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Einige Artikel / Interviews

Unsere Schulden in Athen
junge Welt 19.05.2012

»Keine Freundschaft mit dem Sauvolk«
Die Wehrmacht ist 1944 aus Griechenland abgezogen. Aber noch ist nichts wieder gut
junge Welt, 20.06.2012

Katastrophe auf Griechisch
Ossietzky 10/2012

Oberst Klein hat Zukunft
Ossietzky 23/2011

Otto Köhler über Ferdinand Porsche,
Rede im Rahmen der Tagung „Ferdinand Porsche - Genialer Techniker oder Kriegsverbrecher?“ in Wolfsburg am 3.12.2011
Video, Weltnetz-TV, 06.12.2011

Otto Köhler, Journalist und Publizist, über deutsche Verhältnisse
Gespräch zum 3. Oktober
Schattenblick, 7.10.2011

Weitere Infos zum Thema

Deutscher Stinkefinger empört die Griechen
Handelsblatt, 23.02.2010

Grund der Aufregung: Der neue "Focus"-Titel. Quelle: dpa
Focus-Titel. Quelle: dpa

Tasos Minas Iliadakis, SoZ,  27.06.2011
Die Deutschen müssen zahlen
Eine Aufstellung der deutschen Kriegsschulden an Griechenland

Manolis Glezos: Wir betteln nicht - wir verlangen! Wer schuldet eigentlich wem die Milliarden?!

George Gilson, Athens News vom 13./14. März 2011
Deutsche lebten weil Griechen starben

WAZ, 29.10.2011
Griechenland hat die Nazi-Zeit nicht vergessen
Die deutsche Kanzlerin in Nazi-Uniform zu zeigen, ist in Athen nicht mehr tabu. Die Griechen erinnern an offene Rechnungen aus der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg.

Sven Felix Kellerhoff, Welt,17.09.2011
Schuldet Deutschland den Griechen 70 Milliarden?
In Griechenland heißt es, es seien aus dem Weltkrieg noch Rechnungen offen.
(Inklusive Bildserie über die Überfälle der Wehrmacht auf Jugoslawien und Griechenland)

Joachim Guilliard, 13.5.2010
Deutschland steht in der Schuld der Griechen, nicht umgehrt
Leserbrief an die RNZ gegen die hetzerischen Berichte und Kommentare über die „faulen und korrupten Griechen“ sowie einige Quellen dazu.

Eberhard Rondholz, Die ZEIT, 11/2001
Blutspur durch Hellas
Brutal herrschten die deutschen Besatzer in Griechenland - auf eine angemessene Entschädigung wartet das Land bis heute

Rolf Surmann, Konkret 04/99
"
... zum Schweigen gebracht"
Wie die Bundesrepublik mit Entschädigungsforderungen von NS-Opfern umspringt. Das Beispiel Griechenland
 

Ausführliche Analysen

Winfried Wolf, Lunapark21, Heft 10 - Sommer 2010
Dritter Staatsbankrott? - Griechische Schulden, deutsche Panzer, Euro-Diktat & eine Fakelaki-Ökonomie made by Siemens
 

Roth Karl Heinz, Lunapark, Herbst 2011
Die Zerstörung der griechischen Volkswirtschaft während der deutschen Besatzungsherrschaft 1941-1944 und das Reparationsproblem


Unsere Schulden in Athen
Über „Schuldenkrise“, deutsche Besatzung, Ausplünderung und Wehrmachtsverbrechen in Griechenland

mit Otto Köhler, Journalist, Buchautor und Publizist

Mittwoch, 10. Oktober 2012
19.30 Uhr | Volkshochschule
• Bergheimer Str. 76, Heidelberg

Otto Köhler, geb. 1935, arbeitete früher u.a. für den Spiegel, Konkret und Die Zeit sowie für den WDR und den Deutschlandfunk. Er schreibt heute für die Tageszeitung junge Welt und die Zweiwochenschrift Ossietzky, die er auch mit herausgibt. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe Bücher zu geschichtlichen und politischen Themen.
Er ist Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums und wurde 2007 für sein Lebenswerk mit dem Kurt-Tucholsky-Preis ausgezeichnet. (Foto: Konkret-Verlag)

...

Griechenland ist hochverschuldet. Hilfskredite bekommt das Land nur zu hohen Zinsen und zu harten Bedingungen, die bereits zu einer massiven Verarmung der Bevölkerung führten. Vor allem die deutsche Regierung steht hinter dem harten Spardiktat, das Massenentlassungen, Kürzungen von Renten und Gehälter etc., erzwingt. Gleichzeitig werden die Griechen in den Medien und an den Stammtischen als faule Betrüger diffamiert, die „über ihre Verhältnisse lebten“ und sich nun auf „unsere“ Kosten sanieren lassen.
Vergessen wird das Leid das deutsche Truppen während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg über das Land brachten: die Zerstörungen, Plünderungen und der Raub nationaler Ressourcen sowie die Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Distomo, Kalavryta, Komeno und anderswo.

Wir, die Autorinnen und Autoren des deutschen PEN, wollen nicht länger zusehen, wie unser Staat und unsere Medien mit dem Ursprungsland unserer Kultur umspringen: Griechenland und die Griechen werden in unserem Land verleumdet und gekränkt“, heißt es in einer Erklärung des deutschen PEN-Zentrums vom Mai des Jahres:

„Doch Deutschland hat erst den Zustand herbeigeführt, unter dem Griechenland noch heute leidet. »Hilfspakete« helfen eher den Gläubigern der griechischen Banken als dem griechischen Volk, das durch Sparpakete immer tiefer in die Armut getrieben wird.

Die Griechen wissen, wie es sich unter deutscher Besatzung lebt. Bei ihrem Abzug im Herbst 1944 hinterließ die Wehrmacht ein zerstörtes Land. Die Drachme war wertlos geworden infolge der horrenden deutschen Besatzungskosten. Dazu kam eine deutsche Zwangsanleihe bei der griechischen Nationalbank von 476 Millionen Mark, das sind heute – mit Zins- und Zinseszins – zirka 3,4 Milliarden Euro.“

Weder die abgepressten Anleihen noch die geraubten Güter wurden bisher erstattet, noch wurden Reparationen für die angerichteten Schäden oder Entschädigungen an die Opfer und ihre Hinterbliebenen gezahlt.

Es stellt sich daher die Frage, wer in Wahrheit wem etwas schuldet?

Der renommierte Journalist Otto Köhler, der die Erklärung des PEN mit initiierte, wird auf die aktuelle Krisensituation in Griechenland eingehen, einen Überblick über die damalige Besatzungspolitik geben, sowie über die Schätzungen des aktuellen Wertes, der nach wie vor noch ausstehenden Beträge.

Mittwoch, 10. Oktober 2012
19.30 Uhr | Volkshochschule
• Bergheimer Str. 76, Heidelberg

Veranstalter: VVN/BdA HD und Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Heidelberg e.V.


Einige Informationen zum Thema:

Ein Unrecht muß gesühnt werden, Manolis Glezos, DIE ZEIT, 40/1995
(Manolis Glezos gehört zu den Symbolfiguren des griechischen Widerstandes im Zweiten Weltkrieg.)
[...]
Bei den Verpflichtungen Deutschlands gegenüber Griechenland handelt es sich um folgende Summen:

  • Restschulden aus Entschädigungsverpflichtungen aus dem Ersten Weltkrieg in Höhe von achtzig Millionen Mark, in Preisen von 1938.
  • Aufgelaufene Schulden Deutschlands aus dem bilateralen Handel zwischen den beiden Kriegen in Höhe von 523 873 000 US-Dollar, in Preisen von 1938.
  • Reparationsforderungen nach Berechnungen der Pariser Konferenz der Siegermächte von 1946 in Höhe von 7,1 Milliarden US-Dollar, in Preisen von 1938 (Entschädigung für die Beschlagnahme von Privat- und Staatseigentum, Plünderung, Zerstörung).
  • Ansprüche aus einer Zwangsanleihe von 3,5 Milliarden US-Dollar, die der Bank von Griechenland 1942 aufgenötigt wurde, um sowohl die Stationierungskosten für die Besatzungstruppen in Griechenland als auch die Verpflegung des Afrika-Korps von General Rommel zu bestreiten. Experten schätzen die heutige griechische Forderung unter Einbeziehung eines Minimalzinssatzes von drei Prozent auf dreizehn Milliarden US-Dollar.
In diesen Wiedergutmachungsforderungen sind die enormen Verluste unseres Landes an Menschenleben nicht inbegriffen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 7 Millionen verlor Griechenland: 70 000 Personen infolge direkter kriegerischer Auseinandersetzungen; 12 000 Zivilisten infolge indirekter kriegerischer Auseinandersetzungen; 38 960 hingerichtete Menschen; 100 000 in Konzentrationslagern ermordete Geiseln (ein großer Teil davon griechische Juden); 600 000 Hungertote.
[...]

Schuldet Deutschland den Griechen 70 Milliarden?
In Griechenland heißt es, man habe Deutschlands Hilfe mehr als verdient. Immerhin seien aus dem Weltkrieg noch Rechnungen offen. "Welt Online" hat nachgerechnet.
Von Sven Felix Kellerhoff , Welt, 17.09.2011
(Inklusive Bildserie über die Überfälle der Wehrmacht auf Jugoslawien und Griechenland)

Rechtlich umstritten ist auch der Charakter der Zwangsanleihe von 476 Millionen Reichsmark. ... Beurteilt man die Summe dagegen als "gewöhnlichen" Kredit, dann hätte Griechenland noch Anspruch auf Rückzahlung des Geldes.
Schon ohne Zinsen könnte man die Schuld dann – berechnet nach der heutigen Kaufkraft – bei zehn Milliarden Euro ansetzen.
Bei einer Verzinsung von drei Prozent für 66 Jahre läge die zu bezahlende Summe heute bei mindestens 70 Milliarden Euro. Das Problem ist jedoch: Auch eine nur teilweise Anerkennung einer solchen Schuldwürde einen Präzedenzfall schaffen, der unabsehbare weitere Forderungen nach sich ziehen könnte.
 

Dritter Staatsbankrott? - Griechische Schulden, deutsche Panzer, Euro-Diktat & eine Fakelaki-Ökonomie made by Siemens
Winfried Wolf, Lunapark21, Heft 10 - Sommer 2010

Roth Karl Heinz, Lunapark, Herbst 2011
Die Zerstörung der griechischen Volkswirtschaft während der deutschen Besatzungsherrschaft 1941-1944 und das Reparationsproblem

In der Tat wurde Griechenland systematisch ausgeraubt. Bis Anfang Juni 1941 lagen im Hafen von Saloniki große Mengen von Chromerz-, Zink-, Zinn-. Kupfer- und Bleikonzentraten abfahrbereit in Richtung Deutschland. Zusätzlich brachten deutsche Industriemanager die Jahresproduktionen dieser Industriemetalle unter ihre Kontrolle, ebenso diejenigen von Bauxit, Mangan, Nickel, Molybdän und Schwefelkies. Der Gesamtwert der jährlichen Rohstoffexporte bezifferte sich damit auf 45 bis 50 Millionen Reichsmark (RM)
Das bedeutendste Beutegut aber war der Tabak. Unter der Regie des Reemtsma-Managers Otto Lose wurde die gesamte Ernte der Jahre 1939 und 1940 beschlagnahmt und abtransportiert. Es handelte sich um 85000 Tonnen Orienttabake im Gegenwert von 175 Millionen RM, die für eine komplette Jahresversorgung des „großdeutschen Reichs“ mit Zigaretten ausreichten und dem Reichsfiskus ein Tabaksteueraufkommen von 1,4 Milliarden Reichsmark (RM) einbrachten.
... Allein bis März 1942 wurde die Zahlung von Besatzungskosten in Höhe von 720 Millionen RM (43,6 Milliarden Drachmen) gefordert.

Hungerwinter 1941/42
... Es kam zur Hungerkatastrophe. In den griechischen Mittel- und Großstädten starben im Winter 1941/42 100.000 Menschen an Hunger bzw. an Folgekrankheiten, die durch den Hunger ausgelöst wurden.

WAZ, 29.10.2011
Griechenland hat die Nazi-Zeit nicht vergessen
Die deutsche Kanzlerin in Nazi-Uniform zu zeigen, ist in Athen nicht mehr tabu. Die Griechen erinnern an offene Rechnungen aus der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg.

Der Rechtswissenschaftler Christoph Schminck-Gustavus hat in seiner Bibliothek neben Büchern auch über 40 Stunden Tonbandmaterial. Darauf hat er festgehalten, was Zeitzeugen ihm von den Verbrechen der Wehrmacht und der SS in der Region Epirus erzählten.
...
Die Bestrafung der Täter unterblieb. „Kein einziger Deutscher ist in der Bundesrepublik für Kriegsverbrechen verurteilt worden, die er in Griechenland begangen hat“, sagt Schminck-Gustavus.
...
Als „größten Schuldensünder des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet der Wirtschaftshistoriker Albert Ritschl Deutschland, dessen „Wirtschaftswunder“ auf einem gewaltigen Zahlungsausfall basiere.


Kein Geld für Distomo? – BRD-Regierung verweigert griechischen Kriegsopfern Entschädigung
Jörg Hilbert, junge Welt, 22.02.1999

[...] Der Hamburger Völkerrechtler Norman Paech kommt in einem Gutachten zu dem Ergebnis, daß sich "je nach Berechnung der inzwischen aufgelaufenen Zinsen, Reparationsansprüche von 35 bis 70 Milliarden Dollar" ergeben.
[...] Bonn argumentierte: "Nach Ablauf von 50 Jahren seit Kriegsende und Jahrzehnten friedlicher, vertrauensvoller und fruchtbarer Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland mit der internationalen Staatengemeinschaft hat die Reparationsfrage ihre Berechtigung verloren."
Weit gefehlt. "Das Völkerrecht kennt für derartige Tatbestände keine Verjährung", hält Paech dagegen und betont, daß aber Athen seine Ansprüche nicht vehement verfolge. [...]
Reparationszahlungen sind eine offene Frage, SPIEGEL, 08.03.2010
Der geschäftsführende Außenminister Dimitris Droutsas, 41, über die belasteten Beziehungen zu Deutschland und Athens Kampf gegen die Finanzkrise
SPIEGEL: deswegen klagen noch immer 66 griechische Gemeinden auf rund elf Milliarden Euro Entschädigung für Nazi-Massaker wie in Distomo und Kalavrita. Sogar der Internationale Gerichtshof in Den Haag ist damit befasst.
Droutsas: Für uns bleiben Reparationszahlungen durch Deutschland eine offene Frage
 - Individuelle Entschädigungen:

Entschädigungsstreit belastet deutsch-griechisches Verhältnis

Der Standard, 28. Februar 2010
"Vor griechischen Gerichten anhängig sind mehr als 60.000 Schadenersatzklagen."


Blutspur durch Hellas
Brutal herrschten die deutschen Besatzer in Griechenland - auf eine angemessene Entschädigung wartet das Land bis heute
Eberhard Rondholz, Die ZEIT, 11/2001

 - Zur Umrechung der historischen Beträge auf heutige Preise

US-Dollar Inflation Calculator: http://data.bls.gov/cgi-bin/cpicalc.pl

Preisindex für Lebenshaltung aller privaten Haushalte seit 1881 (Verbraucherpreisindex)
http://privatschule-eberhard.de/interessant/Preisindex.htm