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 [Aufruf zum Aktionstag

3. Jahrestag des Irakkrieges - Samstag, 18. März 2006

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Auftakt Rohrbach Markt

Auftakt Rohrbach Markt

Marsch zu den US- und Nato-Hauptquartieren

Marsch zu den US- und Nato-Hauptquartieren

Tobias Pflüger bei seiner Rede auf der Kundgebung

Tobias Pflüger bei seiner Rede auf der Kundgebung

Die iranische Studentin Pascherie Heidari über 
die Bedrohung des Iran

Demonstrativer Rückzug

Gegen Krieg und Besatzung im Irak
Neue Weltordnungskriege verhindern!
Deutsche Unterstützung beenden!

Demonstration zum US-Hauptquartier

Es sprachen u.a.: 


Rückzugsdemonstration vor dem US-Hauptquartier zum 3. Jahrestag des Irak-Krieges

Anlässlich des 3. Jahrestages des Irak-Krieges fand im Rahmen des „Internationalen Aktionstags gegen Krieg“ auch eine Demonstration zu den US- und Nato-Hauptquartieren in Heidelberg statt.

Über 100 Teilnehmer waren dem Aufruf Heidelberger Gruppen gefolgt und zogen gegen 14 Uhr vor die Campbell Barracks.

Auf der Kundgebung gegenüber dem Haupteingang sprachen der Tübinger Europaabgeordnete Tobias Pflüger, die iranische Studentin Pascherie Heidari, Joachim Guilliard vom Heidelberger Forum, der Vietnamkriegsveteran Dave Blalock von der Stop the War Brigade Vera Glitscher für den Freidenkerverband BaWü.
Sie forderten ein rasches Ende der Besatzung und warnten eindringlich vor dem drohen Krieg gegen den Iran.
Im Anschluss an die Kundgebung vor dem Hauptquartier wurde der symbolische Rückzug angetreten: der Demonstrationszug entfernte sich rückwärtsgehend, um so noch einmal den anwesenden Soldaten auf leicht verständliche Weise das Anliegen der Demonstrationsteilnehmer vorzuführen.

Die Redner stellten fest, dass der Krieg gegen den Irak, der auch aus der Heidelberger Kaserne heraus geführt wird, 3 Jahre nach seinem Beginn noch lange nicht zu Ende ist. Über 200.000 Iraker sind wahrscheinlich bereits Opfer des Krieges und der Besatzung geworden, befürchtet Joachim Guilliard mit Verweis auf statistische Erhebungen im Irak, und täglich werden es mehr.

Neben fehlender Infrastruktur und mangelnder Versorgung leiden die Iraker vor allem unter der miserablen Sicherheitssituation und den vielfältigen Menschenrechtsverletzungen der Besatzungsmacht und der von ihr kontrollierten Regierung. Nach Einschätzung des früheren Direktors des Menschenrechtsbüros der UNO im Irak, John Pace, haben die Menschenrechtsverletzungen im Irak längst das Ausmaß der Herrschaft von Saddam Hussein erreicht. Es sei heute jedoch ein weit größerer Teil der Bevölkerung betroffen als unter dem alten Regime.
Die Besatzung so Guilliard müsse daher so schnell wie möglich beendet werden. Das Argument, dass dann das Land von Chaos und Bürgerkrieg überzogen würde, sei angesichts der Realität absurd. Zum einen seien Chaos, Gewalt, Terror, Kriminalität und Kriegsverbrechen kaum noch steigerungsfähig. Zum anderen stimmten alle unabhängigen Experten darin überein, dass mit der Beendigung der Besatzung, die Hauptquelle der Gewalt beseitigt würde.

Tobias Pflüger, MdEP und im Vorstand der Informationsstelle Militarisierung, stellte fest, dass die Enthüllungen über die direkte Kriegsunterstützung der US-Truppen durch den BND für die Friedensbewegung nicht überraschend kamen (s.a: Es war gut, ihnen nicht geglaubt zu haben). Sie hatte von Anfang an auf die massive logistische und militärische deutsche Unterstützung des völkerrechtswidrigen Überfalls hingewiesen, die ungeachtet der Antikriegsrhetorik faktisch geleistet wurde und auch heute noch wird und dagegen protestiert.
Neben der deutschen und europäischen Politik in bezug auf den Irak und den Iran, kritisierte der Europaabgeordnete auch das Vorhaben, deutsche Truppen in den Kongo zu schicken. Er zitierte die jüngsten Äußerungen des Bundesverteidigungsministers Franz Josef Jung gegenüber der Bild-Zeitung, die belegen, dass zu den wesentlichen Zielen des Einsatzes, die Abwehr von möglichen Flüchtlingsströmen und die Sicherung von Rohstoffen zählt.

Die junge Iranerin Pascherie Heidari, die sich in Frankfurt in linken Bewegungen engagiert, wandte sich gegen die doppelten Standards mit denen der Iran behandelt wird. Sie protestierte auch dagegen, dass die Menschenrechtsituation im Iran für die Kriegspropaganda missbraucht werde. Der Druck der westlichen Staaten auf das Land stärke das reaktionäre Regime, schade den fortschrittlichen Kräften und ersticke alle Reformbemühungen.
Wie im Irak würden Sanktionen oder gar Krieg gegen den Iran vor allem die Zivilbevölkerung treffen, so die Studentin. Sie rief dazu auf, alles zu tun, um die fürchterliche Situation im Irak zu beenden und eine neue Katastrophe im Iran verhindern.

Dave Blalock wandte sich direkt an die Soldaten in der Kaserne. Wie damals in Vietnam sei auch der Krieg im Irak nicht ihr Krieg. Sowenig wie der Vietnamkrieg sei der Irakkrieg eine gerechte Sache. Sie sollten sich nicht belügen lassen über angebliche Verstrickungen des Irak in die Anschläge vom 11.9. und ähnlichen Vorwänden. Sie würden am Golf den Kopf für die Interessen der Rüstungs- und Ölindustrie hinhalten und sollten den Schritt tun, den er und Zehntausende weitere US-Soldaten im Vietnamkrieg getan hatten, den Dienst zu quittieren. 

Vera Glitscher verlas eine Erklärung der Landesdelegiertenkonferenz des Freidenker-Landesverband Baden-Württemberg in der u.a. auch die von deutschen Medien geschürte feindliche Einstellung gegenüber Muslimen und der islamische Welt kritisiert wird, die allesamt unter Generalverdacht terroristischer Umtriebe gestellt würden. Statt Anti-Islamismus forderten die Freidenker den konstruktiven Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften und den Respekt voreinander.