[home] |
»» Tariq Ali, Noam Chomsky, E. Galeano, Arundathi Roy u.a.: Solidarität mit Libanon und Palästina »»
Eduardo Galeano,
ND, 5.8.
2006
»»
Fotostrecke Spiegel-Online From Beirut to ... those who love
Videobotschaft von Beiruts NGO-Netzwerk
SAMIDOUN Beirut:
Vor und nach Israels Bomben
Multimedia, The
Electronic Intifada, 4 August 2006 Wikipedia Bundesausschusses
Friedensratschlag, 14.9.2006 Haaretz,
12.09.2006 Thomas Hildebrandt, junge Welt,
31.08.2006 Lühr Henken junge Welt, 31.08.2006
Thomas Hildebrandt,
taz, 18.8.2006
Prof. Werner Ruf, 16. 8. 2006 "Bundeswehreinsatz kategorisch abgelehnt" Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zum geplanten Bundeswehreinsatz im Libanon v. 16.8.2006 Amnesty International, 23.08.2006: Libanon: Israel hat vorsätzlich zivile Ziele zerstört Rüdiger Göbel jW, 24.08.2006 Noam Chomsky, ZNet 12.08.2006 Über Israel, Libanon und Palästina Noam Chomsky interviewt von Kaveh Afrasiabi Judith Bernstein, Süddt. Zeitung, 01.08.2006 Nicht
in meinem Namen! FR, 19.08.2006 Karin Leukefeld, jW, 21.08.2006 Der israelische Feldzug gegen Libanon war ungerechtfertigt Umfrageergebnisse aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien zeigen eindeutige Mehrheiten gegen den Krieg Peter Strutynski, junge Welt, 9.8.2006 Hans Voß, ND v.
10. 8. 2006 Swiss-Info 11.8.2006 Umfassendere
Untersuchung des Massakers von Kana verlangt »» Ilan Pappe, Haifa, "Was will Israel?" Georg Meggle, telepolis 08.08.2006: Was steckt hinter dem Libanonkrieg? Uri Avnery, 05.8.2006 Klaus
v. Raussendorff, 5.8. 2006 Armin Köhli,
Wochenzeitung WOZ (Schweiz), 3. 8. 2006 Timur Goksel, SPIEGEL, 27. 7. 2006 Norman Paech, 27.07.2006
jW 28.07.2006 (Rupp): telepolis 27.07.2006 (Sarkis): Counterpunch 25.7.06/
AG-Friedensforschung Kassel Chomsky, Galeano, Pinter, Roy, Saramago,
Vidal u.a. Kommunistische Partei Libanons, 29.7.2006 Thomas Immanuel Steinberg, 2.8.2006 Jürgen Elsässer, junge Welt, 02.08.2006 junge Welt, 2.8.2006 Zbigniew
Brzezinski, Huffington Post, 1.8. 2006 Wolfgang Gehrcke, junge Welt, 1.8.2006 Nach
dem Massaker Protest in Tel Aviv Human Rights Watch, 24.7.2006 Uri Avnery, ZNet, 26.07.2006 Alexander Cockburn, ZNet 21.07.2006 Alain Gresh, Interview, taz, 20.7.2006 Gilbert
Achcar, Socialist Outlook, 1. 8. 2006
Rania Masri, junge Welt, 3.8.2006 Tagesschau, 22.07.2006 Karin Leukefeld, jW,
20.7.2006
Wolfgang Gehrcke, Heike Hänsel,
Monika Knoche, Norman Paech, Berlin, den 20.07.2006 Internat. Anwaltsvereinigung gegen
Atomwaffen IALANA, 20.07.2006 Uri Avnery, 19.7.2006 Robert Fisk, The
Independent/ ZNet, 14.07.2006 Bilder: findet man u.a. auf der libanesischen Internet-Seite
"Save our BELOVED Lebanon..." US-amerikanische Portal Information Clearing House
Englischsprachige Medien Portal: Electronic Lebanon Statement
by Workers in the Public Cultural Sphere in Lebanon
Beirut, July 25, 2006 Haaretz,
12.09.2006 Stephen R. Shalom, ZNet,
7.8. 2006 Charles
Glass, London Review of Books, 17. 8. 2006 Video: George Galloway in Hochform: UN Office for the Coordination of
Humanitarian Affairs OCHA, 9.8.2006 San
Francisco Chronicle 21.7 2006 Juan Cole, Informed Comments, 23.7.2006 Wer sich selbst ein besseres Bild vom "Feind des Westens" machen will, sollte das Interview von Al-Jazeera mit Hasan Nasrallah, dem Generalsekretär der Hisbollah, vom 20.7.2006 lesen. |
Krieg gegen den Libanon und die PalästinenserEine Zusammenfassung von Infos und Analysen über Auswirkungen und
Hintergründe UN-Resolution 1701 - "Resolution zur Fortsetzung des Krieges" Genau einen Monat ließen die USA und seine Verbündeten Israel
Zeit seinen zerstörerischen Krieg gegen Libanon zu führen. 10 Tage mehr als in
den ursprünglich zwischen Israel und den USA vereinbarten 3 Wochen (s. unten
den Abschnitt über deren gemeinsame Ziele) Die Resolution 1701 v. 11.8.2006 ist ein weiterer Meilenstein bei der Demontage der Vereinten Nationen, deren Autorität in weiten Teilen der Welt ohnehin schon gegen null ging. Die Resolution, so die israelische Friedensgruppe Gush Shalom in einer Zeitungsanzeige, sei keine Resolution für einen Waffenstillstand sondern eine "Resolution zur Fortsetzung des Krieges, des Tötens und der Zerstörung". In der Tat fordert der Sicherheitsrat nur von der Hisbollah die "vollständige Einstellung aller Angriffe", Israel soll aber nur seine "militärischen Offensivoperationen" einstellen (wobei keine Instanz angegeben wird, die eine solche Beurteilung vornehmen könnte). Da die israelische Führung bisher alle Aktionen als "defensiv" bezeichnete, so auch Gush Shalom ist eine schnelles Ende der israelischen Angriffe nicht in Sicht. Israel muß sich erst dann zurückziehen, wenn die Hisbollah ihre Gegenwehr einstellte und eine 15.000 Soldaten starke internationale Truppe zusammen mit gleichviel libanesischen Soldaten im Grenzstreifen eingerückt sind. Das kann noch lange dauern. Diese werden zudem erst einrücken wenn die Kampfhandlungen eingestellt sind. Es liegt somit an Israel zu bestimmen, wie lange sie im Libanon noch operieren. In der Folge wird natürlich auch Hisbollah weiterkämpfen. Selbst wenn diese Prognose aufgrund des von Seiten der libanesischen Regierung und der Hisbollah signalisierten Nachgebens zu pessimistisch ist, so ist die völlig einseitig pro-israelische Resolution verheerend -- sowohl aus politischer als auch aus völkerrechtlicher Sicht: Wohl zum ersten Mal in der Geschichte der UNO wird durch eine UN-Resolution einem Aggressor ein Sieg verschafft, den er auf militärischem Weg nicht erreichen konnte. In der Resolution wird die Kriegschuld allein Hisbollah zugeschoben. Es wird so getan, als hätte der Konflikt am 12. Juli mit der Gefangennahme zweier israelischer Soldaten begonnen. Deren Freilassung wird in der Resolution auch gefordert, die von mehreren Tausenden libanesischen Gefangenen nicht. Der umfassende und verheerende Krieg Israels gegen das gesamte
Territorium des Nachbarlandes wird mit keiner Silbe verurteilt. Das Wort Krieg
kommt gar nicht vor, die Rede ist nur vom "Konflikt zwischen Israel und
Hisbollah" Nicht einmal die diplomatisch mit "unverhältnismäßig" umschriebene Brutalität, sowie die Angriffe auf die UN-Beobachter wurden erwähnt, geschweige denn verurteilt. Dabei hatte selbst Kofi Anan angesichts israelischer Angriffe auf zivile Ziele von "Völkerrechtsverletzungen" gesprochen und u.a eine umfassender Untersuchung des Massakers von Kana gefordert. Der UNO-Menschenrechtsrat hatte nur ein Tag zuvor die israelische Angriffe scharf
verurteilt. Für die Resolution votierten die arabischen und islamischen
Staaten, China, Russland, Indien, Südafrika und die meisten der
lateinamerikanischen Ratsmitglieder. Mit "Nein" stimmten die
EU-Staaten sowie Kanada, Japan, Rumänien und die Ukraine. Eine Truppe von 15.000 zusätzlichen Friedenssoldaten soll nun
im Süden Libanons einrücken um den Waffenstillstand zu stützen. Sie hat ein
Mandat, "alle notwendigen Aktionen" zu unternehmen, um dieser Pflicht
nachzukommen. Auch hier wird ignoriert, dass zwischen Mai 2000 und dem 12. Juli
2006 überwiegend Israel die Grenzen verletzt hatte - nachzulesen in den auf Basis der
UN-Beobachter an
der Grenze verfassten, Berichte des UN Generalsekretärs (s. Lebanon
War Question and Answer). . Wenn man die Diskussion im Vorfeld zwischen den Nato-Staaten einbezieht, so bedeutet dies: Nicht klassische Friedenstruppen sind geplant, die die Einhaltung der Waffenruhe kontrollieren, sondern Kampftruppen, vorwiegend wohl aus den europäischen Nato-Staaten und geführt wahrscheinlich von Frankreich, sollen die israelischer Truppen ersetzen. "Alle notwendigen Maßnahmen" heißt den Kampf gegen die Hisbollah fortsetzen, sollte diese sich nicht entwaffnen lassen. Auf diese Weise würden die europäischen Truppen nicht nur an der Seite Israels in den Konflikt eintreten. Damit stünden auch erste kampfbereite Nato-Kontingente an der Grenze Syriens. Kein Wunder, dass sich nun auch führende deutsche Politiker für eine Beteiligung der Bundeswehr stark machen.
Zivile Opfer und Zerstörungen Über das Ausmaß der Zerstörungen durch Israels Zweifrontenkrieg vermitteln die deutschen Medien nur ein sehr unvollständiges und sehr einseitiges Bild, mit Ausnahme - wie üblich - der jungen Welt und dem Neuen Deutschland. Die Zahl der zivilen Opfer im Libanon stieg in den ersten vier Wochen laut dem UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten OCHA auf 1.020 und die Zahl der Schwerverletzten auf 3.500. 960.000 Libanesen (fast ein viertel der Bevölkerung) sind auf der Flucht. (OCHA Situation Report No. 17 Lebanon Response) Hunderte Libanesen wurden in neu aufgebaute Gefangenlager der israelischen Armee in Nordisrael verschleppt. (Xinhua). Unter den Opfern israelischer Bomben im Libanon sind auch zahlreiche Angehörige anderer Nationen (darunter auch eine Familie aus Mönchengladbach), sowie 6 UN-Angehörige, vier davon kamen bei einem offenbar gezielten Angriff auf einen Posten von UN-Beobachtern ums leben. Auf israelischer Seite wurden im gleichen Zeitraum fast 40 Zivilisten Opfer von Raketenangriffen. Israel hat auch nach Verabschiedung der UN-Resolution die Bombardierungen fortgesetzt, Bodentruppen versuchten trotz großer eigenen Verlusten (24 Tote und 85 Schwerveletzte gemäß Spiegel online v. 13.8. ) weiter auf den Litani-Fluß vorzurücken (After U.N. Accord, Israel Expands Push in Lebanon, New York Times). Erneut wurde auch ein UN-Blauhelmsoldat beim Beschuss eines UN-Postens durch israelische Einheiten verwundet. Clusterbomben Die USA haben die Bombenlieferung an Israel beschleunigt (Tagesschau 22.07.2006) darunter lasergesteuerte, Bomben mit einem Gewicht von rund 2300 Kilogramm und mit Sprengköpfen aus hochgiftigen und radioaktiven "abgereichertem" Uran. Karin Leukefeld, die sich in der Region aufhielt, fasste am 20.7. die Folgen der ersten Woche von Bomben auf den Libanon zusammen: "Zeugnisse des Terrors" Der fast schon legendäre Nahostkorrespondent des britischen Independent, Robert Fisk, war ebenfalls vor Ort: "Von meinem Haus aus sah ich, was "Krieg gegen Terror" bedeutet" Das Internet ist voll von zum Teil sehr schockierenden Bilder. Noch verhältnismäßig zurückhaltend, aber dennoch starker Tobak ist die libanesische Internet-Seite "Save our BELOVED Lebanon..." (die nicht nur kritisch gegenüber Israel/USA ist, sondern auch gegenüber Vergeltungsdrohungen aus Syrien und Iran). Desgleichen
, das regierungskritische US-amerikanische Portal Information Clearing House
und die deutschsprachige Seite "Die
Wahrheit" Typisches Beispiel für westlichen "embedded" Journalismus hingegen die Los Angeles Times: Scenes from Mideast Conflict Selbstverständlich sehen israelische Raketenopfer genauso schlimm aus. Doch stehen die Zahl der zivilen Opfer und die angerichteten Schäden in keinem Verhältnis zu denen auf palästinensischer und libanesischer Seite. Und die Hauptverantwortung tragen die, die die Kriege begannen. Gefangennahme der Soldaten war nur Vorwand Beide Kriege wurden von langer Hand zusammen mit den USA geplant, wie u.a. der prominente israelische Friedensaktivist Uri Avnery darlegt: "Israels wahre Ziele - Wie ein Angriffskrieg als »Rettungsmaßnahme« verkauft wird" sowie "Agatha im Regen". (Weitere dt. Übersetzungen seiner Artikel unter http://www.uri-avnery.de) Die Kriegsvorbereitungen laufen bereits seit dem Mai 2000, d.h., seit dem letzten Rückzug Israels aus dem Libanon. "2004 wurde die Militäroperation auf einen Zeitraum von mindestens drei Wochen festgelegt und in den letzten ein zwei Jahren wurde sie quer über alle Führungsebenen simuliert und einstudiert." (Gerald Steinberg, Senior Research Associate am BESA Center for Strategic Studies in The Crime of Lebanon and Palestine. Are Iran and Syria Next?) Unabhängig davon würden sie nicht, wie auch von Seiten der deutschen Regierung behauptet, einen Krieg als Akt der Selbstverteidigung rechtfertigen. Ein Recht zur Selbstverteidung hätte z.B. bestanden, wenn Einheiten der Hisbollah in Richtung von israelischen Städten vorgerückt wären. Da die Gefangenahme aber eine abgeschlossene Aktion war, hätte Israel nach geltendem Recht den Vorfall vor die entsprechenden internationalen Gremien, insbesondere den UN-Sicherheitsrat bringen müssen. Die Kriege müssen zudem in einem größeren strategischen Zusammenhang gesehen werden. Einen sehr guten Einblick gibt hierzu Ilan Pappe, Professor für Politikwissenschaft an der Universität von Haifa und Leiter des dortigen Instituts für Konfliktforschung in "Was will Israel?" Da auch hochrangige Offiziere der Armee zu seinen Schülern zählten, kennt er die Motive der israelischen Armee sehr gut. Regierung und Medien lassen hingegen die aktuelle Eskalation mit den beiden Entführungsaktionen beginnen, blenden die vorangegangenen israelischen Angriffe wie auch den generellen Kontext aus und machen sie so zum Kriegsgrund. Um sich Ungeheuerlichkeit dieser Haltung klar zu machen, muss man sich nur vorstellen, Syrien oder Iran oder auch Russland, hätten auf solche Weise reagiert. Dabei waren die Gefangenahmen ganz offensichtlich nur die bereits erwarteten Vorwände, die Israel mit seinen Gewaltaktionen im Gaza und den Anschlägen im Libanon (zuletzt am 26. Mai 2006) provozierte. Kurz vor dem Angriff der israelischen Armee hatte z.B. die Regierung in Beirut vom UN-Sicherheitsrat in New York eine Resolution verlangt, die die "terroristischen Aktivitäten des Staates Israel" auf libanesischem Territorium völkerrechtlich verurteilt. (siehe: "USA und Frankreich schützen Mossad") Tatsächlich wurde der Angriff schon seit mehreren Jahren vorbereitet. Vor etwas mehr als einem Jahr stellten hochrangige israelische Offiziere die Planung per Power Point Präsentation einem ausgewählten Kreis von US-amerikanischen Militärs, Regierungsmitglieder und Think Tanks in Washington vor (San Francisco Chronicle, 21.7.2006). Der Zeitpunkt des Losschlagens war ebenfalls nicht zufällig: Israel wählt gewöhnlich den Sommer für solche Aktionen, so der US-Nahostexperte Juan Cole in einer ausführlicheren Analyse der israelischen Pläne. Solange in den USA und Europa Urlaubszeit herrscht und die Universitäten geschlossen sind, halten sich die öffentlichen Proteste in den verbündeten Staaten Grenzen. Die Angriffe konzentrieren sich auch nicht auf die Organisationen, die hinter der Gefangennahme der Soldaten stehen, die verheerenden Bombardierungen richten sich gegen das gesamte Land, zerstören die Infrastruktur und töten Hunderte unbeteiligte Zivilisten. Kaum Proteste anderer Staaten Nicht nur die Bevölkerung Libanons ist fassungslos über die Tatenlosigkeit des Rests der Welt. Auch die israelische Friedensbewegung richtet verzweifelte Appelle an die Regierungen und Bevölkerung der europäischen Staaten Israel zum Einhalten zu bewegen. Was das offizielle Europa betrifft so kam nur vom Schweizer Außenministerium eine entschiedene Verurteilung der Angriffe, als unvereinbar mit dem internationalen Recht. In der Schweiz wächst auch sehr stark der Druck im und außerhalb des Parlaments, Waffenlieferung an Israel einzustellen (s. swissinfo). Frankreich hingegen ist auf den amerikanisch/israelischen Kurs eingeschwenkt. 1996, als Israel unter Schimon Peres den Süden des Libanon bombardierte ist der damalige Außenminister Charette hingefahren, hat den Angriff klar verurteilt und gesagt: Ich bleibe bis zum Waffenstillstand. Er blieb 2 Wochen lang. (Alain Gresh, taz, 20.7.2006 Israel ist doch der Angreifer" ). Grüne hinter Israels Kriegskurs – SPD gespalten Davon ist in Deutschland kaum was zu spüren. Aus der SPD gab es immerhin eine Reihe prominenter Mitglieder, wie Heidemarie Wieczorek-Zeul, die eindeutige Kritik an Israels Aggression äußerte. Solche Abweichungen von der herrschenden Meinung ließ der Zentralrat der Juden in Deutschland nicht gelten und forderte umgehend die Entlassung von Wieczorek-Zeul. Die Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden im nahen Osten, (die dt. Sektion der "European Jews for a Just Peace-EJJP") warfen daraufhin dem "Zentralrat" vor, die brutale israelische Kriegspolitik "blind zu unterstützen". Beide Stellungnahme unter http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Aussenpolitik/zentralrat.html Auch die Grünen hoben sich wieder einmal mit ihrer kriegsunterstützenden Haltung hervor, u.a. der sonst recht blasse Grünen-Chef Reinhard Bütikofer. Im Gleichschritt mit der Bush und Merkel verwahrt sich der einst linke Heidelberger "gegen einseitige Schuldzuweisung an Israel." "Ausgelöst worden sei die Eskalation von der Hisbollah mit der Entführung zweier israelischer Soldaten". Auch Gert Weisskirchen tönt (wie so oft gegen besseres Wissen): "Hamas und Hisbollah müssen aufhören, Israel zu provozieren", diktierte er der Berliner Zeitung am Samstag. Dann werde auch Israel sein Militär zurückziehen. Selbst wenn das stimmen würde, so haben sich unsere politischen Eliten offenbar nicht sehr weit von der Logik der Wehrmacht entfernt, die in Griechenland, Jugoslawien und Kreta etc. für jeden gefallenen Besatzungssoldaten den Tod von 50 einheimischen Zivilisten forderte. Kriege völkerrechtswidrig und ein Verbrechen gegen Menschenrechte Doch die Gefangennahme der Soldaten kann keinesfalls einen Krieg rechtfertigen. Schließlich hat Israel Tausende Libanesen nach Israel verschleppt und hält sie dort z.T. seit 25 Jahren gefangen. Unabhängig davon sind die Angriffe auf zivile Ziele nicht nur "unverhältnismäßig", sondern ein Kriegsverbrechen. "Der Beschuss ziviler Ziele im Libanon könne als Verbrechen gegen die Menschenrechte betrachtet werden" so Louise Arbour, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte. Ähnliche Kritik kommt vom Internationalen Roten Kreuz, Israel habe gegen das "Prinzip der Verhältnismäßigkeit" verstoßen (siehe Süddeutsche Zeitung vom 20.7.2006) Deutlicher wird die IALANA, die dt. Sektion der Internat. Anwaltsvereinigung gegen Atomwaffen, in ihrer Pressemitteilung zum Krieg Israels gegen Libanon: Entschiedener noch ist das Urteil des BRussel Tribunal, der belgische Teil des internationalen Iraktribunals, eine sehr aktive Gruppe mit engen Kontakten zu Irakern und unterstützt von einem Beirat aus international bekannten Persönlichkeiten. In ihrer Erklärung vom 21.7. stellen sie fest, dass "Kollektivstrafe völkerrechtswidrig ist" und die Unverhältnismäßigkeit der militärischen Angriffe "Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit" darstellen. Israels mutwillige Bombardierungen libanesischer Zivilisten ist ein so eindeutiges Kriegsverbrechen, dass Staaten verpflichtet wären Libanon zu verteidigen, falls nötig auch militärisch. Da der UN-Sicherheitsrat aufgrund der Beteiligung einer Veto-Macht am Krieg nicht handlungsfähig ist, fordern sie die UN-Vollversammlung auf gemäß der "uniting for peace"-Resolution von 1950 Maßnahmen zu ergreifen, um Israel "zu bändigen" und Frieden herzustellen. Zudem werden u.a. "Divestment drives", das heißt Rücknahme von Investition, gefordert, sowie ein vollständiger ökonomischer Boykott des Staates Israels ( d.h. seiner Organe und Institute). Krieg für gemeinsame expansionistische Ziele Israels und den USA Der Krieg hat auch nichts zu tun mit mehr Sicherheit für die israelischen Bevölkerung, wie viele trotz Kritik an der Unverhältnismäßigkeit einwenden. Im Gegenteil: wie zu erwarten, kam es durch Vergeltungsaktionen sofort zu zig israelischen Opfern. Und jeder weiß, dass das brutale Vorgehen Israels auch brutale Antworten radikaler arabischer Organisationen nach sich ziehen wird. Weder beschränkt sich das Ziel auf die Vernichtung von Hisbollah und Hamas, noch ist es ein alleiniger Krieg Israels. Die Kriege waren mit der US-Regierung abgestimmt und werden auch von Deutschland und den meisten anderen europäischen Staaten unterstützt. Ein erster, von allen getragener Schritt dabei war, Syrien zum Abzug aus dem Libanon zu zwingen. Für Israel geht es darum, so Ilan Pappe im oben erwähnten Artikel,
Ziel ist es nach dem Ausschalten der Hisbollah und linken nationalistischen Organisationen eine Marionettenregierung im Libanon zu installieren, voraussichtlich auch wieder den südlichen Teil dauerhaft zu besetzen. "Israels Rechte hat nie seine expansionistische Ideologie aufgegeben" so Juan Cole im bereits zitierten Artikel. "Die Israelis haben z.B. ein großes Interesse am Litani Fluss im Südlibanon." Da eine Besetzung mit eigenen Truppen - wie die ersten vier Wochen Krieg zeigten - militärisch kaum durchsetzbar ist, ist für Israel die Stationierung von Nato-Truppen die nächstbeste Lösung. Damit würde die Nato-Staaten, wie schon die USA, unmittelbar militärische Bündnispartner bei der Durchsetzung israelischer Interessen. Die israelische Ziele sind wiederum völlig im Einklang mit der hinreichend bekannten US-amerikanischen Strategie für den "größeren Mittleren Osten", die uneingeschränkten Kontrolle der Region zu erringen, indem alle Regime und Organisationen, die dem im Wege stehen ausgeschaltet werden. Afghanistan und Irak waren nur der Anfang. Libanon ist ein weiterer Schritt und die Drohungen gegen Syrien und Iran aus Washington werden massiver. Sollte es gelingen über eine UN-Resolution Nato-Soldaten als Schutztuppen zu stationieren, so stünden erste kampfbereite Nato-Kontingente an der Grenze Syriens. Der bekannte kalifornische Friedens- und Menschenrechtsaktivist Tom Hayden weist in seinem aktuellen Artikel auf zwei Memoranden führender Neokonservativer von 1996 und 1997 hin. Die heute z.T. in führenden Positionen stehenden Autoren drängten darin den damaligen israelischen Premier Benjamin Netanyahu, die Osloer Verträge zu unterlaufen und die palästinensischen Autonomiegebiete wieder zu besetzen, sowie auch den Libanon "zurückzuerobern" und Syrien zu destabilisieren. (siehe Perle, Wurmser, Feith u.a. "A Clean Break: A New Strategy for Securing the Realm", http://www.israeleconomy.org/strat1.htm und Douglas Feith, "A Strategy for Israel," Sept. 1997) Dies blieb auch danach ein wichtiges Ziel des neokonservativen Think Tanks "Project for the New American Century", der die aktuelle Außenpolitik maßgeblich bestimmt. Er setzt sich zudem für eine "Libanisierung" des Nahen- und Mittleren Osten ein, d.h. die "Desintegration von Nationalstaaten" in ein "Chaos von zankenden, sich bekriegenden, kämpfenden Sekten, Stämmen, Regionen und Parteien." Im Irak wird das Konzept mit einigem Erfolg praktiziert (siehe meine neue IMI-Analyse "Der schmutzige Krieg gegen die Zukunft des Irak" Georg Meggle sieht den Libanonkrieg mehr als "Vorab-Präventivkrieg" zum bevorstehenden "direkten Präventivkrieg gegen den Iran" Mithilfe des Libanonkriegs, so seine These, wollen die USA & Israel ihre Ausgangsposition im Krieg gegen den Iran optimieren.Wobei die geplante UN-Stationierung von Truppen (inklusive von Truppen aus NATO-Staaten) im Libanon ist eine wesentliche Komponente dieser Strategie sei.(Georg Meggle, telepolis 08.08.2006: Was steckt hinter dem Libanonkrieg?) Die Analyse Meggles deckt sich in vielen Punkten mit dem obigen, mit eine Reihe zusätzlicher Quellen. Nicht belegen kann er allerdings seine These, dass die Hiszbollah u.a. auch ein "Abschreckungsinstrument" des Irans ist und dass die USA und Israel tatsächlich die Sorge um mögliche iranische Atomwaffen umtreibt, die ja auch im ungünstigen Fall auf Jahre hinaus nicht in Sicht sind. Wer auch einmal lesen möchte, was die geächtete Gegenseite zu alldem sagt: Krieg im Gazastreifen Über den Krieg gegen den Libanon geraten die Angriffe auf den Gazastreifen völlig in den Hintergrund. Oliver Eberhardt erinnert daran: Im Gazastreifen geht der Konflikt zwischen der israelischen Armee und palästinensischen Kämpfern weiter, aber kaum noch jemand spricht davon Bundesregierung - ab nach Den Haag Zum Abschluss ein Kommentar der sehr empfehlenswerten "Friedenstreiberagentur", dem Newsletter des Düsseldorfer Friedensaktivisten Wolfgang Kuhlmann. Er fasst die - aus seiner Sicht wichtigsten - Nachrichten und Hintergrundberichte in wenigen Sätzen zusammen und verschickt dies einmal täglich zusammen mit den Links zu den Quellen in einer Rundmail – sehr nützlich, um einen Überblick zu bekommen, ohne alles lesen zu müssen. Die gesammelten Mails findet man unter http://friedenstreiberagentur.de/ . Abonnieren kann man den kostenlosen Newsletter durch eine Mail an: FriedensTreiberAgentur@gmx.de
|