 15.5.2009
Umzug
von Heidelberg nach Wiesbaden? USA hält vorerst an
Armee- Verlegung fest - Stuttgarter Nachrichten,
15.05.2009
Reaktionen
Zu viel Raum
für Schreibtischkrieger -
Leserbrief zu RNZ v. 15./16.05
Staatsfernsehen
Mail an SWR zum Bericht über das "Heidelberger
Sicherheitsforum" in BaWü Aktuell v. 15.5.2009
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Mehrere hundert Menschen beteiligten sich am 15. Mai '09 an den
Protestaktionen gegen das sogenannte „Heidelberger Sicherheitsforum“ im
Crowne Plaza Hotel in Heidelberg. Auf dieser Konferenz berieten
Führungskräfte aus Militär, Politik und Rüstungsindustrie wie sie den
Ausbau der deutschen Militärmacht auch in der Krise vorantreiben
können.
Die Zahl der TeilnehmerInnen war angesichts der geringen
Vorbereitungszeit beachtlich und übertraf die Erwartungen der OrganisatorInnen.
- Kundgebung zum Konferenzbeginn
vor dem Tagungsort
Bereits am Morgen, noch vor Beginn der Konferenz fanden sich über
hundert DemonstrantInnen ein, um die anreisenden „Top-Entscheider aus
der wehrtechnischen Industrie, der Politik und dem Militär“ - darunter
auch Militärminister Franz
Josef Jung - gebührend
zu empfangen. Die Proteste waren vielfältig und phantasievoll: So hängten AktivistInnen
ein weithin sichtbares Transparent
mit der Aufschrift „Wir zahlen nicht für Eure Kriege“ hoch oben
zwischen zwei Bäume vor dem Hotel, andere stellten sich vor den Eingang der
Tiefgarage oder ließen die ankommenden Teilnehmer nur durch ein enges
Spalier von Plakaten und Transparenten durch den Haupteingang. Verteilt wurde
auch ein spezieller
Forumsflyer, wo einige Konzerne unter dem Motto "Das
Geschäft mit dem Töten macht reich und glücklich"
für Minen, Streumunition u.Ä. warben
Ein Kamerateam des SWR filmte die Protestaktionen und machte Interviews. Die Redaktion des öffentlich-rechtlichen
Senders zog es jedoch später vor - ganz im Stile eines amtlichen
Staatsfernsehen - den Bericht über das Forum auf Statements von Minister Jung
und Bilder von der Konferenz zu beschränken.
- Bericht von Innen
Drinnen im Hotel waren die Forumsteilnehmer sichtlich verärgert über die Proteste, wie
Jürgen Wagner von der Tübinger Informationsstelle Militarisierung
berichtete, der in Vertretung des Europaabgeordneten Tobias Pflüger zum
ermäßigten Tagungssatz für Politiker an der Konferenz teilnahm.
Die Herrschaften hatten
offenbar gehofft, unter Ausschluss der Öffentlichkeit über Krieg und
Profit sprechen zu können. Nachdem das nun nicht mehr möglich war,
gingen die Organisatoren der Konferenz zum „Gegenangriff“ über:
„Dies
ist keine Veranstaltung von Kriegstreibern, sondern von
Friedensmachern“, so der Heidelberger CDU-Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers in seiner
Eröffnungsrede. „Dass die Demonstranten, draußen demonstrieren dürfen,
haben sie nicht zuletzt der NATO zu verdanken.“ Diese hat allerdings
bei ihrem Gipfel in Straßburg recht deutlich gezeigt, wie wenig sie vom
Demonstrationsrecht hält. Und so Jürgen Wagner, mit Blick auf die Referate:
"wenn jemand sich verhält wie ein Kriegstreiber und
redet wie ein Kriegstreiber, dann ist er wohl auch einer".
(mehr zu den Konferenzbeiträge in seinem Bericht: "Krieg und Profit:
Das Heidelberger Sicherheitsforum – Schulterschluss von Militär-,
Wirtschaft und Politik")
- Demonstration am Nachmittag zum Tagungsort
Am Nachmittag zogen erneut 300-400 Menschen in einem
Demonstrationszug vor den Tagungsort, um gegen das makabre Treffen von
Waffenproduzenten, Politikern und Militärs zu protestieren.
Michael Csaszkoszy von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg
meinte bei der Auftaktkundgebung, man müsse den Organisatoren des
„Sicherheitsforum“ in einem Punkt fast dankbar sein: „Sie nehmen in ihrem
Einladungsschreiben kein Blatt vor den Mund und benennen offen, worum
es sich in Wahrheit handelt, wenn sie von ‚Sicherheitspolitik‘ reden:
Es geht um die Sicherheit der Kapitalverwertung, es geht um die
Absicherung und Vermehrung von Profiten.“ Das Bündnis von
Rüstungsindustrie, Militarismus und Obrigkeitsstaat sei, zumal in
Deutschland, nichts Neues: „Der Krieg ist nichts als die Geschäfte und
statt mit Käse ist’s mit Blei“ – das habe schon Mutter Courage gewusst.
„Das offene Bekenntnis zu dieser unheiligen Allianz war in den letzten
Jahren allerdings eher aus der Mode gekommen und einer verlogenen
Menschenrechts- und Humanitätsrhetorik gewichen.“
„Während Woche für Woche Dutzende, wenn nicht Hunderte afghanische
Zivilisten durch Luftgangriffe der NATO-Truppen ermordet werden,“ so
Joachim Guilliard vom Heidelberger Forum gegen Militarismus und
Krieg in seiner Einleitung,
„beraten hier in Heidelberg Offiziere, Politiker und Waffenproduzenten
im exklusiven Kreis, wie sie solche Kriegseinsätze noch ausweiten
können.“ Die von den Rüstungskonzernen dafür angepriesene „Entwicklung
neuer Hightechwaffensysteme“ bedeute das Streben nach Profit durch die
Optimierung von Massenmord. „Es geht dabei um Systeme wie die modernen
ferngesteuerten Fluggeräte, die ihre tödliche Bombenlast immer
häufiger im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet abladen und
dabei oft ganz Familie ausrotten –sicherlich die feigste Form von
Terror, die es heute gibt.“
Die anschließende Demonstration stieß allerdings bald auf ein
Hindernis: Die Polizei wollte, den Auflagen der Stadt folgend, einen
Teil der Demonstrationsroute über Bürgersteige laufen lassen und
versperrte dem Demonstrationszug an dieser Stelle die Fahrbahn. Eine
solche Einschränkung des Versammlungsrechts wollten sich die
TeilnehmerInnen nicht bieten lassen. Erst nachdem sich bereits ein
Drittel der KriegsgegnerInnen in kleinen Gruppen direkt in Richtung
Tagungshotel aufgemacht und dabei zeitweilig Fahrbahnen der
Kurfürstenanlage blockierten, kam es zu einem Kompromiss mit der Polizeiführung:
ein kurzer Sprint ging über den Gehweg, der Rest der
Demonstration konnte wie geplant zu Ende geführt werden und führte just zu dem
Zeitpunkt um das Hotel herum, als die Konferenz endete.
Nach Abschluss der Demonstration kam es dann noch vor der
Garageneinfahrt des Hotels zu Rangeleien, bei der die Polizei mit
unprovozierten Prügelattacken, die Situation zu eskalieren drohte.
Fazit
Angesichts der denkbar
kurzen Mobilisierungszeit sind die morgendliche Kundgebung wie die Demonstration
durchaus ein schöner Erfolg der Antikriegsbewegung. Es ist den
Militär- und Rüstungsstrategen auf alle Fälle nicht gelungen, ihr exklusives Treffen
unbemerkt und ungestört zu veranstalten. Sollte eine jährliche
Wiederholung der Konferenz geplant sein, so hätte sie sicherlich mit noch
massiveren Protesten zu rechnen.
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